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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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zuckte hierhin und dorthin, während sie nach der richtigen Formulierung suchte. »Ich dachte, sie wäre nur eine entfernte Bekannte von dir.«
    »Wer hat die Herausforderung ausgesprochen?« Andrew war an Nebensächlichkeiten wie dem Namen der Dame oder dem genauen Verhältnis, in dem sie zu Will stand, nicht interessiert, sondern ging gleich ans Eingemachte, wo er vielleicht noch etwas retten konnte. »Kann sie zurückgenommen werden?«
    »Auf keinen Fall.« Hinter dem Rücken rang Will die Hände, das einzige Anzeichen des Ärgers, den er verspürte. Er war sechsundzwanzig, er war im Krieg gewesen und zurückgekehrt, und trotzdem schien sein Bruder der Meinung zu sein, dass er mit solchen Dingen nicht allein zurechtkam. »Ich habe ihn niedergeschlagen, als ich gesehen habe, wie er sie geschlagen hat. Eine Entschuldigung kommt nicht infrage.«
    »Dass du in einem Duell ums Leben kommst, kommt nicht infrage! Hast du eine Ahnung, welche Sorgen sich deine Schwestern gemacht haben, als du in Belgien warst?« Andrew war rot angelaufen und sah so aus, als könnte er jeden Augenblick mit bloßen Händen den Stuhl zerlegen, auf dem er saß. »Du bist noch kein Jahr wieder zurück. Ich werde nicht zulassen …« Abrupt riss er eine Hand vom Stuhl los und fuhr sich damit über die Stirn. Und zum ersten Mal verstand Will wirklich, wie schlimm sein Verlust für die Familie wäre.
    Sein würde. Falls sie ihn nicht durch das Duell verloren, dann durch das, was kurz danach stattfinden würde. Er zwang sich einen Schritt vorwärts. »Es tut mir leid. Ich wünschte, ich müsste euch das nicht antun. Aber ich beabsichtige, dieses Duell auszutragen, und vorausgesetzt, dass ich weder getötet noch festgenommen werde, beabsichtige ich, Miss Slaughter danach zu heiraten.«
    Oh Gott. Er hätte sie besser vorbereiten sollen. Kitty starrte ihn an, als hätte er plötzlich überall Pusteln, Nick rutschte immer weiter auf die Stuhlkante, und Andrew sah aus, als würde er jeden Moment explodieren.
    »Ich bin mir durchaus bewusst, was das für eure Familien bedeuten wird. Bitte glaubt mir, dass mir diese Entscheidung alles andere als leicht gefallen ist.« Er spürte, wie ihm sechsundzwanzig Jahre der Zuneigung, der Sticheleien und der heimlichen Scherze durch die Finger rannen. Doch er hatte gewusst, was der Preis sein würde. Wenigstens kam es nicht unerwartet. »Ich kann nur sagen, dass der Krieg mich und meine Ansichten verändert hat. Unter anderem sehe ich nicht ein, weshalb ich eine Dame – eine Dame von mindestens ebenso hoher Geburt wie wir – für die Entscheidungen, die ihr ein wenig beneidenswertes Schicksal aufgezwungen hat, verurteilen soll.«
    Marthas ohnehin schon aufrechte Haltung wurde so steif, dass man danach hätte mauern können, und abrupt legte sie eine Hand auf die ihres Mannes. »Mrs Mirkwood und ich wären geehrt, wenn Sie sie uns als Erstes vorstellen würden«, sagte dieser, so als sei nichts Ungehöriges geschehen.
    Will sackte unter dem plötzlichen Gewicht der Dankbarkeit beinahe zu Boden. Er biss die Zähne zusammen und nickte, denn seine Gefühle waren zu empfindlich, um sie in Worte zu fassen.
    Nick schnaubte und sprang auf. »Ja, Sie finden das gut, nicht wahr? Daneben sehen Sie beide geradezu respektabel aus.« Er fuhr zum Fenster herum und kehrte dem Scherbenhaufen, der einmal eine Familie gewesen war, den Rücken.
    »Ich fand sie sympathisch.« Ruhige Entschlossenheit schwang in Marthas Stimme. »Ihre Sorge um ihr Dienstmädchen spricht für sie. Und in verzweifelten Lagen tun die Menschen eben, was sie tun müssen.«
    Ihre Schwester war weniger großherzig. Ihre Töchter waren älter als Marthas, und das Übel, das diese Verbindung für ihre Aussichten bedeutete, war dementsprechend natürlich auch stärker in Kittys Bewusstsein. »Ich glaube dir gern, dass sie eine anständige Person war, die sich nicht aus freiem Willen zu einem solches Leben entschlossen hat. Ich bin auch gern bereit, zu glauben, dass sie ihr Dienstmädchen und ihre sonstigen Untergebenen beispielhaft behandelt.« Händeringend rutschte sie weiter vor. »Aber verstehst du denn nicht, dass das alles nicht den geringsten Unterschied macht?«
    »Auch ein Gentleman aus gutem Hause kann sich nicht immer aussuchen, wo die Liebe hinfällt«, steuerte ihr Mann neben ihr beschwichtigend bei.
    »Entschuldigt bitte, aber er kann gerne lieben, wen er will.« Nick fuhr herum und legte die Hände auf die Sessellehne. »Gentlemen verlieben sich

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