Das Versprechen des Opals
zufuhren; grimmig hielt sie die Zügel umklammert. Sie wurde durchgeschüttelt wie eine Erbse in der Dose und wusste, dass weder sie noch der Buggy das lange durchhalten würde. Sie konnte nur beten, dass das Rad wirklich repariert worden war und Blue bald die Luft ausgehen würde.
»Verflucht und zugenäht!«, flüsterte sie. »Wenn ich das heil überstehe, dann schwöre ich, dass ich nie wieder lügen werde.« Sie ignorierte die Tatsache, dass dieses Versprechen im Laufe der Jahre viele Male gegeben – und immer wieder gebrochen worden war.
Blue wurde schließlich langsamer, sodass Miriam ihn zügeln konnte. Sie kletterte vom Buggy herunter und lehnte sich an die pochende Flanke des Pferdes, um selbst wieder zu Atem zu kommen. »Dummer Gaul!«, sagte sie zornig. »Hättest uns beinahe beide umgebracht.«
Blue schüttelte den Kopf, bleckte die Zähne und schnaubte ihr ins Gesicht.
»Los, jetzt lass uns lieber nach Hause fahren, bevor doch noch was passiert«, brummte sie. »Hast mich ordentlich durchgeschüttelt, alter Gauner.«
Gemächlich fuhren sie zurück nach Bellbird, als sei ihr Ausflug völlig ereignislos verlaufen. Aber Mim wusste, dass weder das Pferd noch der Buggy, noch sie selbst eine solche Fahrt noch einmal erleben würden. Es war das Ende einer Ära – und das stimmte sie traurig.
Aber sie schob den Gedanken beiseite und freute sich auf eine Tasse Tee. Danach würde sie sich bis zum Abendessen noch einmal hinlegen. Erst als sie den Buggy in den Hof steuerte, wurde ihr klar, wie lange sie fort gewesen war. Still und verlassen lag der Hof da; die Männer waren auf dem letzten Ausritt des Tages. Der Koch stand wahrscheinlich am Herd, aber er würde ihr nicht viel helfen können, denn er war genauso mager und schwach wie sie. Selbst die Jackaroos, die schwarzen Helfer, waren anscheinend verschwunden, bemerkte sie erzürnt. Also plagte sie sich selbst mit dem Geschirr, bis sie Blue schließlich ausgespannt hatte. Sie rieb ihn flüchtig ab und führte ihn auf die Koppel. Den Buggy ließ sie stehen; den sollten die Männer in die Scheune schieben. Sie hatte genug für heute.
Mit dem Gewehr in der Hand stand sie einen Augenblick lang da, um Atem zu schöpfen. Es war eine Höllenfahrt gewesen, und sie zitterte noch immer von der Anstrengung, die es gekostet hatte, Blue daran zu hindern, mit ihr durchzugehen. Frank hat Recht, dachte sie grimmig, ich bin eine törichte alte Frau und sollte lernen, Ratschläge anzunehmen. Wenn das Rad sich gelöst hätte, wäre das für sie das Ende gewesen – und sie hätte nicht mehr erlebt, dass die Gerechtigkeit siegte.
Sie lehnte sich an den Koppelzaun und betrachtete bewundernd ihre Umgebung, erleichtert, dass sie es immer noch konnte. Das Farmhaus war zu Ehren ihres Geburtstagsfestes frisch gestrichen worden, und auch das Wellblechdach leuchtete in einem neuen Rot. Strotzende Zitronenpfefferbäume fächelten das Dach mit ihren Wedeln, und die amethystfarbenen Juwelen eines Jacaranda hüllten die Veranda in Schatten. Das Summen der Bienen bildete einen sanften Hintergrund für das trockene Zirpen der Grillen und das Gezwitscher der Wellensittiche, und der Duft von Gras und Eukalyptus erfüllte die Luft wie ein köstliches Parfüm.
Mim lächelte dankbar: Niemals würde sie ein grässliches Altenheim von innen sehen müssen. Sie gehörte hierher. Ihr Blick wanderte von der verlassenen Schlaf baracke zum Kochhaus und weiter zu den Scheunen und Stallungen bis zur Maschinenwerkstatt. Es war still, wenn die Männer mit den Pferden draußen waren – ein selten friedvoller Augenblick in einer ansonsten geschäftigen Umgebung.
Zwei Stuten grasten mit ihren Fohlen auf der Koppel unter dem üppigen Flammenbaum, und ein paar schwarze Schwäne flogen hinüber zum Billabong. Die Hunde kläfften im Zwinger, die Schweine grunzten im Koben hinter den Stallungen, und der Gemüsegarten gedieh prächtig, nachdem der neue Boy ihn übernommen hatte. Sie hatte hier alles – und sollte sie in der nächsten Minute tot umfallen, hätte sie keinen schöneren Ort dafür gewusst.
»Käme im Augenblick bloß ein bisschen ungelegen«, brummte sie und wandte sich zum Haus.
Sie wollte gerade die Stufen zur Veranda hinaufsteigen, als sie einen unbekannten Geländewagen entdeckte, der zwischen den Bäumen am anderen Ende der Koppel parkte. Sie hatte Besuch. Ungebetenen Besuch – denn wer in ehrlichen Geschäften kam, versteckte sich nicht.
Zögernd schaute sie sich um. Die Männer waren
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