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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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brennenden Bett aufgewacht war.
    »Das wird es auch nicht. Aus mehreren Gründen, nicht nur wegen Mr Roanoke.« Er drehte den Türknauf. »Wir flirten zum Spaß, und das können wir auch weiterhin. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich …« Er vollendete den Satz nicht, sodass sie sich vorstellen konnte, was er alles nicht tun würde. »Aber mach dir keine Illusionen. Ich will dich. Ich will dich schon seit jenem ersten Abend, an dem du mich geprellt hast.«
    Sein Tonfall war in die Tiefe hinabgestiegen, halb Schatten, halb dunkle Schokolade, wie seine Augen.
    »Und wenn ich zu dir nach Hause käme, und dein Bett nur eine Tür entfernt wüsste … Ich hätte Angst, dass ich deine Interessen vergesse. Und meine. Und ich kann es mir nicht …« Er brach plötzlich ab, legte den Kopf in den Nacken und richtete den Blick zum Türsturz. »Ich habe genug Fehler gemacht, glaub mir. Einen weiteren kann ich nicht gebrauchen.« Eine Sekunde der bleiernen Stille folgte. Dann verneigte er sich und war verschwunden, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Besser so. Denn bei dem Sturm, der in ihrem Kopf tobte, und dem Frosch, der ihr im Hals saß, hätte er lange darauf warten müssen.
    »Wollen Sie dieses Kleid denn nie tragen?« Jane stand an der Mangel und hob zwischen Daumen und Zeigefinger den hauchdünnen violetten Stoff an. »Sie haben es jetzt schon anderthalb Wochen, und Mr Roanoke hat es noch gar nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Ich warte noch auf die richtige Gelegenheit.« Mit dem Bleistift in der Hand schob sich Lydia eine Haarsträhne hinters Ohr. »Und Mr Roanoke gefällt das, was ich anhabe, sehr gut.«
    »Mhm.« Das Mädchen überlegte. »Ist das Sarsenett? Das Schwarze?«
    »Ich weiß nicht. Irgendeine gestrickte Seide jedenfalls. Schwarz, sagst du? Ich dachte, es sei ein dunkles Violett.« Der Bleistift wurde stumpf. Zweimal hatte sie ihn schon angespitzt, und bald würde sie schon wieder zum Messer greifen müssen.
    Drei Schwierigkeiten gab es bei Vingt-et-un im Wesentlichen: Erstens musste man Wetten auf seine Kartenhand abschließen. Zweitens musste man die jeweilige Runde spielen. Und drittens musste man sich eine langfristige Wettstrategie zurechtlegen. Denn eine vernünftige Strategie hing von Wahrscheinlichkeiten ab, und je länger der Beobachtungszeitraum, desto genauer
Ich möchte wahnsinnig gern mit dir ins Bett.
    Sie kniff die Augen zu. Nein. Öffnete sie. Richtete den Blick auf den Zettel mit den Zahlen, Buchstaben, Klammern und Wurzelzeichen, die allesamt noch zu keiner idealen Strategie geführt hatten. Sie bemerkte, dass die Knöchel der Finger, mit denen sie den Bleistift umklammerte, weiß hervortraten.
    Das war doch lächerlich. Sie war doch keine verschämte Jungfrau! Und so, wie Mr Blackshear immer mit ihr flirtete, musste ihr doch klar gewesen sein, dass er nichts gegen ein kleines Abenteuer einzuwenden gehabt hätte. Er war ein Mann, verflixt noch mal! Männer hatten nie etwas dagegen. Warum zum Teufel zauberte die Tatsache, dass er es offen zugegeben hatte, ihr einen nervösen Schmetterlingsschwarm in den Bauch?
    Ein leises Räuspern riss sie aus ihren Gedanken. Das Mädchen stand noch immer an der Mangel, die Hände verschränkt. »Möchten Sie noch lange auf ihn warten?«
    Lydia verrenkte den Hals nach der Uhr auf dem Frisiertisch. Es war nach Mitternacht. Edward hatte um zehn kommen wollen. Sie legte den Bleistift hin und stand auf. »Ich habe noch einiges zu tun, aber ich kann mich auch vorher fertig machen. Mr Roanoke muss etwas dazwischengekommen sein.« Das kam gelegentlich vor. Jane machte sie zurecht und frisierte sie zum Ausgehen, und dann fand Edward eine interessantere Beschäftigung und versetzte sie.
    Das machte keinen guten Eindruck auf eine junge Dame.
Wahre Männer tun so etwas nicht
, sollte sie ihr sagen.
Ein Mann, dem du etwas bedeutest, hält sein Versprechen.
Doch wie konnte sie? Arthur hatte sie wirklich etwas bedeutet, und dennoch hatte sein Versprechen unter dem Gewicht der elterlichen Missbilligung nachgegeben wie morsche Dielen.
    Zu viele Männer drängten sich in diesen kleinen Raum. Edward. Arthur. Mr Blackshear und seine kühnen Geständnisse. »Jane, weißt du, was eine Martingale ist? Beim Glücksspiel?« Sie setzte sich an den Frisiertisch und zwang sich wieder zur Konzentration.
    »Ich glaube nicht. Ich habe immer nur um Pennys gespielt.« Jane zog den Perlenschmuck, den sie Stunden zuvor in Lydias Frisur gesteckt hatte, wieder heraus.
    »Das Prinzip ist

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