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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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heikler, als es hätte sein sollen. »Ich habe einen Bekannten im Holzhandel«, sagte er schließlich. »Er möchte sich ein zweites Schiff anschaffen und braucht das nötige Kapital. Ich wäre sein Teilhaber und bekäme einen guten Anteil des Gewinns.«
    »Gut genug, um sich und eine weitere Person zu versorgen.«
    »Richtig.« Die Karte drehte sich schneller. Seine Stirn runzelte sich und er starrte auf seine Finger.
    »Eine Dame?« Gütiger Gott. Das ging sie doch nichts an.
    »Wie bitte?« Die Karte kam zum Stillstand und hing zwischen zwei Fingerspitzen. Er sah sie entgeistert an.
    »Ich wollte nicht – ich dachte nur …« Sie war es nicht gewohnt, zu erröten. Plötzlich konnte sie ihm nicht in die Augen sehen und heftete den Blick auf die Kerzen zu ihrer Linken. »Als wir uns auf der Straße getroffen haben, als Sie aus Camden Town kamen, da hatten Sie so feine Kleider an, und ich …«
Was in Gottes Namen tat sie da?
»Wie man sie vielleicht zu einem Damenbesuch trägt.«
    »Stimmt. Richtig.« Kurze, knappe Antworten, so als könne er sich nicht auf seine Stimme verlassen.
    »Es war nur so eine Vermutung. Es tut nichts zur Sache.« Der Ruß der Kerzen drang ihr in die Augen. Großartig. Jetzt sah es so aus, als sei sie wegen der Dame in Tränen ausgebrochen. »Jedenfalls hoffe ich, dass Sie über meinen Vorschlag nachdenken werden, oder sich wenigstens überlegen, ob Sie mir helfen wollen, herauszufinden, in welchen Clubs Damen Zutritt haben, und wo die Regeln, die ich erwähnt habe, zur Anwendung kommen. Wissen Sie vielleicht, wie spät es ist?« Sie waren auf jeden Fall schon viel zu lange hier.
    Er suchte in seinen Kleidern und brachte eine Uhr zum Vorschein. Schnell wischte sie sich mit den Fingerknöcheln die Augen, während er den Deckel aufschnappen ließ. »Viertel nach zwölf. Wir können hier Schluss machen. Ich verstehe das System, jetzt brauche ich nur Übung.« Er sah sie einen Augenblick lang an, die geöffnete Uhr noch immer in der Hand, als suchte er nach etwas, das er sagen konnte. Dann lächelte er. »Eine ganze Menge Übung, wenn ich in den Spielhöllen mit Ihnen mithalten soll.«
    Er hatte zugestimmt! Erleichterung durchfuhr sie in warmen Wellen und kappte die Verbindung zwischen Gedanken und Worten – vielleicht war es auch allein sein Lächeln gewesen. »Sie sollten bald beginnen. Bevor zu viel Zeit verstreicht.« Die nächsten Worte jonglierte sie wie heiße Kartoffeln, halb gewillt, sie fallenzulassen. »Sie könnten zu mir kommen. Ungefähr ab drei Uhr bin ich allein. Die meisten Nachmittage verbringe ich sowieso mit solchen Dingen.«
    Sie hatte den Kopf gesenkt, um die Karten einzusammeln, daher konnte sie nur erahnen, welche Wirkung ihre Worte hatten. »Es tut mir leid.« Die Uhr schnappte zu, das Geräusch wurde von seiner Hand gedämpft. »Aber unter den gegebenen Umständen halte ich das für keine gute Idee.«
    Er hatte recht. Das war ja das Schlimme. Sie wusste noch viel besser als er, was passieren würde, wenn Edward erführe, dass ein anderer Mann zu Besuch gewesen war. Und Jane eine solche Heimlichtuerei aufzubürden wäre ungerecht. »Wie Sie meinen.« Sie schob die Karten über den Tisch und tastete nach ihren Handschuhen. Es würde einige Zeit dauern, bis sie ihre Finger hineingezwängt hatte, und sie brauchte erst wieder aufzublicken, wenn er gegangen war.
    Sein Stuhl schrammte über den Teppich, als er ihn vorschob, und seine schwarz gekleidete Gestalt stand auf und erschien am Rande ihres Gesichtsfelds. Vielleicht würde er sich verbeugen. Sie würde zu sehr mit ihren Handschuhen beschäftigt sein, um es zu sehen. Sie zog sich den rechten über das Handgelenk und bahnte sich mit den Fingern den Weg hinein. Undeutlich nahm sie wahr, wie er das Kartenspiel einsteckte und sich entfernte. Ein, zwei, drei, vier Schritte über den Teppich zur Tür. Das war’s.
    »Lydia.« Seine Stimme wanderte zu ihr zurück wie eine Hand, die sie zwang, sich umzudrehen. Er hatte sich nicht umgedreht. »Verdammt. Muss ich es laut sagen?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Ihr Puls hämmerte ihr bis zum Hals.
    Seine Schultern hoben und senkten sich mit einem tiefen Atemzug. Sein Gesicht wandte sich gerade weit genug um, dass sie beinahe sein Profil sehen konnte. Seine Hand blieb auf dem Türknauf liegen. »Ich möchte wahnsinnig gern mit dir ins Bett.«
    »Aber ich dachte, es sollte nichts passieren!« Sie klang heiser und verstört, wie eine Frau, die in einem

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