Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Architekten

Das Versprechen des Architekten

Titel: Das Versprechen des Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
Vom Netzwerk:
verschiedenen Vorwänden bei ihnen vorbei, halten die Kratochvilová unter Druck, und auch die Kinder sind permanenter Überwachung ausgesetzt,damit gewährleistet ist, dass sie niemandem eine Nachricht übergeben oder von irgendjemandem eine übernommen haben. Vorerst haben wir keine verdächtigen Kontakte registriert.
    Dann strengt euch mehr an! Aber wenn er immer noch dort steht und wartet, schnauzen Sie ihn an: Mensch, hau’n Sie schon ab!
    Professor Kuhnert. Diesen Alten sehen Sie gern, aber das wurde hier, glaube ich, auch schon gesagt. Er hat ein Gesicht, als wäre wer darüber marschiert, und genauso ist auch sein Charakter. Er ist in gewisser Art Ihr Hofnarr und schafft es immer, Sie aufzuheitern. Wiewohl heute gerade nicht so.
    Vor allem beeile ich mich, Ihnen zu versichern, dass auf der philosophischen Fakultät absolute Ruhe herrscht. Und dass alle Stalins Aufsätze über Sprachwissenschaft widerspruchslos und viele von ihnen sogar mit Befriedigung als die nächste Phase von Lenins Säuberung der Sprachforschung akzeptiert haben, die der kaukasische Linguist N. J. Marr so besudelt hat.
    Wird dieser …, dieser, hm, Narr hingerichtet?, interessieren Sie sich.
    Vorläufig hält er sich unter kaukasischen Viehhirten versteckt. Böse Zungen behaupten, als Schaf verkleidet.
    Ach so, antworten Sie.
    Dann nimmt Professor Kuhnert bereits Platz und widmet sich voll Ihrer Meldung für die Prager Zentrale. Er arbeitet still und konzentriert und fragt Sie nur, ob er einen Ihrer Nebensätze durch eine nichtsatzhafte Konstruktionersetzen, das heißt, das, was Ihr Nebensatz explizit ausgedrückt hat, komprimiert mit einem der nominalen Ausdrücke dieses Satzes sagen darf. Und er beteuert Ihnen, dass der Kommandant in der Prager Zentrale diese Ausdrucksweise bestimmt schätzen wird. Sie erheben sich, um ihm über die Schulter zu schauen, und bemerken dabei, dass sein Sakko hinten unter dem Kragen einen unschönen Riss hat. Sogleich fällt Ihnen ein, dass die Verhältnisse auf der Fakultät offenbar nicht so idyllisch sein dürften, wie er sie Ihnen gegenüber in seinen Meldungen darzustellen versucht. Aber heute regt Sie das nicht auf.
    Der Deschurni hat für Sie und den Professor Kaffee gebracht. Sie gehen zum Schränkchen, um ein Fläschchen Benediktinerlikör zu holen und jedem genau einen kleinen Löffel voll in die Tasse zu gießen. Aber als Sie sich abwandten von dem Schränkchen, stand der Deschurni schon wieder in der Tür, Unterleutnant Kočí warte dort. Die Korrektur der Meldung war schon fertig, und daher gossen Sie dem Professor nur ein paar Tropfen Benediktinerlikör in den Kaffee und schoben ihn, verwirrt wie er jetzt war, samt seiner Tasse aus der Tür, in der schon der Detektiv an ihm vorbeiging. Sie brennen vor Ungeduld.
    Ich hab’s. Ich weiß es schon, weiß es verlässlich, wo Leutnant Láska jetzt ist.
    Wo?
    Nicht böse sein, Genosse Major, aber anstelle von Worten Taten. Ich werde Ihnen nicht sagen wo, sondern werde ihn holen.
    Sie verstanden, dass er Ihnen Láska direkt von Hand zu Hand übergeben wollte. Und in den Augen desSchnüfflers sahen Sie, dass er wirklich wusste, wo er ihn finden konnte, eine unbeirrbare Gewissheit loderte in ihnen. Ihnen fiel ein Stein vom Herzen, und daher entschuldigten Sie sein unpassendes Benehmen.
    Wollen Sie jemanden dabei haben? Ich kann Ihnen vier bewaffnete Genossen geben.
    Das schaffe ich allein. Lassen Sie mich einfach gehen.
    Dann jedoch schaute er auf das Fläschchen Benediktinerlikör, das Sie immer noch in der Hand hielten, wie Sie ein paar Tropfen davon in die Tasse des Professors gegossen hatten. Und Sie griffen in das Schränkchen, um die Schnapsgläser herauszuholen, Sie stießen miteinander an, worauf der Schnüffler laut rülpste, so wie Sie es bei anderen Untergebenen nachgerade hassen. Aber dem Schnüffler hätten Sie in diesem Moment sogar verziehen, wenn er sich sonst wie erleichtert hätte.
    Und Unterleutnant Kočí salutierte schalkhaft und ging.
    An einer auffälligen Stelle auf dem Tisch haben Sie einen Zettel liegen gelassen mit der Information, wo man Sie finden würde, wenn in der Zwischenzeit Unterleutnant Kočí mit seiner Beute zurückkäme.
    Der Freiheitsplatz in Dunkelheit versunken wie ein Bathyskaph im Schwarzen Meer. Herunten keine Menschenseele, nur oben, auf dem Gerüst des Hauses neben dem Klein-Palais, sitzt eine Maurerpartie, die Nachtschicht hat. Sie reichen eine Flasche im Kreis herum und rauchen und schießen mit

Weitere Kostenlose Bücher