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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Namen („Leutnant Láska“) fiel, genau in dem Moment tippte ich ihm mit dem Hammer aufs Köpfchen, haute zweimal ordentlich zu, so als ob man ein Frühstücksei anknacksen wollte. Und so beendete ich mit dem zweiten Zug, Schach Matt!, den Zweizüger.
    Hatte ich bisher wie in einer Art hypnotischem Rapport gehandelt, verfiel ich gleich in den nächsten Minuten wieder in meine alten Zweifel, in die Unsicherheit, wie ich das jetzt alles meistern sollte.
    Ich legte den reglosen Láska zwar auf das Sofa, das ich aus dem Sammelsurium, das von den Deutschen zurückgeblieben war, in den Käfig schob, und hüllte ihn auch inihre Decken und packte auch noch die preußischen oder schwäbischen Federbetten oben auf ihn drauf, fürchtete aber zu Recht, dass er von diesem Sturm mit dem Eisregen und Hagel vielleicht eine Lungenentzündung abbekommen hatte, mit der ich mir später nicht zu helfen wüsste. Und als vergoldete Gruft für einen Stasimann hatte ich diesen Bärenkäfig ja schließlich nicht angeschleppt!
    Als ich ihn verließ, um Tee zu kochen, atmete Láska zwar noch regelmäßig, aber ich wusste nicht, ob sich das bis zu meiner Rückkehr nicht ändern würde. Und ich hatte auch Angst, ob ich das mit dem Knackser, dem Schlag auf seinen Schädel, nicht übertrieben hatte. Ich kam herunter mit einer Bauchtasse Rumtee, die ich mit einem Handtuch halten musste, so heiß war der Tee, und über die Schulter hatte ich mir eine Netztasche gehängt, und in ihr hatte ich zusätzlich noch eine große Thermoskanne voller Tee. Mir graute davor, was mich dort erwarten würde, aber ich wurde angenehm überrascht. Láska war schon zu sich gekommen. Er saß da mit einem Federbett bis zum Kinn, also war das Schlimmste fürs Erste nicht passiert. Bevor er jedoch den Mund aufmachte, wusste ich schon, etwas in seinen Augen verriet es mir, dass er wirr daherreden würde. Er sprach von Schiffbruch auf einer Insel, die von stürmischem Meer umgeben war. Wahrscheinlich hatte er etwas geträumt, und in der Verwirrung, in der er sich befand, beschäftigte es ihn auch noch nach dem Erwachen. Einerseits erschreckte es mich, wie sollte ich ihn denn, wenn das schon ein Dauerzustand bliebe, der gerechten Strafe zuführen, zu der ich ihnverurteilte, da er den Aufenthalt hier nicht als Gefängnis erleben würde, sondern meinetwegen als ein Robinson-Crusoe-Abenteuer. Andererseits war ich froh, dass ich vorerst nicht mit ihm kommunizieren musste.
    Der Tee war immer noch zu heiß. Ich stellte die Bauchtasse einstweilen auf einen der großen Steinquader, die hier überall herumkugelten, als hätten hier einst Riesen Dame gespielt. Übrigens, wie soll ich denn wissen, was sich hier alles abgespielt hat.
    Ich setzte mich auf einen Stuhl neben Láskas Kopf und brauchte ein paar lange Sekunden, um die physische Abneigung, ihn zu berühren, zu überwinden. Dann griff ich auf seine Stirn und Wangen, um festzustellen, ob sie erhitzt waren. Es gelang mir aber nicht, etwas Verlässliches herauszufinden. Ich hatte das Gefühl, dass er gleichzeitig glühend heiß und kalt war. Ich verglich die Berührung seiner Stirn mit meiner eigenen, konnte aber nicht einmal so etwas eindeutig Positives oder Negatives entdecken. Láska verfolgte alles aufmerksam und lächelte. Ich erhob mich, um nachzusehen, wie weit der Tee war, ob er sich schon trinken ließ, aber in diesem Moment geschah etwas Unerwartetes. Láska begann laut zu lachen hinter meinem Rücken und zog die Hand unter dem Federbett hervor und griff mir auf den Hintern, und als ich mich umwandte, da sehe ich, dass er in der Hand den Zettel („Leutnant Láska“) hält, der an meiner Hose kleben geblieben war, als ich mich auf den Stuhl gesetzt hatte. Von Neuem schaute er auf seinen Namen auf dem Zettel (zum ersten Mal ja schon, als er vor dem Käfig gestanden war und ich ihn dabei den Hammer übergezogen hatte), aber diesmal entfesselte das seine Heiterkeit.Ich stieg aus dem Käfig und nahm die Bauchtasse von dem Steinquader, benetzte meine Lippen und stellte fest, dass er sich schon trinken ließ, aber auch, dass ich es ganz schön übertrieben hatte mit dem Rum. Na, macht nichts, wenigstens wird Láska noch ein wenig schlafen. Aber als ich zurück in den Käfig kletterte und ihm den Tee einflößen wollte, sah ich, dass er mit dem Zettel („Leutnant Láska“) in der Hand und einem seligen Lächeln schon schlief. Und weil es mir leid tat um den Tee und weil mir hier auch schon ein wenig kalt zu werden begann,

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