Das Versprechen Des Himmels
ich mir ein Strumpfband aus Euren Lippen!«
»Kümmert Euch um sie«, schnaubte er und deutete auf die Prostituierte auf dem Altar. »Und später möchte ich von Euch wissen, weshalb Ihr mir gefolgt seid! Ich sagte Euch, es sei eine persönliche Angelegenheit!«
Sie legte eine Hand auf seine Brust, bevor er an ihr vorbei war. »Doch Ihr seid meine Angelegenheit«, entgegnete sie heftig, und ihre Augen wirkten hart und glitzerten. »Gute Ausbilder sind rar.«
Er blickte sie kurz an, dann erinnerte er sich an den Hexer. »Wir unterhalten uns noch!« sagte er und verschwand im Korridor.
Das Echo fliehender Füße kam aus der Richtung des Versprechens. Dayrne folgte ihm und zog erneut seine Klinge. Er hatte bald die letzte Lampe hinter sich, und die Dunkelheit zwang ihn bald, bedächtiger zu laufen. Er streifte mit der Hand die Wand entlang, so rannte er, so schnell er es wagte, und fluchte atemlos.
Die Schritte des Hexers verklangen. Hatte er das Gangende an Ils' Statue erreicht? Wenn er oben angelangt war, würde es schwer werden, ihn zu finden.
Die Antwort kam, als er das Mondlicht sah, das in die Dunkelheit herabschien. Doch seltsame Geräusche ertönten durch die Öffnung und wurden lauter, je näher er ihr kam -Schreie und Verwünschungen hoher, wütender Stimmen.
Dayrne raste auf den Mondschein zu. Das mußten die Prostituierten sein! Er nahm zwei Stufen auf einmal und gelangte ins Freie.
Die Frauen des Himmlischen Versprechens umgaben den Hexer in einem weiten Ring. Er drehte sich verwirrt und schwang Daphnes Dolch, auf dem sein Blut feucht glänzte. Auch die Dirnen schwangen Messer, die kleinen Waffen, die sie in ihren Strumpfbändern verborgen gehabt hatten. Aber sie kannten die Kräfte ihres Gegners nicht!
Dayrne versuchte, sie zu warnen. »Asphodel!«
Auf seinen Ruf wirbelte der Hexer herum. Flüchtig trafen sich ihre Blicke. Haß und Wut brannten in des Hexers wilden Augen, und Dayrne spürte, wie erneut eine Kraft nach ihm griff.
Die Dirnen sahen ihre Chance. Sie stürzten sich auf den Hexer, hackten, stachen und schlugen mit ihren kleinen Klingen auf ihn ein. Arme hoben sich und fielen in zorniger Empörung herab, und bald färbten sie sich mit dem Blut ihres Jägers.
Dayrne konnte nichts tun, als zusehen, wie der Hexer unter diesem Ansturm zu Boden ging. Die Frauen kannten kein Erbarmen. Sie stachen und stachen und machten all der Wut und der Angst Luft, die sie in den vergangenen Nächten gequält hatten. Schließlich wich Asphodel keuchend und mit weit aufgerissenen Augen zurück.
Dayrne trat langsam zu ihr.
So sehr zitterte sie am ganzen Körper, daß sie die Worte nur mühsam hervorbrachte. »Wer war er?« fragte sie.
Wie sie aussah, hätte sie ein Gespenst sein können, das im Park spukte. Dayrne wischte ihr das Blut von der Wange und strich ihr das Haar zurück, das ins Gesicht gefallen war. »Er kam von Caronne«, antwortete er schließlich. »Seinen Namen habe ich nicht erfahren.«
Asphodel seufzte und blickte über die Schulter. Auch die anderen Frauen hatten sich von ihrem grauenvollen Werk abgewandt. Stücke und Fetzen der Leiche lagen weit verstreut. Die Rächerinnen blickten einander verwirrt an, aber auch wütend und befriedigt. Eine nach der anderen verschwanden sie schließlich in den Büschen. Von irgendwoher ertönte Weinen.
»Eines meiner Mädchen hat diese Öffnung entdeckt«, erklärte Asphodel. »Wir warteten hier, um zu sehen, wer herauskommen würde. Ich wußte, daß es etwas mit den Verschwundenen zu tun hatte.« Wieder seufzte sie und spähte in den dunklen Tunnel. »Sie sind tot, nicht wahr? Tiana und alle anderen?«
Er nickte. »Alle außer der, die er heute nacht mitgenommen hat. Sie lebt, ist allerdings etwas mitgenommen.«
In diesem Moment erschien Daphne in der Öffnung. Die Dirne hatte sie über die Schulter geworfen. Etwas unsanft lud sie sie im Gras ab.
Dayrne runzelte die Stirn und kniete sich neben die Frau. »So fest hat er sie gar nicht geschlagen. Sie hätte inzwischen zur Besinnung kommen müssen.«
»Ist sie auch«, erklärte Daphne. »Doch dann hat sie sich umgesehen und.« Die ehemalige Prinzessin zögerte, blickte Asphodel an und sprach etwas sanfter weiter. »Sie hat ihre Freundinnen gesehen und ihr wurde bewußt, wie nahe sie daran gewesen war, deren Schicksal zu teilen.«
Daphne zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schief. »Sie ist in Ohnmacht gefallen.«
Asphodel blickte von Dayrne zu Daphne und zurück zu Dayrne. Sie ahnte,
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