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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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noch nicht wieder da, und auch von ihrer Familie war nichts zu sehen. Sie würde sich allein darum kümmern müssen.
    Miriam war niemals ängstlich gewesen; sie war ihr Leben lang ihrem Instinkt gefolgt, der sie noch nie im Stich gelassen hatte. Sie entsicherte das Gewehr und spannte den Hahn.
    Sie hielt sich mit einer Hand am Geländer fest und kletterte langsam auf die Veranda. Das Gewehr in der anderen Hand war zielsicher auf die Fliegentür gerichtet. Sie blieb stehen und lauschte einen Augenblick lang, doch das Einzige, was sie hörte,war ihr eigener Herzschlag. Sie stellte sich neben die Fliegentür und wartete. »Kommt heraus«, befahl sie dann. »Zeigt euch, oder ich schieße!«
    Einen Augenblick lang war es still. Dann hörte sie hastige Stiefelschritte im Haus.
    Miriam leckte sich den Schweiß von der Oberlippe, aber das Gewehr in ihren Händen zitterte nicht. Es waren mindestens zwei im Haus. »Kommt heraus, ihr diebischen Halunken. Ich will euch sehen.«
    Die Fliegentür flog auf und schlug gegen die Hauswand. Miriams Finger zuckte am Abzug. Eine stämmige Gestalt erschien aus dem Halbdunkel und stieß sie rückwärts gegen das Geländer. Der Gewehrschuss hallte über den Hof. Alle Luft wich aus Miriams Lunge, und sie fiel zu Boden.
    Die Kugel traf einen Ast – ein scharfes Krachen, und dann regnete ein Schauer von Zweigen und Blättern herab. Vögel flatterten erschrocken auf und verdunkelten die Sonne.
    Miriam hörte polternde Schritte; die Männer rannten die Stufen hinunter und über den Hof. Sie lag auf dem Rücken – benommen, atemlos und empört. Hilflos wie eine verdammte Schildkröte, versuchte sie vergebens sich aufzurichten. Aber dann verlieh der Zorn ihr die nötige Kraft, und sie rollte sich auf die Seite, lud das Gewehr durch und feuerte einen zweiten Schuss ab.
    Der Rückstoß prallte gegen ihre Schulter, und sie schrie vor Schmerz und Enttäuschung auf. Die Schweine würden entkommen, und sie konnte nichts weiter tun, als durchzuladen und zu schießen, bis das Magazin leer war.
    Sie fluchte wutentbrannt, als der Geländewagen in einer Staubwolke vom Hof raste. Ihre Kugeln prallten schwirrend von ihm ab, und bald war er außer Schussweite und nahm Kurs auf das offene Land.
    Miriam rang nach Atem, aber sie war entschlossen, sich nicht unter so erniedrigenden Umständen sehen zu lassen. Mit letzter Kraft packte sie den alten Korbsessel, zog sich daran hoch und ließ sich hineinfallen. Sie sank in die Polster und versuchte ihr klopfendes Herz zu beruhigen. Dieser Schreck, so kurz nach der rasenden Buggy-Fahrt, hätte ihr beinahe den Rest gegeben, und längst vergessene Stellen ihres Körpers taten plötzlich weh.
    »Wenn ich jünger wäre, hätte ich sie nicht entkommen lassen«, keuchte sie und sah der verwehenden Staubwolke nach, die dem Geländewagen folgte. »Dreckskerle!« Sie schüttelte die Faust. »So behandelt man doch keine alte Frau.«
    Sie schloss die Augen. Der Schock setzte ein, und sie fühlte sich verwundbarer denn je. Der Schmerz im Rücken erwachte wieder, streckte seine Finger aus und erfasste die Rippen, die Schulter und den Bluterguss an ihrer Hüfte. Die Ungeheuerlichkeit dessen, was soeben passiert war, trieb ihr die Tränen in die Augen, und mit zitternder Hand wischte sie sie weg. Tränen lösten ihre Probleme nicht – und Selbstmitleid tat es auch nicht. Aber, bei Gott, sie hatte Angst.
    Die Hitze ließ nach, als die Sonne unterging und Miriam auf die Veranda zurückkehrte, nachdem sie die Polizei angerufen hatte. Doch das unheilvolle Frösteln hatte wenig mit der kühleren Abendluft zu tun. So etwas war hier noch nie vorgekommen – aber sie hatte auch noch nie einen Prozess gegen Dempster führen wollen. Das eine musste mit dem anderen zusammenhängen.
    Jake saß in seinem Büro. In Gedanken weit von seiner Arbeit entfernt, starrte er aus dem Fenster im sechzehnten Stock des Hochhauses am Fluss. Brisbane funkelte im ersterbenden Sonnenlicht, und während in den Häusern am südlichen Ufer dieLichter angingen, wanderten seine Gedanken zur Bellbird-Farm. Bei seiner Ankunft dort war es gewesen, als sei er nach Hause gekommen, und nachdem er nun in den Kreis der Familie einbezogen worden war, musste er immer wieder an sie denken.
    Lächelnd begriff er, dass er sich etwas vormachte. Es war Fiona, die ihn in seinen Träumen und am Tage verfolgte. Er sah sie lächeln, sah, wie ihr Haar zu einem Lichtkranz wurde, wenn sie vor der Sonne stand, und hörte das leise,

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