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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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trank ich den mit Tee verdünnten Rum selber. Und dann tat alles, was ich dort in der kurzen Zeit durchgemacht hatte, die geballte Menge der Ereignisse und mein erbittertes Bemühen, sie so schnell wie möglich zu verstehen, seine Wirkung, und ich sank, die leere Bauchtasse im Schoß, schnell in einen leichten Schlummer.
    Ich weiß nicht, wie lange ich mit Láska, sogar mit dem Ellbogen auf sein unter dem Federbett aufragendes Knie gestützt, im Käfig geschlafen hatte. Und vielleicht hätte ich noch länger geschlafen, aber die Kälte weckte mich. Die Wärme von dem heißen Tee hatte sich schon aus mir verflüchtigt.
    Ich habe hier, denke ich, bereits berichtet, dass diese unterirdische Halle einst, vor langer Zeit, als Kühlschrank zur Lagerung von Lebensmitteln diente und auf den Haken im Tonnengewölbe offenbar Schweinefleisch-, Rindfleisch-, Hammelfleischstücke hingen. Inzwischen mussten sich Temperaturänderungen ergeben haben, denn kalt wie in einem Kühlschrank war es hier auch wieder nicht. Der Untergrund bewahrt nämlich während desJahreszeitenwechsels seine konstante Temperatur, verändert dafür jedoch im Zusammenhang mit anderen Faktoren sein Klima. Ein Bauherr, der nicht weiß, dass ein Keller, in dem noch seine Großeltern das Schlachtfleisch lagerten, für ihn schon zu einer Art unterirdischer Sauna werden kann, ist ein ausgemachter Dummkopf.
    Also ausgesprochen kalt war es hier nicht mehr, aber eine gewisse Kälte hatte sich doch gehalten. Mir war klar, ich würde etwas unternehmen müssen. Die Deutschen hatten hier nur mit all jenen Decken, Federbetten und Pelzen überlebt, die es da haufenweise gab. Und das nur ab dem Augenblick, als sie zu Kriegsende festgestellt hatten, dass über Tag zu leben für sie äußerst gefährlich zu werden begann, und dann nur bis zu dem Moment, da ihnen jemand was einflüsterte, sodass sie alles hier liegen ließen und aus ihren Löchern krochen, überzeugt, sie würden zurückkommen können, um ihre Juwelen und das andere wertvolle Zeug zu holen, und dass alles untergebracht wäre wie in einem Tresor. Was ihnen jemand eingeflüstert hat, sodass sie zum ungünstigsten Zeitpunkt ihr unterirdisches Asyl verließen, werde ich nie erfahren, meiner Ansicht nach ist es jedoch dieser Schmuck, womit jener mich finanziell ausgestattet hat, der diesen Weg für mich gewählt hat und mich jetzt auf ihm weiterschiebt und dabei darauf achtet, dass ich mit allem ausgerüstet bin, was ich unterwegs brauche. So ist das also? Glaube ich bereits an einen Gebieter über meine Geschichte und an irgendeine schicksalhafte Kausalität, der zu entrinnen ich keine Chance mehr habe? Jetzt aber schnell zu praktischen Fragen zurück.
    Wenn ich hier eine Anlage installieren wollte, die den ganzen Untergrund beheizen könnte, wäre das glatter Unsinn, ein unnötiger Luxus, ganz zu schweigen davon, dass es meine Kräfte und finanziellen Möglichkeiten übersteigen würde, so gigantisch sich Letztere auch ausgeweitet hatten. Und deswegen bleibt mir nichts anderes übrig, als mitten in dieser großen unterirdischen Halle einen Raum auszuwählen und diesen mit gemauerten Zwischenwänden abzuteilen, auf diese Art wird ein mit Strom beheizbares Höhlenzimmer entstehen. Während die Deutschen sich hier nur ganz kurz aufgehalten haben, dies nur eine Art Wartezimmer für sie war, wird Leutnant Láska an diesem Ort bis ans Ende seiner Tage leben, was noch in unvorstellbar weiter Ferne liegen kann, und mit der heute so häufig benützten Zeiteinheit gerechnet, wird Láskas Aufenthalt vielleicht eine ganze Serie von Fünfjahresplänen umfassen. Das heißt, falls es mir gelingt, annehmbare Lebensbedingungen für ihn aufzubauen. Denn, so viel wusste ich schon aus Nabokovs wie auch meiner eigenen Sittenordnung: Láska muss eine gerechte Strafe zuteil werden, die sich auf eine höhere, dem unmenschlichen kommunistischen Regime so fern liegende Gerechtigkeit beruft.
    Auch das beschäftigte mich, wie leicht es für Nabokov gewesen war, sich so eine Geschichte auszudenken. Wenn man sie dann allerdings zu verwirklichen versucht, stößt man auf eine ganze Reihe von Hindernissen. Vor allem aber muss man sich immer und immer wieder die Frage stellen, ob das Ganze nicht Wahnsinn ist. Ob nämlichzwischen Wirklichkeit und Imagination nicht ein unüberschreitbarer Abgrund liegt. Vielleicht bin daher letztendlich auch ich selber in eine Falle, in einen Käfig gestolpert, der jetzt mein Gefängnis sein wird.
    Vorerst war

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