Das Versprechen der Kurtisane
Herren erwünscht bin. Es gehöre sich nicht.«
»Das tut mir leid.« Es sollte ihm sogar ausgesprochen leidtun, ihr nicht mehr beim Austeilen zusehen zu dürfen, als Einziger in ihre Hexerei eingeweiht. »Und jetzt wollen Sie in den Spielhöllen Ihr Glück versuchen?« Es sollte Clubs geben, in denen Damen mit den Herren spielten.
»Ich will nirgends
mein Glück versuchen
. Himmel!« Was war er doch für ein schändlicher Mann, dass er es so liebte, von ihr zurechtgewiesen zu werden. »Ich sagte doch bereits, dass ich mich nie auf das Glück verlasse. Ich habe einen Plan.«
Natürlich hatte sie das. Und das bedeutete mit ziemlicher Sicherheit, dass er sie nur noch selten zu Gesicht bekommen würde. Er setzte sich auf und sammelte die Karten ein, um sich mit etwas anderem zu beschäftigen als mit der plötzlichen herben Enttäuschung. »Und König Kieferknochen hat nichts dagegen, seine Abende an einem solchen Ort zu verbringen?« Und seine Frau mitzunehmen? Etwas mehr Stolz hätte er ihm schon zugetraut.
»König Kieferknochen hat nichts damit zu tun. Haben Sie nicht aufgepasst, Blackshear?« Sie verschränkte die Hände auf dem Tisch und sah ihm direkt in die Augen. »Mit
Ihnen
will ich dorthin.«
9
Er war nicht begeistert. Sie sah es an der scharfen senkrechten Falte auf seiner Stirn.
Vielleicht hätte sie noch etwas mehr flirten sollen. Vielleicht hätte sie das violette Kleid anziehen sollen. Nicht zu ändern. Sie lehnte sich vor.
»Wir spielen beide nicht zum Spaß. Sie tragen die Verantwortung für andere Menschen, sagten Sie einmal, und ich trage die Verantwortung für mich selbst. Ich muss eine bestimmte Summe gewinnen, und zwar schnell.«
»Ich ebenfalls.« Er drehte die Karten um, eine nach der anderen. Die Falte war immer noch da. Er blickte auf. »Stecken Sie in Schwierigkeiten?«
»Nicht mehr und nicht weniger als jede Dame, deren Absicherung von den Launen eines Mannes abhängig ist. Ich möchte mich von dieser Sorge befreien und denke, dass mir dafür zweitausend Pfund reichen müssten.«
»Hat Mr Roanoke denn keine Vorsorge für Sie getroffen?« Stirnrunzelnd betrachtete er die Karten. »Ich dachte, das sei so üblich, wenn es … dazu kommt. Ich dachte, man vereinbart gleich am Anfang etwas.«
»Normalerweise ist das so.« Sie räusperte sich. »Doch Sie haben vielleicht gehört, dass ich in einem Freudenhaus gearbeitet habe, als Mr Roanoke sich entschloss, mich zu engagieren. Ich wusste nichts von Vereinbarungen oder Verträgen.«
»Aber er.« Ein Mundwinkel zuckte. »Er hätte Ihnen sagen müssen, was üblich ist.«
»Er hat Mrs Parrish eine ansehnliche Summe für mich gezahlt, und vielleicht wird er mir ja auch etwas davon abtreten. Aber in Ermangelung eines Vertrags kann ich mich darauf nicht verlassen.« Sie setzte sich auf. Er brachte sie aus dem Konzept. Wenn sie nicht aufpasste, würde er ihr bald wieder Fragen über ihre Vergangenheit stellen. »Ich habe momentan vierhundertzehn Pfund. Ich brauche also noch tausendfünfhundertneunzig. Jetzt, da ich hier nicht mehr spielen kann, scheinen die Spielhöllen mir die beste und einzige Chance zu sein.«
Sein Mund zuckte. Er griff nach der Pik-Sieben und drehte sie zwischen den Fingern, von Ecke zu Ecke. »Ich brauche etwas mehr als Sie. Dreitausend insgesamt, und zwar bis Ende nächsten Monats. Im Augenblick habe ich nur die vierhundert, die ich hier gewonnen habe, und weitere achthundert vom Verkauf meines Patents, wovon ich allerdings auch noch etwas für Miete und laufende Kosten brauchen werde, während die dreitausend ihre Arbeit tun.« Er sah sie an. »An Spielhöllen hatte ich bisher noch nicht gedacht.«
»Ich weiß, Sie befürchten, Geld zu verlieren.« Sie neigte den Kopf, nur eine Spur. »Doch wenn Sie erst einmal gelernt haben, die Zehnerkarten zu zählen und entsprechend zu setzen, werden Sie in einem solchen Etablissement besser dran sein als im
Beecham’s
, wegen der anderen Regeln. Das verspreche ich Ihnen.«
Sein Gesicht zuckte. Ihr Versprechen war offensichtlich nicht viel wert.
Von etwas anderem sprechen. Ihn einwickeln.
»Was für Pläne haben Sie mit den dreitausend? Ich nehme an, etwas Besseres, als sie bei der Bank zu den üblichen fünf Prozent anzulegen.«
Die Pik-Sieben erfuhr noch einige weitere Umdrehungen. Er war es offensichtlich nicht gewohnt, dergleichen Dinge mit einer flüchtigen Bekanntschaft – einer Frau obendrein – zu erörtern, doch noch etwas anderes beschäftigte ihn. Das Thema war
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