Das Versprechen Des Himmels
»Ich? Bist du ein Mitglied der Höllenhunde?«
Hanse schnaubte unter dem Hut. »Nenn mich Skarth. Ich wohne im Labyrinth. Du kennst mich seit Jahren. Zapf mir ein Bier, und ich lasse den Rest für Schlecker.«
»Nett von dir«, sagte Ahdio und machte sich auf den Weg zum Bier, »aber dieser Kater hat heute nachmittag eine Ratte erwischt; schnell wie der Blitz ging das - und bis auf Innereien und Eingeweide aufgefressen. Die läßt er immer für mich übrig. Katzen! Jedenfalls hält er jetzt seit Stunden seinen Verdauungsschlaf und könnte wahrscheinlich nicht einmal dazu bewegt werden, seine Zunge in eine Schale Bier zu stecken. Wie geht es Wunder?«
»Nicht so schläfrig«, versicherte ihn Hanse, »nie! Danke.« Er schob seine Hand in den Griff des Bechers, den Ahdio vor ihn hingestellt hatte, betrachtete ein oder zwei abblätternde Falten und machte ein murrendes Geräusch. »Hast du herausgefunden, wonach Strick dich gefragt hat?«
»Habe ich. Das Individuum wohnt in Abwind.« Ahdio lehnte sich vor und senkte die Stimme, obwohl das in der übelsten und lautesten Kaschemme der Stadt kaum nötig erschien. »Backsteinbau, vor mindestens zwanzig Jahren blau angestrichen, drei Stockwerke hoch, in der Glücksstraße. Die Rückseite grenzt an eine Gasse direkt gegenüber von einer kleinen Scheune. Ich schätze, er geht mit dem Geschrei von Ziegen in den Ohren zu Bett. Sein Zimmer liegt im dritten Stock, nach hinten raus.«
»Perrrfekt«, schnurrte Hanse. »Oberster Stock hinten. Einfach perfekt. Schau dich um, Ahdio. Siehst du jemanden, der vertrauenswürdig erscheint?«
Ahdio begann, Umschau zu halten, und ruckte seinen Kopf zurück zu dem Mann mit dem Hut. »Wo bist du? In der Goldenen Oase?«
Hanse kicherte. »Dann versuchen wir es so: Ich brauche jemanden, der stark und willens genug ist, mir bei etwas Nachtarbeit behilflich zu sein und dem ich vertrauen kann, daß er zumindest bis morgen seinen Mund hält.«
Ahdiovizun runzelte die Stirn. »Du denkst doch wohl nicht daran, einen Mann zu töten, Hanse?«
»Absolut nicht.« Ahdio beugte sich näher heran, um sich anzuhören, was Hanse zu tun plante.
Plötzlich begann der schwere Mann vor Gelächter zu erbeben. Er öffnete den Gürtel und wischte sich die Augen.
»Skarth, das ist - unwiderstehlich.« Ahdio sah sich um und rief seinen hinkenden Helfer, der allzuoft »Humpler« genannt wurde und angeblich der Sohn von Ahdios Vetter aus Twand war. »Throde! Komm mal 'nen Moment her, Junge.« Ahdio hob den Kopf. »Frax! Komm mal 'nen Moment, bitte.«
So kam es, daß Stricks Leibwächter einige Stunden als Wirt von Fuchs's Kneipe diente und Ouleh und Nimsy Ahdios Frau bei der Bedienung halfen, während Hanse sich mit den in Mantel und Hut gehüllten Ahdio und Throde in das übelste aller üblen Gettos bewegte: Abwind. Dort erfuhren die beiden anderen, daß Hanse unter seiner Robe schwarz trug. Schwarz, schwarz und Messer. Beide erkannten die Arbeitskleidung des Fassadenkletterers namens Nachtschatten. Er hatte auch ein langes, gutes Seil dabei.
Nachtschatten und Throde mußten zusammenarbeiten: Obwohl Ahdio riesig groß war, bekamen sie ihn die Seite des Gebäudes hinauf.
Linza war das Beste, das Tarkle seit Jahren passiert war. Er konnte nicht begreifen, warum er nicht beliebter bei Vertretern beider Geschlechter war. Oh, niemand hatte ihm jemals gesagt, er sei hübsch oder gutaussehend, aber was bedeutete schon das Aussehen, wenn ein Mann riesig war, es mit jedem aufnehmen konnte und ehrlich versuchte, nett zu sein? Er hatte für mehr als ein Mädchen und so manche Frau Bier, ja sogar Wein gekauft. Aber irgendwie hatte er sie immer verprellt, und sie hatten ihn sitzengelassen und waren allein nach Hause gegangen. Heute schätzte er sich wirklich glücklich. Oh, schon richtig, Linzas Augenbrauen trafen sich in der Mitte, und sie war ganz bestimmt nicht besonders sorgfältig bedacht, ihre Haare zu waschen oder irgend etwas damit anzustellen. Und er war nicht gerade verrückt nach ihrer Stimme. Aber was bedeutete das schon; nur Schönheitsfehler. Die Hauptsache war, daß sie einen wirklich guten Körper hatte und gewillt war, ihn mit Tarkle zu teilen.
Außerdem war sie völlig blank und hatte keinen Ort, wo sie die Nacht verbringen konnte.
So führte er sie denn die drei Stockwerke hinauf zu seinem Zimmer. Sie sprachen wenig, aber mittlerweile schwankte Linza ganz schön von all dem Bier, das er ihr im Wilden Einhorn spendiert hatte. Dies war eine wunderbare
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