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Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Ziegelstückchen, sogenannten Quentchen, auf die nicht leuchtenden Laternen. Ach, diese süßen Stinker, sagen Sie sich und blicken liebevolldie vier aufgekratzten Mauerer an. Sie gehen in Richtung Bahnhof, dann aber an ihm vorbei und unter dem Viadukt hindurch und über die Kreuzung in die Křenová ulice. Sie eilen zu der Streicheleinheit, die Sie heute brauchen wie vielleicht noch nie zuvor.
    Ich gestehe dir, Ivan, dass ich dich heute nicht mehr erwartet habe. Wir müssen uns beeilen. Ich fahre morgen zeitig in der Früh mit meiner Klasse zur Heuernte. Na, irgendwohin in den Böhmerwald. Aber was ist los mit dir, das meinst du nicht ernst, also mit dem Würmchen ist nicht viel zu machen. Entschuldige.
    Du entschuldige. Ich hab’ heute einen sehr blöden Tag gehabt. Also eigentlich auch schon eine blöde Nacht.
    Nicht böse sein, Ivan, Süßer, aber das allein wird es nicht sein. Mit dir ist echt was passiert. Wir sagen uns doch alles, oder?
    Du weißt, dass das nicht geht. Es gibt Dinge, über die ich nicht sprechen kann. Ich hätte nicht kommen sollen.
    Klar, ich bin nur eine gewöhnliche kleine Lehrerin, die du vögeln kannst, wenn er dir gerade steht … (Pause) Verzeih. Ich bin blöd. Kannst du mir verzeihen?
    Ihr zieht euch an, und Darja lächelt plötzlich und sagt Warte noch! und läuft in die Küche und kommt dann zurück und geht, auf der einen Hand eine blendend weiße und auf der anderen Hand eine blendend schwarze Kostbarkeit aus der Konditorei Zu den vier Bengeln, von hinten um Sie herum und schiebt Ihnen zuerst die Cremerolle mit Schlagsahne und dann sofort das Schokokörbchen liebevoll ins offene Schnäuzchen. Ursprünglich hätte es zwar eine Belohnung sein sollen für eine schöneKopulation, aber eine gute Pädagogin weiß, dass es genauso wichtig ist, schwache Schüler aufzumuntern, wie Vorzugsschüler zu belohnen.
    Sie stehen da und schauen sich das Bild über der Kommode an. Sie denken darüber nach, dass tatsächlich etwas mit Ihnen passiert ist. Die Welt hat sich auf den Kopf gestellt. Über der Kommode ist ein Dschunke auf einem See unter verschneiten Bergspitzen.
    Sie kehren in die Běhounská zurück. Aber Sie haben nicht einmal die Hälfte des Freiheitsplatzes überquert, als Ihnen wieder übel wird. Sie beugen sich über einen Abfallbehälter, es schüttelt Sie, und schon tummeln sich, praktisch unverdaut, das Schokokörbchen und die Cremerolle mit der Schlagsahne aus Ihnen heraus. Jemand geht an Ihnen vorbei und schlägt Ihnen von hinten die Faust in die Seite, dass Sie sich vor Schmerzen biegen. Geh heim und kotz dort, du Vieh! Sie heben den Kopf und schauen ihm nach. Es ist eine Nachtstreife, ein Polizistchen in Uniform. Er hat Sie von hinten nicht erkannt. Wenn Sie jetzt nur ein wenig wollten, würde der Lebenslauf dieses Mannes vom Stand aus die Richtung ändern und er womöglich seine Frau und seine Kinder, falls er welche hat, nie wieder sehen. Aber Sie haben Ihre Macht nie aus persönlichem Interesse missbraucht und tun es auch diesmal nicht. Auch wenn es Sie jetzt echt reizt, diesem Flegel aus der Armbrust des Schicksals einen bösen Schuss nachzuschießen. Aber vergessen Sie nicht, Sie haben doch ein gutes Herz (ja, dieses Herz im Stamm dieses herrlichen Kastanienbaums).
    Unterleutnant Kočí ist noch nicht zurückgekommen, Genosse Hauptmann.
    Wenn er auftaucht, schreibst du ein genaues Protokoll mit ihm. Ich muss jetzt noch wohin. Vielleicht komme ich erst gegen Morgen zurück. Und wenn Kočí Láska, Leutnant Láska, mitbringt, bewach ihn, bis ich wieder da bin. Du trägst die Verantwortung für ihn, Genosse. Ich will ihn hier auf diesem Stuhl haben. Verstanden? Wie heißt du, Genosse? Siehst du, ich hab’ mal einen Sosna gekannt, er war Drogist in der Cejl. Nein, vergiss es, war nur ein Witz. Hör mal, bist du nicht zufälligerweise vor ungefähr zwanzig Minuten dienstlich am Freiheitsplatz gewesen? Ja, aha. Na, du hast Glück, dass ich ein seelensguter Mensch bin. Nein, nichts, du würdest es nicht verstehen. Ich fahre zeitig in der Früh nach Prag. Ich will den besten Chauffeur. Du kümmerst dich darum, dass er mir hier um fünf Uhr früh antrabt. Was ist? Warum schaust du mich so an?
    Seien Sie nicht böse, Genosse Kommandant, aber Sie sollten sich vielleicht ausruhen.
    So, jetzt reicht’s aber! Was willst du damit sagen?
    Entschuldigung, ich wollte damit überhaupt nichts sagen.
    Sie gehen absichtlich durch den Untersuchungsraum. Und schauen dort in den großen, vom

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