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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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einfach: Jedes Mal, wenn man verliert, verdoppelt man den Einsatz.« Viel besser. Sie fühlte sich gleich viel ruhiger. »Sagen wir, du setzt einen Penny, und du verlierst. Dann setzt du danach zwei Pennys. Wenn du dann gewinnst, hast du deinen Penny zurück, plus einen Penny Profit.«
    Das Mädchen nickte pflichtschuldig und legte die Perlen ordentlich auf ein lackiertes Tablett.
    »Natürlich kannst du wieder verlieren, und dann bist du schon drei Pennys im Minus. Aber wenn du in der nächsten Runde vier Pennys setzt, und gewinnst, hast du alle drei zurück, plus einen mehr.« Sie schloss die Augen und beugte den Kopf nach unten, damit Jane die Haarnadeln herausziehen konnte. »Das Prinzip und das Ergebnis sind immer gleich, egal wie oft man seinen Einsatz verdoppeln muss. Irgendwann gewinnt man eine Runde und bekommt seine Verluste zurück, plus einen Penny. Aber das System hat einige klare Nachteile.« Sie öffnete die Augen und sah ihr Dienstmädchen im Spiegel an. »Kannst du dir denken, welche?«
    »Na ja, es ist ein ziemlicher Aufwand für einen Gewinn von bloß einem Penny.« Jane ließ eine Handvoll Haarnadeln in eine Schale purzeln und griff nach der Haarbürste.
    »Es muss ja kein Penny sein. Man nimmt vermutlich eher zehn Pfund, oder fünfzig, oder hundert. Theoretisch bekommt man in einem Martingalespiel seine Verluste zurück und erhält dazu eine Wetteinheit Profit, egal, wie groß diese Wetteinheit ist.« Ein ungehorsamer Gedanke schoss dazwischen:
Mr Blackshear
hätte das
sofort verstanden.
    Und dann ein noch schlimmerer:
Vielleicht hätte er trotzdem gern darüber diskutiert. Nackt, im Bett.
    Das war alles Edwards Schuld. Er hatte sie allein gelassen, und jetzt gab sie sich Tagträumen von andern Männern hin. »Der größte Nachteil ist, dass das System nur mit einem unbegrenzten Budget funktioniert.« Sie hob die Arme, damit Jane ihr das Kleid aufschnüren konnte. »Eine sehr lange Pechsträhne ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Auch wenn man mit tausend Pfund in einen Spielclub geht, wäre, selbst wenn man mit nur zehn Pfund beginnt, bei neun Niederlagen in Folge Schluss. Man hätte fünfhundertelf Pfund verloren und nur vierhundertneunundachtzig übrig, also könnte man nicht mehr verdoppeln.«
    »Ich habe noch nie eine Dame kennengelernt, die so gut mit Zahlen umgehen kann, wie Sie. Dürfte ich Sie bitten, aufzustehen?«
    Indigoblaue Seide – oder
dunkelblaue
, wie manche sagten – umgab sie einige Sekunden lang und unterbrach sie in ihrem Vortrag. Zwei knöchellange Unterröcke folgten. Dann sah sie sich im Spiegel, in Hemd und Korsett, und fuhr unbeirrt fort. »Was für mich aber noch problematischer ist: Die Strategie geht davon aus, dass die Gewinnchancen bei jedem Einsatz gleich hoch sind. Bei Vingt-et-un erkennt der aufmerksame Spieler jedoch von Runde zu Runde
variierende
Gewinnchancen. Wenn der Stoß viel versprechend ist, muss man höhere Einsätze machen. Auf keinen Fall sollte man verdoppeln, wenn die Chancen schlecht stehen.«
    »Verstehe.« Jane hatte gelernt, das an passenden Stellen zu sagen, ob sie verstand oder nicht. »Dann werden Sie sicher etwas Besseres erfinden.« Sie teilte Lydias Haar und legte es ihr zu beiden Seiten über die Schultern, bevor sie begann, das Korsett aufzuschnüren.
    »Falls ja, werde ich es dir beibringen.« Lydia neigte wieder den Kopf. »Du wirst deine Freundinnen um all ihre Pennys bringen.«
    Sie machte einen ziemlich wilden Eindruck, wie sie so unter ihren Wimpern und zwischen den offenen Haaren hervorblickte. So würde ein Mann sie sehen, wenn er sie eigenhändig auszog, bevor er mit ihr ins Bett ging.
    Ärger peitschte sie, und sie zwang sich, den Blick von ihrem Spiegelbild abzuwenden.
Bett.
Haha. Als ob der ausgeblichene Teppich dort oben nicht ausreichen würde. Er könnte sie auch einfach über den Tisch legen und ihre Röcke anheben, oder sie gegen die Tür drängen und auf ihre Zehenspitzen hochziehen.
    Nein. Sie wäre immer noch zu klein. Er würde unelegant in die Knie gehen müssen, wie es große Männer immer taten, wenn sie sich unbedingt stehend paaren wollten. Sie könnte dem abhelfen, indem sie sich an ihn klammerte, so als klettere sie auf einen Baum, ein Bein auf seiner Hüfte und das andere um seinen Rücken geschlungen. In dieser Position konnte man nicht lange verweilen und sich Zeit für Nettigkeiten lassen. Sie würden ihre Neugier mit ungehemmter, unemotionaler Effizienz befriedigen, und fertig.
    Würden

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