Das Versprechen Des Himmels
abgegeben.«
Sie drehte den Spielmeistern den Rücken zu und errang ihren größten Sieg, indem sie das Spiel verließ.
Vor dem Tor an der Hauptstraße wartete überraschend Dayrne. Er hatte sich seit den Morgenübungen gewaschen und umgezogen, und sein Wesen war süßer selbst als dieser Tag. »Ich dachte, ich könnte Euch zurückbegleiten«, sagte er.
Sie grinste zu ihm auf. Er war wirklich der größte Mann, den sie je gesehen hatte, und doch fand sie in ihm eine Sanftheit, wie sie sie nie erwartet hätte. Chenaya war eine Törin, daß sie ihn nicht liebte. Daphne beschirmte die Augen vor der Sonne, als sie ihm ins Gesicht blickte. Die Helligkeit verlieh ihm fast einen Heiligenschein.
»Wie wär's, wenn ich Euch statt dessen zu einem Krug Bier einlade? Die Wahl der Schenke überlasse ich Euch. Aber sie soll wirklich eine Lasterhöhle sein.«
Er runzelte die Stirn, doch dann legte er einen Arm um ihre Schultern, und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich glaube, ich kann eine finden, wo Euch das Blut ins Gesicht schießt«, sagte er.
»Eine Goldkrone«, antwortete sie, »daß Euch das nicht gelingt.«
Originaltitel: The Promise of Heaven
Copyright © 1988 by Robin W. Bailey
Ins Deutsche übertragen von Lore Straßl
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(1) Siehe Gehaltene Versprechungen von Robin Wayne Bailey in Geschichten aus der Diebeswelt: Die Farbe des Zaubers, Bastei-Lübbe 20149
(2) Siehe Liebe und Verrat von Robin Wayne Bailey in Geschichten aus der Diebeswelt: Die Herrin der Flammen, Bastei-Lübbe 20167
(3) Siehe Freistatt bei Nacht von Lynn Abbey in Geschichten aus der Diebeswelt: Der Bann der Magie, Bastei-Lübbe 20179
(4) Siehe Alle Macht den Frauen von Chris und Janet Morris in Geschichten aus der Diebeswelt: Hexennacht:, Bastei-Lübbe 20113
(5) Siehe Nur Toren setzen auf Gladiatoren von Robert Lynn Asprin in Geschichten aus der Diebeswelt: Die Herrin der Flammen, Bastei-Lübbe 20167
(6) Siehe Gehaltene Versprechungen von Robin W. Bailey in Geschichten aus der Diebeswelt: Die Farbe des Zaubers, Bastei-Lübbe 20149
Lalo
Lalos Visionen
Diana L. Paxson
Lalo zupfte die Maske über Nase und Mund zurecht und tauchte den Pinsel wieder in die graue Farbe. Noch einen Meter dieser elenden Wand, dann konnte er eine Pause einlegen. Der Pinsel glitt flink über die rauhe Leinwand und schuf die Struktur; ein wenig Schwarz verlieh den Eindruck von Tiefe, und ein weiterer Stein war fertig. Draußen vor dem Eingang wurde gehämmert. Die Premiere der zweiten Inszenierung der ersten und einzigen ortsansässigen Theatergruppe Freistatts stand in nur zwei Tagen bevor. Der Maler fragte sich, ob die Proben und seine Arbeit an den Bühnenbildern rechtzeitig abgeschlossen sein würden.
Lalo trat zurück und betrachtete sein Werk. Er verzog das Gesicht unter der Maske. Selbst mit den Schattierungen sah die Leinwand wie eine Ansammlung von Klecksen aus. Er nahm an, daß die Fläche vom Zuschauerraum aus realistisch wirken würde. Dabei wurde ihm bewußt, daß diese Steine Wirklichkeit würden, wenn er seine Maske abnähme und die Farben anhauchte. Widerstand er der Versuchung, weil er nicht sicher war, ob die Bühne das Gewicht der Quader tragen konnte, oder fürchtete er, daß er die Kraft, sie Wirklichkeit werden zu lassen, verloren haben könnte?
Lalo sagte sich, daß dies ein geringer Preis für die Rückkehr zu einem annähernd normalen Leben in Freistatt war. Vielleicht konnten sein Sohn Wedemir und das Mädchen aus dem Palast, das er umwarb, dereinst ihre Kinder in Frieden aufziehen. Die Spuren der magischen Erschütterungen, die Freistatt nahezu zerstört hatten, waren beseitigt worden, abgesehen vom Schutt jener Gebäude, denen nur Zauber die nötige Festigkeit verliehen und die nun nach und nach einstürzten, da der Zauber verfiel. Die Stadt wurde wieder aufgebaut. Lalo nahm an, daß er zufrieden sein sollte. Aber die Zeit der großen Magie hatte auch seine eigene Kreativität zur Blüte gebracht. Er war jetzt nicht mehr sicher, welche seiner Talente magischer und welche einfacher handwerklicher Art waren. Er kam sich halbblind vor - >kopfblind<, so nannten es die Magier. Aber er wagte es nicht, einen Blick zu werfen.
So malte er nun Bühnenbilder für die Aufführung, die den Titel >Der Verwunschene König< trug, und die ihm immer deprimierender erschien, je mehr er davon sah.
»Also gut, das Ganze noch einmal von vorn«, verkündete Feltheryn über die Schulter, als er auf die Bühne trat. »Zwei Tage bis zur
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