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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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keine von meinen. Du hast genauso viel Recht, mir etwas vorzuschreiben, wie ein Dienstbote.«
    Verflucht sei er, seiner Feindseligkeit einen Klecks unbestreitbarer Logik beizumischen. Und er erinnerte sie an eine Sorge, die sie bis jetzt auf ihrer kopflosen Jagd nach Rache und Befriedigung nicht miteinbezogen hatte. Sie rang die Hände. »Und was wird aus Miss Collier?« Schritte in der Ferne. Ihr fiel ein, dass sie ihm noch nicht eröffnet hatte, dass sie mit Mr Blackshear und seinem Freund fahren würde anstatt in der verordneten Kutsche.
    »Mit wem?« Seine königliche Stirn runzelte sich und sein Kopf neigte sich mehrere Grad zur Seite.
    »Mein Zimmermädchen. Miss Collier.« Ihr Puls hämmerte plötzlich. Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können? Wer sollte sich um Jane kümmern, wenn sie es nicht tat? »Ich möchte sie mitnehmen.« Ihre Gedanken rasten. Sie hatte fast vierhundert Pfund. Sie konnte sich ein bescheidenes Haus nehmen und Will dazu überreden, wieder mit ihr in die Spielhöllen zu gehen. »Den Schmuck kannst du behalten, und alles, was du je für mich gekauft hast. Ich will nur das Mädchen.«
    Falsch, falsch, falsch! Wie konnte sie so dumm sein? Eine erfahrene Spielerin sollte es besser wissen. Sie hatte ihm gerade eine Waffe in die Hand gegeben und ihm gezeigt, wohin er zielen musste.
    »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein.« Er warf ihr einen Schulterblick zu und erhob die Stimme. Jemand war im Raum, jemand, der das Folgende nur allzu gern mit anhören sollte. »Sie ist ganz hübsch, deine Magd. Sie kann mich unterhalten, während ich mich nach einer neuen Mätresse umsehe.«
    Er wollte ihr natürlich wehtun, sie beleidigen und ihr vor Augen führen, wie wenig Macht sie über ihn hatte. Vielleicht hatte er das gar nicht wirklich vor.
    Einerlei. Seine Worte entfesselten zwei Furien in ihr: die Wut darüber, dass sie das Mädchen nicht schützen konnte, und den Zorn auf alle Männer, die je geglaubt hatten, Frauen existierten nur zu ihrem Vergnügen. Ohne nachzudenken, machte sie einen Satz und schlug zu, so hart sie konnte.
    Sein Arm kam so schnell. Einen Augenblick lang war die ganze Welt heißer Schmerz, erst dann verstand sie die Ursache. Ihr Gesicht. Sein Handrücken. Sie taumelte zurück in helfende, unbekannte Arme. Geräusche, undeutliche Bewegungen, und als das Flimmern vor ihren Augen nachließ, lag Edward auf dem Aubusson.
    Mr Blackshear, der über ihm stand, fuhr herum und blickte mit grimmiger, dringlich fragender Miene an ihr vorbei zu der Person, die sie hielt. Die Antwort schien positiv auszufallen, denn er fuhr abermals herum und blickte wieder auf den Teppich. »Schicken Sie Ihre Sekundanten zu Lord Cathcart in London. Wir stehen jederzeit zur Verfügung.«
    Edward nickte und rieb sich das Kinn. Ihr Kinn schmerzte ebenfalls. Ihre Wange brannte. Er hatte sie geschlagen.
    Ihr ganzer Körper fühlte sich an wie brechende Eierschalen. Er hatte sie geschlagen, und Mr Blackshear hatte ihn geschlagen, und jetzt würden sie es mit Pistolen austragen. »Tut das nicht«, sagte sie. »Das will ich nicht.«
    Doch niemand antwortete ihr. Es war geschehen, und weder Worte noch Taten noch abgrundtiefe, herzzerreißende Reue ihrerseits konnten es ungeschehen machen.
    »Was nun, Blackshear?« Lord Cathcart hing auf der gegenüberliegenden Bank, ein Arm auf der Lehne, und schwankte mit der Bewegung der Kutsche. Die erste halbe Stunde der Fahrt hatten sie über unverfängliche Themen gesprochen und in stummer Übereinkunft so getan, als sei nichts Außergewöhnliches vorgefallen. Doch irgendwann war Lydia schläfrig geworden und immer weiter zur Seite gesackt, bis ihr Kopf auf Wills Schulter zu liegen gekommen war, und jetzt konnten sie über Dinge sprechen, die sie vor ihr nicht diskutiert hätten.
    »Zielen üben, schätze ich.« Verflucht sei das Schicksal und die Art und Weise, wie es mit ihm spielte. Er hätte Roanoke auch gleich damals an seinem ersten Abend im
Beecham’s
dazu provozieren können, ihn herauszufordern. Es hätte ihnen beiden eine Menge Zeit und all den Ärger dazwischen erspart.
    Der Viscount schüttelte den Kopf. »Am Ausgang des Duells zweifle ich nicht. Das ist so gut wie gewonnen.« Von seinem Sekundanten hätte Will auch keine andere Antwort erwartet. »Ich frage dich, was du wegen der Dame zu unternehmen gedenkst.«
    »Ich weiß es nicht.« Selbstvorwürfe, seine treuesten Begleiter, wanden sich wie Würgeschlangen um ihn. »Ich wünschte, ich könnte etwas

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