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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Gehirns erwachte zum Leben.
Nimm ihn mit hoch. Die Spielhöllen können doch warten. So eine Chance bekommst du nie wieder.
    Der niedere Teil konnte betteln, solange er wollte. Was sollte Jane von ihr denken, nach all dem Gerede über ehrbare Absichten und Mr Blackshears Anständigkeit? Was würde
sie
von sich denken, wenn sie diesen lang gehegten Plan für etwas wegwarf, was sie jederzeit von jedem beliebigen Mann bekommen konnte?
Dieser
Mann allein hatte sein Vertrauen in ihre Fähigkeiten gesetzt und sein Vermögen in ihre Hände gelegt. Und sie wusste es zu schätzen.
    »Also dann.« Er ließ den Mantel fallen und trat einen Schritt zurück. Seine Stimme gehorchte ihm noch nicht ganz, und sein Lächeln, als er ihr wieder ins Gesicht sah, schien seine ganze Willenskraft zu erfordern. »Ich nehme an, das ist das Kleid, das einem Gentleman gefallen sollte?«
    »Es erschien mir dem Anlass angemessen.«
    »Absolut. Ich glaube, ich habe gerade meinen eigenen Namen vergessen.« Jetzt kam das Lächeln wieder ganz von selbst, als freimütige Anerkennung seiner eigenen Fehlbarkeit und als Versprechen, dass ihre Kameradschaft ein skandalöses Kleid und die animalische Reaktion, die es hervorrief, überstehen konnte. Er wandte sich zum Gehen und hielt ihr den Ellbogen hin. »Bist du bereit, das
Oldfield’s
in die Knie zu zwingen?«
    Sie war nie im Leben zu etwas so bereit gewesen.
    Trotzdem erinnerte sie ihn auf der Fahrt in die Innenstadt daran, dass sie nicht davon ausgehen konnten, am ersten Abend überhaupt ein erfolgversprechendes Spiel vorzufinden, dass er nicht vergessen durfte, dass Wahrscheinlichkeiten nur mit Zeit und Wiederholung zum Tragen kamen, und dass man auch unter günstigen Umständen die falschen Karten bekommen konnte.
    Er hörte pflichtschuldig zu – das nahm sie jedenfalls an, denn in der dunklen Droschke konnte sie sein Gesicht ihr gegenüber nicht ausmachen – und erinnerte sie seinerseits an ein paar Dinge. Wie und wo sie ihr Geld gegen Jetons eintauschen musste. Welches Signal sie ihm geben sollte, falls sie jemand belästigte. Wo sich der Korridor befand, in dem sie sich treffen wollten, falls sie sich besprechen mussten. Und wo sie später mit der Droschke auf ihn warten sollte.
    »Das hier muss die Bury Street sein«, sagte er, als sie um die letzte Ecke bogen, und sie bekam vor Aufregung eine Gänsehaut, während sich gleichzeitig die altbekannte Ruhe um sie legte wie ein Mantel, vertraut wie der Duft ihrer Seife. »Ich gebe dir fünf Minuten Vorsprung. Ich setze mich irgendwo hin, wo ich dich gut im Blick habe. Vermutlich an den Baccaratisch. Lydia!« Unbeirrt fand seine Hand in der Dunkelheit die ihre. Sie spürte einen Luftzug, als er sich vorbeugte, und der Geruch von Bay Rum drang ihr in die Nase, als er ihre Hand hob und sich die behandschuhten Finger an die Lippen führte. »Viel Glück.« Sie dachte die üblichen Gedanken über ernsthafte Spieler und
Glück
, doch diesmal sprach sie sie nicht aus.
    Fünfhundert Pfund in Zwanzig-Pfund-Jetons. Als Aristokrat würde er nicht durchgehen, aber vielleicht als jemand, der gerade sein Patent verkauft hatte und den Gewinn stilecht zu riskieren gedachte.
    Will schaufelte die Jetons aus der Silberschüssel und stopfte sie sich in die Taschen. Vor fünf Minuten musste Lydia hier gestanden und die Geduld aller Anwesenden strapaziert haben, indem sie nur Einer und Fünfer verlangte.
    Vielleicht waren der Kassierer und die anderen Kunden ihr aber auch gewogen gewesen. Sie musste zu dem Zeitpunkt bereits den Mantel abgelegt gehabt haben.
    Natürlich war es richtig gewesen, sich so zu kleiden. Verschiedene Damen stolzierten in ganz ähnlicher Garderobe durch den Raum. Oder jedenfalls mit ähnlicher Absicht. An Lydias kam kein Kleid heran.
    Gott im Himmel, was für ein Kleid! Aufs Neue spürte er den elektrisierenden Schauer, den heißen, nervenaufreibenden Schlag, der ihn bei dem Anblick getroffen hatte. Jetzt, wo sein Gehirn Zeit gehabt hatte, sich zu beruhigen und das Gesehene zu verarbeiten, wurde ihm klar, dass sie drei bis vier der Schichten, die üblicherweise zwischen eine Dame und ihr Kleid gehörten, weggelassen hatte. Auf den ersten Blick hatte er nicht gewusst, weshalb die Anziehung dermaßen heftig gewesen war. Er hatte auch nicht versucht, es sich zu erklären. Hatte es nicht verstehen wollen. Das Kleid hatte direkt seinen Körper angesprochen, ohne den Umweg über das Gehirn, und sein Körper hatte ihm dieselbe Aufmerksamkeit gewidmet

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