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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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gegen den Drang an, auf ein Zeichen zu warten, auf ein nur ihm verständliches Zeichen der Anerkennung dessen, was geschehen war.
    Sie sah nicht auf. Im Gegenteil, sie lehnte sich mit schweren Augenlidern zurück an die Schulter des Mannes, auf dessen Knien sie saß, und legte träge eine Hand an dessen Kinn.
    Recht so. Mochte es ihm eine Lehre sein. Er nahm seine Handschuhe und zwängte ungeduldig die Finger hinein, während er davonging.
    Sie kann dich nicht leiden. Sie will dich nicht. Sie ist weder großzügig noch freundlich.
Gute, stärkende Worte, die er sich den ganzen Weg über vorsagen sollte.
    Doch bei jedem Mal fragte er sich, was in sie gefahren sein mochte, ihm seine hundertachtzig Pfund zurückzugeben.

5
    Mit einem geheimnisvollen Lächeln strich die Frau im Spiegel über den indigoblauen Stoff ihres Kleids und über die blauen Seidenbänder, die sich auf ihrem Busen kreuzten und direkt darunter die Fülle des Stoffs rafften. Wo die meisten ihrer Kleider ihre Kurven lediglich andeuteten, stellte dieses sie ungeziert und ohne jede Entschuldigung zur Schau. Das war die Form, die zu ihr gehörte.
    »Es steht dir sehr gut, ich wusste es.« Maria hatte ihr gemustertes weißes Musselinkleid bereits anprobiert und sah mit selbstzufriedener Miene von einem Stuhl aus zu. »Der Schnitt schmeichelt deiner Figur, aber es ist nicht ganz so gewagt wie das violette.«
    »Mir gefällt das violette besser.« Eliza stand vor dem nächsten Spiegel und verrenkte sich den Kopf, um den Rücken ihres eigenen Kleids zu bewundern, einer aufregenden Kreation aus Goldstickerei mit einer breiten roten Borte. »Das hier überlässt bis auf deinen Busen alles der Fantasie. Das violette wird fast an dir kleben, wenn du dich bewegst.«
    Das würde es. Das Unterkleid aus gestrickter Seide war so figurbetont geschnitten, dass darunter kaum Platz für einen einzigen Unterrock sein würde. Das Überkleid hatte einen traditionelleren Schnitt, aber es war aus so dünner Gaze, dass jeder, der Augen hatte, das eng anliegende Unterkleid darunter bewundern konnte, soviel er wollte.
    »Sie sind beide prachtvoll.« Maria stand auf, um Lydias geschlitzten Ärmel zurückzuziehen, damit mehr von der königsblauen Seide darunter zum Vorschein kam. »Aber ich finde, zu Mr Moss’ Musikabend solltest du dieses hier tragen.«
    Eliza stöhnte. »Er erwartet nicht wirklich, dass wir kommen, oder? Einer gefallenen Frau könnte man so etwas Langweiliges ruhig ersparen, finde ich. Warum muss ich genauso viel Harfengeklimper und Gejaule in einer Sprache, die kaum die Hälfte der Anwesenden versteht, über mich ergehen lassen wie ein respektables Fräulein?«
    »Kurtisanen
sind
respektabel, wie oft muss ich dir das denn noch sagen?« Maria warf einen missbilligenden Blick Richtung Spiegel, während sie den zweiten Ärmel zurechtzupfte. »Selbst eine Musikbanausin wie du sollte den gesellschaftlichen Anlass zu schätzen wissen. Weiß Gott eine willkommene Abwechslung vom Spielclub.«
    Lydia strich abermals mit der Handfläche über den Stoff. Sie sollte das Kleid jetzt wieder ausziehen und einpacken lassen. »Mr Roanoke hat davon gesprochen, nächsten Monat eine Hausgesellschaft zu geben. Hat er das einem eurer Gentlemen gegenüber erwähnt?«
    »Eine Hausgesellschaft?« Eliza fuhr herum. »Na, das klingt doch viel versprechend! Was meinst du, wird er Captain Waterloo einladen? Ungebundene Herren machen sich bei einem solchen Ereignis immer gut.«
    Ungebundene Herren. Captain Waterloo. Also wirklich. »Er ist kein Captain. Er
war
Leutnant, aber er hat sein Patent verkauft, also ist er jetzt vermutlich gar nichts mehr.« Die Worte klangen nicht sehr anmutig in ihren Ohren. So dankte sie ihm also seine Freundlichkeit gegenüber Jane.
    Aber sie hatte sie ihm bereits beim Spiel gedankt, oder etwa nicht? Man musste sich solche Großzügigkeit ja nicht zur Gewohnheit werden lassen. »Er ist einfach nur ein Gentleman«, sagte sie nach einer Pause. So viel war dem Anstand geschuldet. »Einfach nur
Mr Blackshear
, falls ihr seinen Namen wissen wollt. Habe ich gehört.« Sie winkte einer der Ankleidedamen und verschwand in der Kabine.
    »Blackshear.« Eliza ließ sich den Namen wie eine reife Orange auf der Zunge zergehen. »Gefällt mir.«
    Na dann konnte Eliza sich ja mit ihm vergnügen, wenn sie alle nach Chiswell fuhren. Warum auch nicht? Vermutlich würde es ihm guttun. Wenn er seinen Drang, den Retter spielen zu wollen, ablegen konnte, würde er sich mit ihr

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