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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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ihr soeben etwas ins Ohr flüsterte. Eine düstere Wut braute sich in Will zusammen.
    Nein, nein, nein! Er trug bereits die Verantwortung für eine Dame, die nicht ihm gehörte, und die Anspruch auf sein ganzes Mitleid und sein ganzes Ehrgefühl hatte. Warum zum Teufel sollte er sich in das Schicksal einer Frau einmischen, die sein gut gemeintes Anerbieten verachtete? Die ihn verdammt noch mal um hundertachtzig Pfund betrogen hatte, die zu verlieren er sich nicht leisten konnte?
    »Ich gehe ins Kartenzimmer«, sagte er abrupt und stieß sich von der Wand ab. Disziplin! Er war hier, um Geld zu gewinnen, nicht um sich nach den falschen Frauen zu verzehren. Von nun an würde er sich auf seine Aufgabe konzentrieren.
    Und das tat er vorbildlich, sogar nachdem Roanoke hereingeschlendert war und ihm gegenüber Platz genommen hatte, Mätresse auf dem Schoß. Um vier Uhr morgens hatte Will hundert Pfund mehr, als er mitgebracht hatte, und sein Kopf war immer noch so klar wie sechs Stunden zuvor, als er in den Club gekommen war. Wie üblich waren einige der Männer um ihn herum eingeschlafen, und mehrere der übrigen waren betrunken genug, um so manche Fehlentscheidung zu treffen, wenn sie an der Reihe waren. Die Aussichten waren in jeder Hinsicht viel versprechend. Natürlich musste Miss Slaughter, die seit etwa einer Stunde für Roanoke spielte, ganz am Ende einundzwanzig aufdecken, sodass sie in der nächsten Runde nicht nur mit dem Geben an der Reihe war, sondern auch die Bank bekommen würde.
    Will schob seine Karten aufgedeckt über den Tisch und zögerte, seine Hand zurückzuziehen, gerade lange genug, um ganz leicht Miss Slaughters Fingerspitzen zu berühren. Zum ersten Mal an diesem Abend sah sie ihn an.
    Er würde sie in keiner Weise kompromittieren. Doch falls sie ihn verstehen wollte, musste ihr klar sein, was er dachte.
Ich passe auf, was du mit diesen Karten tust. Glaube bloß nicht, dass du mich ein zweites Mal hereinlegen kannst!
    Sie zeigte keine Reaktion. Ihr Blick ruhte teilnahmslos auf ihm wie auf einer Tapete, während ihre Hände aus allen Richtungen die Karten zusammenschoben. Sie blickte einen der anderen Spieler an, und erst als sie einen zufälligen Haufen vor sich liegen hatte, wandte sie sich den Karten zu.
    Falls sie irgendwelche Tricks anwandte, war jetzt der Zeitpunkt. Doch sie klopfte lediglich den Stoß gerade und begann zu mischen, und zwar ziemlich behäbig, bevor sie ihren linken Nachbarn abheben ließ. Dann teilte sie die erste Karte aus, auf deren Grundlage jeder Spieler setzte.
    Mit Daumen und Fingern nahm Will die Karte auf, sodass seine und ihre Fingerabdrücke zusammenfielen. Karo-Ass. Teufel! Sie
wollte
ihn in Versuchung führen.
    Ihm gegenüber betrachtete sie ihre eigene Karte, und ihre Stirn kräuselte sich leicht. Vielleicht spielte sie heute ehrlich. Vielleicht hatte sein warnender Blick Erfolg gehabt. Jetzt, da er darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass sie die Karten beim letzten Mal angesehen hatte, als sie sie zusammengeschoben hatte. Vermutlich hatte sie sie irgendwie heimlich sortiert.
    Teufel noch mal. Ein Ass! Was wäre er für ein Mann, wenn er da nichts riskierte? Er schob fünfundzwanzig Pfund in die Mitte.
    Eine zweite Karte wurde ausgeteilt. Will schielte unter die Ecke und erblickte eine Pik-Drei. Vierzehn insgesamt, oder vier, wenn er wollte. Mit der dritten Karte konnte er unmöglich überkaufen, und er hatte zwei Möglichkeiten, auf einundzwanzig zu kommen. Wenn er natürlich als Nächstes eine Zehnerkarte aufdeckte, würde das die Aussichten ändern. Eine harte Vierzehn wäre wesentlich weniger attraktiv.
    Sein Nachbar beendete seinen Zug und Miss Slaughter blickte ihn wieder an. »Möchten Sie noch eine Karte kaufen?«
    »Ich könnte auch twisten! Es sei denn, Sie haben die Regeln geändert?« Es waren die ersten Worte, die sie wechselten, seit er sie überredet hatte, sich von ihm nach Hause begleiten zu lassen. Dass er sich dessen bewusst war – dass sie viel besser miteinander bekannt waren, als sie schon den ganzen Abend über vorgaben –, war die einzige Entschuldigung dafür, dass ihre Frage ihn nicht sofort stutzig gemacht hatte.
    »Natürlich«, murmelte sie mit gesenktem Blick, wie aus Verdruss über ihren Fehler. »Kaufen oder twisten.«
    Jetzt wurde er
sehr
stutzig. Sie kannte die Regeln. Daran zweifelte er kein bisschen.
    Sie hatte mit voller Absicht gesprochen. Sie riet ihm, zu kaufen.
    Zu wessen Vorteil jedoch? Wollte sie ihm helfen, oder machte

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