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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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nachgesehen«, sagte sie. »Das Rad ist bereits repariert.«
    Old Blue war ein kastanienbrauner Traber, der seinerzeit zahlreiche Rennen gewonnen hatte, sowohl zu Hause als auch in Amerika, wo Trabrennen beliebt waren. Jetzt gehörte er zu den vielen alten Pferden, bei denen Miriam es nicht übers Herz brachte, sie zu verkaufen oder einschläfern zu lassen. Er schüttelte den Kopf und bleckte die Zähne wie Grabsteine, als Miriam mit dem Zaumzeug in der Hand darauf wartete, dass der Boy ihm das Geschirr anlegte und den Buggy anspannte.
    »Alberner alter Knabe!«, sagte sie zärtlich und gab ihmeinen Apfel. »Du siehst immer noch das Komische an einer Sache, auch wenn Frank es nicht sieht.«
    »Sie sind nicht auf ’m Damm, Mim.« Frank zerrte verzweifelt an seiner Hutkrempe. »Sie haben auf dem Buggy nichts verloren. Blue ist vielleicht alt, aber wenn er den Wind in der Nase spürt, legt er immer noch los. Und Sie haben nicht mehr die Kraft, ihn zurückzuhalten.«
    Miriam kümmerte sich nicht um ihn; sie schob das Gewehr in die Lederhülle an der Seite des Wagens und kletterte auf den Bock. Es war ein uraltes Gefährt aus den Anfangstagen, ganz wie das, mit dem George sie damals hergefahren hatte. Das einstmals glänzende rote Leder war rissig von der Hitze und vom vielen Gebrauch, das Holz konnte eine neue Lackierung gebrauchen, und die rostige Federung knarrte wie ein arthritisches Gelenk. Miriam fand, der Buggy eignete sich gut für ihre Zwecke; sie waren ungefähr gleichaltrig, und keiner von ihnen würde es noch sehr weit bringen.
    »In welche Richtung sind die anderen gegangen?«
    Frank schob die Hände in die Taschen und schaute sie vorwurfsvoll an. »Chloe und ihr Mann sind da rüber gegangen, und die Mädchen sind mit den beiden Stuten zum Billabong runter.«
    »Wenn das so ist«, sagte sie und ließ die Zügel auf Blues Hinterteil klatschen, »dann fahre ich dort hinüber.« Sie fuhr vom Hof und auf die Weide hinaus.
    Das Gras unter Blues Hufen raschelte im Takt mit den Rädern der Kutsche und dem leisen Ächzen der Federn. Miriam schob den Hut zurecht und lehnte sich an das Lederpolster. Es war wirklich ein prachtvoller Tag; die Sonne schien hell, aber nicht zu heiß, und der Wind war kühl, aber nicht kalt. Tabletten und Whisky hatten ihre Aufgabe erfüllt und die Mattigkeit vertrieben. Die Welt war in Ordnung. Sie trieb das alte Pferd anund genoss das Gefühl von Sonne und Wind in ihrem Gesicht und den Duft des Grases.
    Auch Blue freute sich offenbar über die seltene Gelegenheit, der Koppel zu entrinnen. Bald hatte er den vertrauten Rhythmus wieder gefunden und trabte mit gespitzten Ohren und aufrechtem Kopf den fernen Hügeln entgegen, die im violetten Dunst am Horizont lagen.
    Miriam hielt die Zügel locker und schaute sich um. Der Regen hatte das Grün zurückgebracht, die Bäume sahen nicht mehr welk aus, und die Weiden des Outback waren ein Meer von Farben, denn jetzt blühten die Blumen. So war es jedes Jahr nach dem Regen, und Miriam wurde nicht müde, die gelben und weißen Tausendschön, den rosafarbenen Portulak und die zarten Spinnenorchideen zu betrachten. Kängurupfoten schwankten rot und grün im hohen Gras, und hier und da leuchteten kleine blaue Sternhyazinthen unter den schlanken, ziemlich eleganten Gummibäumen.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Blue sich anscheinend auf einer Mission wähnte. Er war schneller geworden und trabte im Renntempo durch das offene Gelände, ohne sich um das Holpern und Poltern des Buggy hinter ihm zu kümmern. »Hoooo«, rief sie und zog die Zügel an. »Langsamer, du Mistkerl, bevor du uns beiden die Knochen brichst.«
    Blue ignorierte sie und stürmte mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.
    Ein Schreck durchfuhr sie, als sie erkannte, dass sie auf den Bachlauf zufuhren, der das offene Gelände begrenzte. Er war nicht breit, aber die Uferböschungen waren steil, und mit dem Buggy würde das alte Pferd nicht darüber hinwegspringen können.
    Sie zerrte an den Zügeln, bis sie glaubte, ihre alten Handgelenke müssten brechen. »Stopp, du verdammter Idiot!«, schrie sie. »Hooo! Brrrr!«
    Glitzernd schlängelte sich der Bach durch die schmale Rinne. Blue zauderte, und Miriam zog heftig am linken Zügel, um ihn herumzureißen. Da schoss ein weißer Kakadu aus einem Baum und kreischte laut, erbost über die Störung.
    Blue, der schon halb abgebogen war, erschrak und ging durch.
    Miriam war dankbar, dass sie jetzt wenigstens nicht mehr auf den Bach

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