Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
aus, denn er hatte in Wales auf der Zeche gearbeitet, und mein Vater hatte Geld, um das Projekt zu finanzieren – wenigstens eine Zeit lang. Das Geld war bald aufgebraucht, aber mein Vater verdiente genug mit seinen Bildern, um uns alle bis zum nächsten Fund über Wasser zu halten.« Sie lächelte betrübt. »Die Suche nach Gold und Edelsteinen war inzwischen zu einem Fieber geworden«, fuhr sie fort. »Es gab immer wieder neue Schürfstätten, neue Minen, neue Chancen, ein Vermögen zumachen. In Australien herrschte ein rauschhaftes Streben nach Reichtum – nach dem Reichtum, der unter der Erde verborgen lag und ausgegraben werden konnte, wenn man nur hartnäckig genug war.«
    »Und die Partnerschaft zwischen Patrick Dempster und Ihrem Vater war bekannt unter den Diggern?«
    Miriam nickte; sie wusste, was jetzt kam. »Keiner von beiden hat je ein Geheimnis daraus gemacht.«
    Jake legte Kates Tagebuch als Beweisstück Nummer eins vor und erläuterte, in welcher Beziehung Kate zu Henry und Miriam gestanden hatte. »Würden Sie uns bitte den Eintrag vom Juli 1894 vorlesen?«
    Miriam spürte Kates Gegenwart, als sie das abgegriffene Tagebuch in die Hand nahm und es ins Licht drehte. Es war, als stehe sie neben ihr und lese, was sie vor so langer Zeit geschrieben hatte – eine einsame Zeugin der Ereignisse, die solches Herzleid verursachen sollten.
    »Ich habe heute erfahren, dass mein Liebling Henry eine Partnerschaft mit Paddy Dempster eingegangen ist. Er hat mir sogar die amtlichen Dokumente gezeigt, die diese Partnerschaft besiegeln, und die Besitzurkunden über ihren Claim; er ist überzeugt, dass diese Papiere ihn schützen werden, sollte etwas geschehen. Ich bin verzweifelt, aber was kann ich schon tun? Er hat nach all der Finsternis wieder Hoffnung und will eine Zukunft für sich und die kleine Miriam schaffen. Ich bete zum Himmel, dass Patrick ein ehrlicher Partner sein möge, doch was ich über ihn weiß, lässt mich das Schlimmste befürchten.«
    »Warum musste Kate das Schlimmste befürchten?«, wollte Jake wissen.
    »Ein Jahr vor ihrer Abreise nach Australien war Kate in Dublin. Patrick ebenfalls. Sie war Zeugin, als Patrick einen Mord beging«, antwortete Miriam.
    Das Gericht geriet in Aufruhr. Die Anwälte der Beklagten sprangen auf und erhoben mit lauter Stimme Einspruch. Brendt fuchtelte brüllend mit den Armen, und die Reporter kritzelten in ihre Notizblocks, als gehe es um ihr Leben. Brigid saß kerzengerade auf der harten Holzbank, in ihrer Regungslosigkeit isoliert von dem Chaos ringsum. Die Richterin ließ den Hammer auf ihr Pult niederfahren, um sich Ruhe zu verschaffen.
    »Haben Sie irgendeinen Beweis für diese Beschuldigung?«, fragte sie dann und spähte Miriam über die Brille hinweg an.
    »Nein«, gab Miriam zu. »Aber Kate hat es mir erzählt, und sie war keine Lügnerin.«
    »Unzulässig«, erklärte die Richterin und funkelte Jake an. »Bitte sorgen Sie dafür, dass Ihre Mandantin Beweise vorlegt, mit denen sich ihr Anspruch untermauern lässt, Mr Connor. Sie sind erfahren genug, um zu wissen, dass Hörensagen unzulässig ist.«
    Jake nickte und blätterte in seinen Papieren, während der Lärm langsam erstarb und erwartungsvolle Stille eintrat. »Mrs Strong, wollen Sie dem Gericht bitte sagen, was kurz nach Ihrem zwölften Geburtstag geschah?«
    Miriam schloss die Augen und fasste sich. Sie holte tief Luft und blickte starr in den Saal, während sie die Ereignisse jenes schrecklichen Tages schilderte.
    »Der Leichnam meines Vaters wurde nie gefunden«, endete sie. »Kate packte ihre Sachen, und früh am nächsten Morgen fuhren wir weg. Ich habe damals nicht verstanden, warum sie es so eilig hatte, aber heute verstehe ich es.«
    »Und warum?«, fragte Jake.
    Miriam überlegte sich die Formulierung ihrer Antwort sorgfältig. Die Richterin hatte es abgelehnt, Hörensagen zuzulassen, aber es war wichtig, dass sie hier die Wahrheit sagte. »Wegen ihres Verdachts und weil Paddy schon früher gewalttätig gegen sie geworden war. Kate fürchtete um meine Sicherheit.«
    »Einspruch!« Dempsters Anwalt war wieder aufgesprungen.
    Die Richterin lehnte ab. »Lassen Sie sie weiterreden, bis ich die Aussage für unzulässig erachte.«
    Miriam erzählte dem Gericht, wie Patrick versucht hatte, Kate zu vergewaltigen, und Jake legte das Tagebuch vor, in dem Kate von der schrecklichen Nacht an Bord der Swallow berichtete. »Patrick war besessen von ihr, aber er muss gemerkt haben, dass sie und mein

Weitere Kostenlose Bücher