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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Scheitern, nicht nur in der Bank, sondern auch was die Fürsorge für ihr Dienstmädchen betraf. Die Scham in jenem Moment, als sie Mrs Mirkwood für etwas anderes als seine Schwester gehalten hatte. All das konnte sie nun hinter sich lassen, wenn sie sich stattdessen an die Wut über eine weitere männliche Anmaßung klammerte.
    Sie fuhr herum und wand die Schnur ihres Retiküls abermals um ihr Handgelenk. »Sie haben mir gar nichts zu erlauben. Oder zu verbieten.« Ohne Knicks wandte sie sich ab und ließ ihn stehen.
    Offenbar hatte sie ihn keine Sekunde lang überrumpelt. Sofort war er da, schnell wie ein Schatten sowohl bei Tag als auch bei Nacht, immer an dem Ort, wo sie hinwollte, jedoch diesmal mit einem der Tageszeit angemessenen gebührenden Abstand. »Ich habe mich unglücklich ausgedrückt.« Er neigte das Haupt, um ihr in diesem Punkt zuzustimmen, doch als er sie wieder ansah, funkelte in seinen kaffeebraunen dunklen Augen noch immer dieselbe Entschlossenheit. »Was ich sagen wollte, ist, dass ich Sie keinesfalls allein durch die Straßen Londons wandern lassen werde. Ich kann nicht glauben, dass Sie mir etwas Derartiges zutrauen. Hätte ich geahnt, dass das Ihre Absicht ist, hätte ich niemals der Entführung Ihres Dienstmädchens zugestimmt.«
    Nein. Wag es ja nicht, dir um mich Sorgen zu machen!
»Ich bedaure das Missverständnis.« Sie atmete einen leichten Stärkegeruch ein. Er hatte sich heute besondere Mühe mit seiner Krawatte gegeben. Oder vielleicht mit seinem Hemd, dessen frisches Leinen sich bei jedem seiner Atemzüge unter seiner kupferfarbenen Weste hob und …
    Wie dem auch sei. Sie schüttelte sich innerlich. »Wenn Sie auch nur zwei Sekunden lang darüber nachdenken, werden Sie mir sicherlich zustimmen, dass es meinen Interessen ganz und gar nicht dienlich wäre, mit einem anderen Mann gesehen zu werden, und erst recht nicht mit einem, der in einer zugespitzten Diskussion über mich bereits die Aufmerksamkeit meines Beschützers auf sich gezogen hat.«
    Fehler. Fehler. Seine Augen weiteten sich, er biss die Zähne zusammen und schien irgendwie größer und breitschultriger zu werden. Er machte Anstalten, sie an der Schulter zu berühren, zog seine Hand jedoch abrupt zurück, so als hätte er sich verbrannt. »Soll das …« Sein Blick wanderte ihr Gesicht auf und ab, auf der Suche nach Hinweisen. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie etwas von ihm zu befürchten haben?«
    Sein wilder, eindringlicher Blick ließ sie erschaudern. Er hatte kein Recht, zu fragen oder sie so anzusehen. Er irrte sich vollkommen, und überhaupt ging es ihn nichts an. »Er schlägt mich nicht, falls es das ist, was Sie sich vorstellen. Aber wenn er mich für untreu hält, könnte ich seinen Schutz verlieren. Grund genug zur Besorgnis, das versichere ich Ihnen.«
    Er musterte sie, wie er vermutlich oft unzuverlässige Soldaten gemustert hatte. Seine dichten schwarzen Brauen zogen sich zusammen, während er die Aufrichtigkeit ihrer Worte einzuschätzen versuchte. »Also gut«, sagte er schließlich. »Dann folge ich Ihnen in zwei Metern Entfernung. Niemand wird sehen, dass wir zusammengehören.«
    »Ein Block Entfernung wäre besser.«
    Er schüttelte den Kopf, kurz, aber bestimmt. »Ein Block ist zu weit, um noch helfen zu können.«
    »Ich weiß nicht, was Sie sich vorstellen, dass mir …«
    »Ihr Beutel«, sagte er, ohne den Blick von ihrem Gesicht abzuwenden. »So, wie Sie ihn halten, vermute ich, dass Sie mehr darin haben als einen Fächer und ein Taschentuch. Jeder halbwegs zurechnungsfähige Dieb wird dasselbe vermuten. Aus sechs Schritt Entfernung kann ich einen Mann noch einholen, aber auf einen ganzen Block möchte ich es lieber nicht versuchen.«
    Muskulös und entschlossen, wie er war, sah er aus, als könne er beim Pferderennen mithalten. Sie selbst würde er jedenfalls mühelos einholen, sollte sie einen Fluchtversuch unternehmen. Sie schlug den Blick nieder und lockerte die Kordel des Retiküls.
    »Es tut mir leid, Miss Slaughter.« Er hatte die Stimme gesenkt. »Ich weiß, ich klinge herrisch, und ich verstehe, dass Sie sich davon gekränkt fühlen. Aber Sie werden mich trotzdem nicht davon abbringen, Sie sicher nach Hause zu bringen, und je länger wir hier stehen und diskutieren, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass wir zusammen gesehen werden, wie Sie befürchten.«
    Sie sah kurz auf. Seine Augen funkelten energisch.
Er braucht das.
Federleicht schwebte die Erkenntnis herbei. In ihrem

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