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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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mitzunehmen. Ich kann sagen, dass deine Krankheit jegliche Unzucht zwischen uns verhindert hat.«
    Doch Edward war nicht so blauäugig, einer solchen Geschichte Glauben zu schenken. Und selbst wenn man ihn davon überzeugen konnte, dass sie und Mr Blackshear die Dinge nicht vollzogen hatten, würde er sie immer noch der bloßen Absicht bezichtigen. Sie hatte sich ihm vor der versammelten Gesellschaft widersetzt. Das würde er ihr nicht so bald verzeihen.
    Ihre Bestrafung schien sogar bereits in die Wege geleitet zu sein: Als sie nach einem Dienstmädchen klingelte und es zu Mr Roanoke schickte, um ihr weinrotes Musselin und ein sauberes Hemd zu holen, kam das Mädchen mit leeren Händen zurück. Ihre Kleidung sei aus Mr Roanokes Zimmer verbannt worden. Sie solle das Kleid von gestern anziehen und in Mr Roanokes Arbeitszimmer vorstellig werden.
    Ihr Magen rumorte, als sie sich aufmachte. Mr Blackshear hatte sich zuerst angezogen und war vorausgegangen, um den Viscount zum Aufbruch zu bewegen und vermutlich Edward von ihrer Abreise in Kenntnis zu setzen. Vielleicht befand er sich sogar jetzt gerade im Arbeitszimmer, um ihr notfalls mit seiner niemals wankenden Entschlossenheit beizustehen.
    Doch nein. Sie trat durch die geöffnete Tür und fand einen Gentleman bei Edward vor, der wie ein Verwalter aussah. Edward blickte auf, als sie über die Schwelle trat, und bedeutete ihr, ohne sein Gespräch zu unterbrechen, sich auf einen Sessel zu setzen und zu warten, bis sie an der Reihe war.
    Sie ging zum Sessel, setzte sich jedoch nicht, sondern blieb stehen. Seiner Anordnung zu folgen hätte zu schuldbewusst ausgesehen. Sie war vielleicht besorgt und ein wenig erschrocken über ihre eigene Kühnheit in den letzten fünfzehn Stunden, und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie und Edward sich nach dem Verrat der letzten Tage je wieder aussöhnen sollten – doch eins war sie ganz sicher nicht: schuldbewusst.
    Er sprach noch weitere fünf Minuten mit dem Verwalter, und als der Mann gegangen war, stand er vom Schreibtisch auf und ging zum Fenster hinüber, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Breitbeinig stand er da und legte die Hände hinter dem Rücken zusammen. »Hattest du einen angenehmen Abend?«, fragte er giftig.
    »Einen ebenso angenehmen wie du, hoffe ich.« Falls er sie zur einzig Schuldigen in diesem Theater machen wollte, stand ihm eine Enttäuschung bevor.
    »Ich gratuliere. Hör zu.« Er reckte das Kinn. Er drehte sich nicht um. »Deine Sachen sind bereits gepackt. Du hast zwanzig Minuten, um zu frühstücken und dich zu verabschieden, falls du das wünschst. Du und dein Koffer fahrt nach Witham, von wo aus du die Postkutsche nehmen kannst. Ende der Woche, wenn ich nach London zurückkehre, wirst du aus dem Haus in der Clarendon Street verschwunden sein. Ist das klar?«
    Die Hälfte ihrer Organe fiel ins Bodenlose, die andere Hälfte krampfte sich zusammen. Natürlich hatte sie gewusst, dass das der Preis für ihre Ausschweifung sein könnte. Mehr noch: Sie musste gewusst haben, wenn sie sich’s recht überlegte, dass sie nie wieder mit ihm ins Bett gehen konnte, egal wie er über die Sache dachte. Und dennoch trieb es ihr die Wut ins Gesicht und ließ sie gleichzeitig frösteln, dieses Urteil gesprochen zu hören.
    »So ist das also.« Sie verschränkte ihrerseits die Arme im Rücken und trat mehrere Schritte auf ihn zu. »Ich bin eine Ware, die nach Belieben verschachert und herumgereicht werden kann, wenn es dir passt, ja? Aber ansonsten habe ich enthaltsam zu bleiben und zu schweigen, wenn du mir deine eigenen Übertretungen unter die Nase reibst?« Diese Meuterei würde ihr rein gar nichts bringen – selbst wenn sie ihn dazu brächte, die Ungerechtigkeit zuzugeben, würde sie nicht zu ihm zurückgehen –, doch die Worte sprudelten trotzdem hervor. »Dir steht es frei, dich mit anderen Frauen zu vergnügen, sobald sie dir ins Auge springen, sogar wenn wir fürs Theater verabredet waren, und ich darf zu Hause sitzen, brav warten und dir keine Fragen stellen, wenn wir uns das nächste Mal sehen?«
    Da drehte er sich um, und seine haselnussbraunen Augen glühten vor Wut, die er kaum unterdrücken konnte. Er hatte sie nie geschlagen, nicht einmal. Doch sie war sich dessen nie ganz sicher gewesen. »Ich bin der Gentleman. Du bist die Mätresse.« Eine Pause von zwei Sekunden, in der ein Muskel in seinem Gesicht zuckte. »Seit sieben Monaten bezahle ich alle deine Ausgaben. Du bezahlst

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