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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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neben sie.
    Erschrocken fuhr sie herum. »Junge«, hauchte sie, »Sie haben sich aber rausgeputzt.«
    Jake zog das Revers seines Jacketts zurecht und fummelte an seiner Krawatte herum. »Warten Sie, bis Sie mich in Robe und Perücke sehen«, antwortete er mit trockenem Humor. »Ich bin einfach hinreißend so kostümiert.«
    Sie kicherte, aber dann bemerkte sie das nervöse Zucken seiner Wange, und sie begriff, dass er genauso nervös war wie sie. »Ich wünschte, wir könnten es bleiben lassen«, sagte sie, als sie die Presseleute sah, die sich nach und nach vor dem Gerichtsgebäude versammelten.
    »Ich auch«, gestand er. »Aber Mim hat eine Chance, auch wenn sie minimal ist, und wir dürfen uns nicht von unseren Zweifeln ins Bockshorn jagen lassen.« Er blickte sie an und lächelte. »Denken Sie immer daran: Wir tun es für Mim«, sagte er leise. »Sie hat keine Angst zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, ihren Auftritt vor Gericht zu nutzen. Und wir sind hier, um sie dabei zu unterstützen, so gut wir können.«
    Fiona beobachtete, wie die Sonne die goldenen Sprenkel in seinen Augen aufleuchten und sein blauschwarzes Haar glänzen ließ. Sie räusperte sich und schaute weg. Er war zu nah, sein Blick zu eindringlich – und ihre Reaktion auf ihn viel machtvoller, als sie sich bisher eingestanden hatte. »Erklären Sie mir lieber, was jetzt passiert«, sagte sie schroff. »Ich hab keine Ahnung, was beim Obersten Gericht vorgeht.«
    Jake stellte seinen Aktenkoffer auf den Boden und lehntesich zurück. »Ein Zivilprozess ist ein Prozess, bei dem eine Person im Streit mit einer anderen Person oder Gruppe liegt und deshalb Forderungen erhebt. Um einen solchen Prozess in Gang zu bringen, haben wir Zivilklage beim Obersten Gericht eingereicht. Mim ist die Klägerin, und Patrick Dempsters Erben sind die Beklagten, denen vorgeworfen wird, Mims Erbansprüche verletzt zu haben.«
    »Bis jetzt kann ich folgen. Klingt nicht allzu kompliziert.«
    Jake lächelte. »Das ist es auch nicht, aber der Juristenjargon kann für Laien verwirrend klingen.« Er fuhr sich durch die Haare, sodass sie zu Berge standen. »Als Mims Anwalt habe ich Dempster die Klageschrift zustellen lassen. Er muss den Empfang innerhalb einer bestimmten Zeit bestätigen. Wenn er es nicht tut und auch sonst nicht dazu Stellung bezieht, hat Mim automatisch gewonnen.«
    »Aber er hat es getan – und deshalb sind wir hier.« Fiona schaute auf den Fluss hinaus, wo eben die Fähre ablegte und stromaufwärts tuckerte. An Deck standen Touristen und fotografierten. Sie hätte alles dafür gegeben, jetzt unter ihnen zu sein, statt hier vor dem Gerichtsgebäude warten zu müssen. »Und wie geht ’s jetzt weiter?« Sie wandte sich wieder dem Mann an ihrer Seite zu.
    »Ich habe diverse Schriftsätze mit Dempsters Anwälten gewechselt. Unter anderem musste ich den Sachverhalt detailliert darstellen und die daraus resultierenden Forderungen aufführen. Dempster kann den Forderungen stattgeben oder sie zurückweisen – und dann kann er Gegenklage einreichen.«
    »Was er getan hat«, stellte Fiona erbittert fest. Sie blinzelte in der Sonne. »Wird Mim denn zu Wort kommen können? Hat sie ohne die Urkunden genug Material für eine Klage?«
    »Sie ist die Klägerin, und deshalb wird sie als Erste angehört. Dempster kommt an die Reihe, wenn sie fertig ist, undkann auf jeden Punkt antworten. Mim muss genug Beweismaterial vorlegen, um ihre Klage gegenüber Dempsters Argumenten begründet erscheinen zu lassen.« Er holt tief Luft. »Dazu können wir auch Zeugenaussagen oder schriftliche eidesstattliche Erklärungen verwenden. Nach Anhörung beider Parteien trifft der Richter seine Entscheidung, entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt.« Jake strich sich das Haar glatt und nestelte an seiner Krawatte. »Alle Zeugen sind natürlich längst tot. Mim wird es schwer haben, so ganz allein.«
    »Es gibt eine Zeugin.« Fiona bemerkte, dass sich am anderen Ende des Rasens etwas bewegte.
    Jake schaute in dieselbe Richtung. »Daran habe ich schon gedacht«, sagte er leise. »Aber sie ist eine feindselige Zeugin, und der Beklagte hat sie bereits benannt.«
    »Sie wird lügen, was das Zeug hält«, zischte Fiona.
    »Dann ist es meine Aufgabe, die Wahrheit herauszufinden.« Er lächelte und legte ihr sanft die Hand auf den Arm. »Ich weiß, es klingt wie ein Klischee, aber … vertrauen Sie mir, Fiona.«
    Fiona schaute ihm tief in die Augen und wusste, dass sie es – allen

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