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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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ihre entsetzliche Stärke und ihre gnadenlose Liebe, die in dieser Welt seine einzige Erlösung war.
    Und kam, erhob Anspruch auf sie, ergab sich ihr, einer Frau, die so wundervoll gebrochen war, dass sie einen seelenlosen Mann lieben konnte.

21
    Er schlief fast sofort ein, er war völlig am Ende. Als die Atemzüge langsam und gleichmäßig wurden, schlüpfte sie aus dem Bett, verließ das Schlafzimmer und zog geräuschlos die Tür hinter sich zu. In der Ecke, in der ihr Koffer stand, war gerade noch genug Platz für sie; mit angezogenen Knien sank sie zwischen Koffer und Wand auf den Boden, vergrub das Gesicht in den Händen und weinte, bis sie vor Trauer zitterte.
    Er würde nie erfahren, was es sie gekostet hatte, seine Geschichte anzuhören. Nie. Hätte sie irgendwelche Emotionen gezeigt, so hätte er sein gequältes Herz sofort wieder verschlossen und all seine Kraft darauf verwendet, sie zu trösten. Dabei hatte er seine Last weiß Gott lange genug getragen, und es war verdammt noch mal höchste Zeit, dass jemand stark genug war, zuzuhören und Zeuge des ungeheuren Ausmaßes dessen zu werden, was er durchgemacht hatte, und zwar vom Anfang bis zum bitteren, herzzerreißenden Ende.
    Doch war es richtig gewesen, so zu ihm zu sprechen? Sie ballte die Fäuste und presste sie sich vor die Augen. Sie hätte gütig sein und ihm die Wahrheit sagen können.
Du
bist
ein guter Mann. Der feinste, den ich kenne. Du hattest miserable Karten und hast sie so gut gespielt, wie es überhaupt möglich war. Es ist weder an mir noch an irgendeiner Kirche, über den Zustand deiner Seele zu richten.
    Doch gewiss hatte er erwartet, dass ein Zuhörer diese Dinge sagen würde. Und er hätte sie nicht geglaubt. Er hätte gedacht, sie würde sie nur sagen, weil sie nicht das Herz hatte, der entsetzlichen Verderbtheit gegenüberzutreten, die unter seiner Haut wohnte.
    Jetzt wusste er, dass sie vor nichts zurückschrak. Das Schlimmste, was er über sich sagen konnte, reichte nicht aus, um sie abzuschrecken. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte sie seine düsterste Beichte angehört und mit der düstersten Beichte geantwortet, die sie ihrerseits machen konnte.
    Ich liebe dich.
Sie fuhr mit den Fingern über die Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Er war so dankbar gewesen, es zu hören. So erleichtert. Sie würde es nicht bereuen, auch wenn nichts als Leid darauf folgen konnte.
    Noch ein paar Minuten lang ließ sie den Tränen freien Lauf. Als sie sich ausgeweint hatte, schlich sie zurück ins Schlafzimmer. Eine einsame Kerze brannte noch immer; sie löschte sie und kroch unter die Decke. Er murmelte im Schlaf und drehte sich um. Seine Hand berührte ihre. Bewegungslos lag sie da, maß seine Atemzüge und die Abstände dazwischen und staunte über die Stelle, an der ihre Körper sich berührten – die Fingerknöchel seines Zeige- und Mittelfingers, ihr Handrücken.
    »Will.« Nur ein Wort. Wenn er aufwachte, würden sie reden. Wenn nicht, würde sie ihn schlafen lassen.
    »Mhm?« Ihr Bedürfnis war wie ein Angelhaken, der ihn unbeirrt aus dem Schlaf zog.
    Sie atmete langsam ein. Langsam aus. »Ich kann dich nicht zu diesem Duell gehen lassen.«
    Sie spürte, wie er schläfrig nach der besten Methode suchte, sie zu beruhigen. »Gräm dich nicht.« Seine Hand streichelte über ihren Arm. »Schlaf jetzt. Lass das Duell meine Sorge sein.«
    »Ich kann dich nicht sterben lassen. Und ich kann dich nicht …«
Ich kann dich nicht noch einen weiteren Tod auf dein Gewissen laden lassen.
War ihm denn nicht klar, wie wichtig das war?
    »Es läuft nicht zwangsläufig auf einen Tod hinaus.« Jetzt wurde er langsam wach. »Manchmal wird nur jemand verwundet. Eine oder beide Parteien könnten das Ziel gänzlich verfehlen.« Seine Hand blieb an ihrem Handgelenk, und Daumen und Zeigefinger umschlossen es wie ein Armband. »Jedenfalls kann ich der Verteidigung deiner Ehre jetzt erst recht nicht den Rücken kehren. Das musst du doch einsehen.«
    »Ich sehe es
nicht
ein.« Ihre Stimme war wund vor Verzweiflung. Sie hatte all ihre Trümpfe ausgespielt: dass die Lebenden auf ihn angewiesen waren, dass sie ihn in den Spielhöllen brauchte, sogar dass es ihr das Herz brechen würde, ihn zu verlieren. Was konnte sie jetzt noch versuchen? »Meiner Meinung nach geht die Ehre einer Frau nur sie selbst etwas an.«
    »Die Ehre einer Frau geht auch ihren Mann etwas an.« Wie Wasser fluteten seine Worte den Raum bis in alle Ecken, bevor ihre Zunge ihr wieder

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