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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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halten und einfach einschlafen.
    Zwei Sekunden verstrichen in Stille. Dann erhob sie sich und schob ein Knie über ihn. Ihre Handflächen kamen neben seinen Schultern auf der Matratze zu liegen und sie sah ihm fest in die Augen. »Fick mich«, sagte sie. »Ich will, dass du mich fickst.«
    Alles in ihm schreckte zurück. Das jetzt zu tun, einer so düsteren und ernsten Beichte Fleischeslust folgen zu lassen würde ihn den letzten Rest seines Anstands kosten. »Das kann ich nicht.« Konnte sie das denn nicht verstehen? »Nicht nach dem, was ich dir gerade erzählt habe.«
    »
Jetzt
plötzlich bist du zimperlich?« Kalt und vorwurfsvoll funkelten ihre Augen im Halbdunkel. »Nichts von alledem, was du mir erzählt hast, ist neu. Das war doch alles schon wahr, als du mich das erste Mal geküsst hast.« Sie senkte ihre Hüfte, bis sie auf ihm saß und ihre feuchte Wärme seine achtbaren Ambitionen verhöhnte. »Es war wahr, als du in Chiswell mit mir ins Bett gegangen bist. Als du deinen Mund auf mich gelegt hast. Als du verlangt hast, dass ich
alles
von mir mit ins Bett bringe. Als ich im Korridor im
Oldfield’s
für dich gekniet habe, und als ich vor diesem Spiegel da drüben für dich gekniet habe.« Sie bewegte sich, kaum merklich, und – verdammt sei seine Seele – er wurde schon wieder steif. »Was auch immer dich jetzt davon abhält, hätte dich doch wohl da auch schon abhalten sollen.«
    »Ich hätte es dir sagen sollen, ich weiß, und dir die Wahl lassen.« Sein ganzer Körper verweigerte den Gehorsam: Seine Hände wanderten auf ihre Arme. »Aber ich konnte dir nicht widerstehen. Ich kann dir nicht widerstehen. Nicht mal jetzt.« Da war seine Schwäche, vor ihr offenbart.
    »Du bist nicht so ehrenhaft, wie du gern wärst.« Ihre Hand verließ die Matratze und tastete nach seinem Glied – schändlich, unanständig steif – und ließ es in sich gleiten.
    So oft, wie er sie zurückgehalten hatte – wie oft hatte sie sich
Lydia, das ist nicht das, was ich will
anhören müssen? – hätte dies doch wohl der Moment sein sollen, wo er darauf bestand, bevor er in Abscheu vor sich selbst ertrank. Stattdessen bäumte er sich in ihr auf und stöhnte laut. Und nicht nur vor Lust – es war so unendlich tröstlich, zu wissen, dass sie ihn immer noch wollte. Zu wissen, dass sie trotz der schlimmsten Dinge, die er ihr sagen konnte, zumindest noch diese Verwendung für ihn hatte. Eine liebevolle, respektable, verständnisvolle Frau hätte das niemals getan.
    Ihre Hände stützten sich wieder auf die Matratze, und ihr eiskalter Blick kam näher. »Du bist kein guter Mann, Blackshear«, flüsterte sie.
    »Ich weiß.« Es fühlte sich an, als würde ihm das Fleisch zentnerweise aus dem Leib geschnitten. Er schloss die Augen.
    »Du brichst dein Wort, du fickst anderer Männer Frauen, und du hast nicht mal mehr eine Seele vorzuweisen!«
    Ein Stich heißer, trauerbefleckter Lust durchfuhr ihn. »Ich weiß.« Er ruckte das Kinn und nickte.
    »Du hast dich als ehrenvoller Mann ausgegeben, als du mit mir ins Bett gestiegen bist, doch das warst du nie.«
    Er schüttelte den Kopf, die Zähne fest zusammengebissen. Er hatte sie verraten. Er hatte sich selbst verraten. Es gab keine Entschuldigung auf der Welt.
    »Du hast deine Seele verwirkt, als du das Herz dieses Mannes angehalten hast, und du bekommst sie nie, nie wieder zurück.«
    »Ich weiß.« Noch ein Zentner Fleisch. Er hatte diese Wahrheit nie laut aussprechen wollen. Er hielt den Atem an, als ihn abermals die Lust durchzuckte, trotz seiner Verzweiflung, und schüttelte den Kopf.
Hör auf. Mehr kann ich nicht ertragen.
Das waren die Worte, die er hätte sagen sollen, doch er wusste nicht mehr, wie man sie aussprach.
    Und er wusste, es wäre zwecklos, um Gnade zu bitten. Dieses Wort hatte für das Wesen, das ihm in die Augen sah, keinerlei Bedeutung.
    Sie starrte auf ihn herab, seine Richterin und seine Verführerin, abstoßend wie der Adler, der jeden Tag von Prometheus’ Leber fraß, und er ebenso machtlos wie der Titan, an seinen Felsen gefesselt, aufgerissen, seine dunkelsten, unaussprechlichsten Geheimnisse offenbart.
    Ihre Augen verengten sich. Sie presste die Lippen zusammen. Lehnte sich einen Zentimeter vor. »Ich liebe dich«, hauchte sie, gerade laut genug, damit er es hörte.
    Er sog die Luft ein, die lebenserhaltende Luft, in einem einzigen, tiefen Atemzug. Und dann packte er sie mit unnachgiebigem Griff, rollte sie unter sich und stieß in sie, in ihre Wahrheit,

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