Das Versprechen Des Himmels
was die Prinzessin meinte, und daß sie sie ein wenig hatte schonen wollen. Ihre alten Augen verschleierten sich, aber sie blinzelte die Tränen zurück.
»Einige meiner Brüder werden sie am Morgen heraufbringen«, sagte Dayrne sanft. »Es ist nicht nötig, daß du sie siehst, wie sie sind.«
»Sie gehören zur Familie«, antwortete Asphodel. Sie bemerkte, daß sie den kleinen Dolch noch in der Hand hielt. Voll Abscheu warf sie ihn von sich und wischte sich die Hand an ihrem Gewand ab. »Ich werde hier sein, um zu helfen.«
Dayrne wollte abwehren, doch Daphne berührte ihn am Ärmel. »Es ist ihre Entscheidung«, sagte sie. »Ihr wißt schon, eine persönliche Angelegenheit«. Dann deutete sie, taktvoll wie üblich, auf die Überreste des Hexers. »Außerdem sehen sie nicht schlimmer aus als er.«
Asphodel ging zur Leiche und starrte sie lange an. Daphne folgte ihr, bückte sich und hob ihren Dolch auf, der nicht weit von der Hand des Hexers am Boden lag. »Er ist von Chenaya«, erklärte sie Dayrne. »Sie wäre wütend, wenn ich ihn nicht mehr hätte.« Dann drehte sie sich um und verschwand im Park.
Als sie allein waren, legte die alte Dirne kurz die Hand auf Dayrnes Arm. »Danke«, sagte sie.
»Wofür?« antwortete er. »Ich habe nichts getan.«
Und das stimmte beinah. Bei all dem Blut, das in dieser Nacht vergossen worden war, war seine Klinge die einzige saubere im Park.
Daphne schockierte den Palast, denn sie kam nicht in einem Gewand an, sondern in hautenger Kleidung, die sie sich aus Chenayas Schrank geborgt hatte. Sie sah ebenso schön wie gefährlich aus in dem weichen schwarzen Leder, an dem Schnallen und Ösen und Waffen schimmerten. Das nachtschwarze Haar wallte über ihre Schultern. Stolz, hocherhobenen Hauptes schritt sie in die Gerichtshalle.
Dort hatte man inzwischen zwei Throne auf das Podest gestellt. Kadakithis und Shupansea saßen, Seite an Seite darauf und blickten zu ihr hinab. Molin Fackelhalter stand neben der Beysa, Walegrin neben dem Prinzen. Es war das Publikum, das sie verlangt hatte, und sonst niemand. Ihr Gemahl hatte eben kein Gefühl für einen Auftritt. Aber er hatte ja kein Gefühl für irgend etwas!
Sie blickte hoch, als sie auf der untersten Stufe anhielt, und begegnete seinem Blick. Sein Mund war erstaunt aufgerissen. Das war die Bestätigung, die sie sich geschworen hatte, von ihm zu bekommen - und sie schmeckte wahrhaftig süß.
»Bedauerst du es jetzt etwa, mein Gemahl?« Sie stützte verführerisch eine Hand an die Hüfte.
Seine Hände zitterten. »Du siehst.« Er biß sich auf die Lippe und warf einen verstohlenen Blick auf Shupansea. Der Satz hing unbeendet in der Luft. In diesem Moment sah die Beysa weniger wie ein Karpfen aus, sondern wie ein Hai, der seine Beute bewacht.
Daphne hatte gedacht, sie würde triumphieren, ihren Augenblick des Sieges auskosten, aber sie stellte fest, daß sie kein Gefallen daran fand. Es ist besser, entschied sie sich, es rasch zu beenden, ihre Bande zu diesem pathetischen kleinen Mann zu zerschneiden und mit ihrem neuen Leben weiterzumachen.
»Du willst eine Scheidung, Kittykat?« Sie blickte jeden der vier auf dem Podest einzeln an und grinste. Es ist alles ein Spiel, hatte Chenaya einmal zu ihr gesagt. Alles ist ein Spiel. Daphne erkannte die Wahrheit dieser Behauptung. Diese Personen hier waren die Spielmeister von Freistatt. »Hör meine Bedingungen.«
»Nennt sie, Prinzessin, wir werden sie in Erwägung ziehen.«
Daphne warf Molin einen vernichtenden Blick zu. »Maul halten, Fackel! Das geht lediglich Kadakithis und mich an. Ihr seid nur als Zeuge hier, und ich gestatte Eure Anwesenheit lediglich, weil Ihr noch versessener darauf seid, daß diese beiden heiraten, als sie es selbst sind. Ich rechne fast damit, daß Ihr die Hochzeitsnacht mit ihnen verbringt.«
Molin blieb äußerlich ruhig, aber Daphne durchschaute ihn. Sie wandte sich wieder ihrem Gemahl zu.
»Als erstes verlange ich das Land, das südlich von Landende liegt und daran anschließt. Es liegt momentan brach, aber so wie die Leute in letzter Zeit hierherströmen, wird es nicht lange so bleiben.« Sie machte eine Pause und zog die Brauen zusammen. »Ich lasse in keiner Weise mit mir handeln und verlange eine Urkunde.«
Kadakithis rieb sich das bärtige Kinn und blickte zu Molin auf. Fackelhalter nickte nicht gerade verstohlen. Daphne lächelte insgeheim. Marionette und Puppenspieler.
»Wir werden sie ausstellen«, versicherte ihr der Prinz.
»Zweite
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