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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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sich, um die Antwort aus ihr herauszukitzeln, die er hören wollte.
    »Ja.« Das war der Anfang der Kapitulation.
    »Und du mich. Willst du mich?«
    »Ja.« Ein heftiges Zittern ergriff sie.
    »Und ich dich. Bist du jetzt mein?« Gleißende Dringlichkeit loderte in seinem Blick.
    Ein Wort:
ja.
Eine kurze Silbe, doch es hätte auch eine Arie voller hoher Cs sein können, so absolut unmöglich war es Lydia, ihr Ausdruck zu verleihen.
    Stattdessen gab sie ihm unartikulierte Schreie, begierig und wild, und schlug in seinen Armen um sich, damit er wusste, welche Lust sie verspürte. Der Höhepunkt war in Sicht, er war ganz nah, und dann kam er über sie, blendete sie, sodass sie das Bild von sich und ihm nicht mehr sehen konnte, schloss alles aus, was er murmelte, beraubte sie aller Sinne und ließ sie in Flammen aufgehen wie einen heidnischen Scheiterhaufen.
    Als das Feuer hinuntergebrannt war, hing sie schlaff in seinen Armen, die sie an Brust und Taille hielten, damit sie nicht fiel. Sie öffnete die Augen, und darauf hatte er nur gewartet: Er legte ihr die Arme unter Knie und Schultern, hob sie hoch und trug sie ins Bett. Dann streifte er endlich seine Kleider ab und kam zu ihr.
    »Du bist ein sündhafter Mann, Will Blackshear!« Sie hätte beinahe erröten können bei der Erinnerung an den Ausdruck in seinen Augen, als er zugesehen hatte, wie er sie völlig verrückt gemacht hatte. »Du versuchst, den Gentleman zu spielen, aber du bist durch und durch verdorben!«
    Jetzt hätte er sie auf sich ziehen sollen, oder sich auf sie rollen. Als er sich ausgezogen hatte, hatte sie gesehen, dass er bereit war.
    Doch er lächelte nur, ein dünnes Lächeln, das ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war. Seine Augen wurden ernst und blickten an ihr vorbei.
    Sie hatte etwas Falsches gesagt.
Sündhaft
. Er hatte Gründe, sich für noch schlimmer zu halten, und sie hatte ihn daran erinnert. Und plötzlich war sie bereit, sich anzuhören, was er ihr zu sagen hatte.
    Sie drehte sich auf die Seite. Mit der rechten Hand ergriff sie ihn beim Arm. »Du kannst es mir jetzt erzählen.« Sie wartete, bis seine Augen sich verdunkelten und ihr zeigten, dass er sie verstanden hatte. »Sag es mir, Will. Ich will es wissen.«
    Einen Augenblick lang zog sich jeder Muskel in seinem Körper zusammen im Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen. Er sollte zumindest die Kerzen ausmachen. Wenn ihr Gesicht vor Grauen erblasste, wäre das vielleicht mehr, als er ertragen konnte.
    Doch das würde ihr Gesicht natürlich nicht tun. Ihre Gefühle zeichneten sich nie dort ab. Mit ihrem ausdruckslosen Falkenblick lag sie auf der Seite und sah ihn an. War das besser als Grauen oder schlimmer?
    Er holte Luft. »Es hat etwas mit Talbot, dem Mann der Witwe zu tun. Darauf bist du vermutlich schon gekommen.«
    Sie nickte. Ihre Finger legten sich sanft um seinen Arm.
    Er würde es ihr erzählen. Gott helfe ihm. Obwohl seine Liebe für sie nicht erwidert werden konnte, obwohl sie keine Zukunft hatten, in der sie sich aufeinander verlassen, des anderen Leid mittragen und einander vor den kalten Winden der Welt schützen würden, würde er ihr alles erzählen.
    »Er wäre vielleicht sowieso gestorben, Mr Talbot.« Das hatte der Feldscher gesagt. Es gab keinen Grund, daran zu zweifeln. Er richtete den Blick auf die Decke, wo ein Riss im Putz sich von einer Ecke bis in die Mitte des Raums zog.
    »Aber du gibst dir die Schuld.« Keine Wärme, kein Urteil. Sie sprach lediglich eine Tatsache aus.
    »Ich hätte ihn nicht bewegen dürfen.« Er verspürte die bleischwere Kapitulation in sich, als alle Erinnerungen zurückkehrten. Bilder, Geräusche, Gerüche und erdrückende Verzweiflung. »Er war in einen Kavallerieangriff geraten und an der Wirbelsäule verletzt worden, und …« Er holte abermals Luft, angestrengt dieses Mal, so als wäre er zu lange unter Wasser geblieben. »Und er war nicht gestorben. Er hatte stundenlang im Schlamm zwischen den Leichen gelegen, mit entsetzlichen Schmerzen, bevor ich ihn fand. Und danach auch noch.«
    Er warf ihr einen Blick zu. Noch immer die ausdruckslose Miene. Man hätte meinen können, sie höre solche Geschichten jedes Mal, wenn sie mit einem Mann ins Bett ging.
    »Und es war Nacht. Ich war erschöpft, und ich konnte keinen der Krankenträger dazu überreden, ihn zum Lazarett zu bringen. Ich verlor langsam die Hoffnung, dass ihm noch jemand helfen würde, und da habe ich ihn schließlich selbst getragen, und … alles nur noch

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