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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Freund vorgeschlagen, er solle Miss Slaughter im Stich lassen, oder als Mätresse aushalten, um einen Skandal zu vermeiden. In dieser Welt war eine solche Verbindung vielleicht gar nicht so etwas Besonderes.
    Er stellte das Glas ab und lehnte sich vor. »Fuller.« Der Alkohol musste ihm wohl prompt zu Kopf gestiegen sein. »Ich werde ein Einkommen brauchen, falls ich das Duell überlebe. Kein großes – das Geld, was wir gewonnen haben, ist schon eine ganz annehmbare Absicherung –, aber wenn ich heiraten will, brauche ich eine feste Geldquelle.«
    Er hielt kurz inne, um Luft zu holen. Den Mann das zu fragen war mehr als unverschämt. Aber zum Teufel damit! Er würde vielleicht sowieso nicht mehr lange leben. »Die Eigenschaften, die du an mir als zukünftigem Investor geschätzt hast … Könnte ich die womöglich in einer anderen Funktion einbringen? Es geht nicht nur um das Geld, weißt du. Ich hatte mich darauf gefreut, ein Teil von all dem hier zu werden. Ich habe mich über Schiffe und Schifffahrt schlaugemacht.« Jetzt hatte der Branntwein von seiner Zunge Besitz ergriffen. Er gebot ihr Einhalt. Er hatte gesagt, was er hatte sagen wollen, und konnte die Antwort abwarten.
    Fuller rieb sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. »Wenn die Amerikaner kommen, könnte ich dich allerdings gebrauchen.« Er schwieg eine Weile lang abwesend und überlegte, wo Will sich einbringen könnte. »Komm nach dem Duell vorbei, wenn es dir möglich ist.« Er grinste wieder. »Wenn du versprichst, deine Frau ab und zu mitzubringen, damit sie sich meine Bücher ansieht, dann lässt sich da vielleicht was machen.«
    Seine Frau. Das klang hervorragend. Wenn er es schaffen würde, seine eigene Hochzeit zu erleben, bestand Grund zur Hoffnung. Sie würden hart arbeiten müssen, beide, und sich vom bloßen Überleben zum Komfort vorkämpfen. Mit der Aussicht auf ein Einkommen konnte er auch wieder daran denken, einen Teil seiner Spielgewinne für Mrs Talbot anzulegen.
    Irgendwo in ihm zuckte ein Muskel. Das schlechte Gewissen. Wie sollte er es sich verzeihen, falls er der Witwe falsche Hoffnungen gemacht hatte, und sie nun enttäuschen musste? Und wenn er in ein paar Tagen sterben würde? Mit den knapp zweitausendachthundert Pfund, die er eingespielt hatte, konnte er eine Frau unabhängig machen. Nicht zwei.
    Abermals presste er den Manschettenknopf in seinem Daumen, doch die Schuldgefühle zuckten nur stärker. Irgendwann in den nächsten Tagen würde er nach Camden Town fahren müssen und in den sauren Apfel beißen, jegliche falsche Vorstellungen bezüglich seiner Absichten klarzustellen. Doch wie er das Versprechen, dass er Talbot gegeben hatte, einlösen, und gleichzeitig der Frau, die jetzt allen Anspruch auf sein Herz hatte, die Zukunft sichern sollte, war eine Rechenaufgabe, die größere mechanische Begabung und tieferes Verständnis erforderte, als er aufbieten konnte.

22
    Die Ehre einer Frau, hatte er gesagt, ginge auch ihren Mann etwas an. Dann ging die Ehre des Mannes doch wohl auch die Frau etwas an, und seine Schulden und Verpflichtungen waren auch die ihren. Und so kam es, dass sie jetzt vor dem Eingang des kleinen Hauses in Camden Town stand und darauf wartete, dass die Witwe Talbot ihren Mantel holte, um mit ihr einen Spaziergang zu machen.
    Lydia wand sich die Kordeln ihres Retiküls immer und immer wieder neu ums Handgelenk, bis die Börse fest in ihrer Hand lag. Er war ausgezogen, sich dem Zorn seiner Familie zu stellen, hatte auf dem Zettel gestanden, und danach von seinem Geschäftsverhältnis mit Mr Fuller zurückzutreten. Sie war zu spät aufgewacht, um ihn daran zu hindern. Doch um nichts in der Welt würde sie ihm die Chance geben, diese ernsteste seiner Verpflichtungen nicht einzuhalten. Nicht in ihrem Namen.
    »Es ist sehr gut von Ihnen, noch mal vorbeizukommen.« Mrs Talbot kam die Treppe herab, und vorsichtige Höflichkeit schwang in ihren Manieren mit. Das Mitleid kam, trotz Lydias fester Vorsätze. Diese Frau hatte ihren Mann auf eine Weise verloren, die zu entsetzlich war, um sie sich vorzustellen. Und sie würde auch nicht den Trost haben, Mrs Blackshear zu werden. Es wäre für beide nur grausam gewesen, wenn Will sie geheiratet hätte, mit dem Geheimnis, das er trug. Das war ihr jetzt klar.
    »Es ist sehr aufdringlich von mir. Bitte verzeihen Sie. Gehen wir?« Sie wandten sich nach Süden. Die Röcke der Witwe schwangen im Rhythmus mit den ihren. Zeit, die Schultern zu straffen und es

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