Das Versprechen des Opals
Schwiegervater führte seinen Haushalt nach diesen Grundsätzen, und ich war dauernd in Schwierigkeiten, weil ich irgendetwas falsch machte.«
Miriam fragte sich, ob das einer der Gründe für das Scheitern seiner Ehe gewesen war. Sie würde ihn später fragen.
»Isaac merkte ziemlich schnell, wie gescheit Kate war – viel zu gescheit, um ihre Talente mit der Arbeit als Haushälterin zu vergeuden. Er machte sie mit den Edelsteinen vertraut, die er in seinem Tresor verwahrte. Er brachte ihr bei, wie man sie bewertete, zeigte ihr, wie man Unreinheiten erkannte und wie man sie schliff und polierte. Aber er lehrte sie auch, sich zu kleiden, mit Käufern und Verkäufern umzugehen und kundig über die neuesten Theaterstücke und Bücher zu plaudern.« Miriam lächelte. »Er wollte, dass sie sich in der gehobenen Gesellschaft wohl fühlte, denn er wusste, dass sie eines Tages eine reiche Frau sein würde.«
»Woher wusste er das?«, fragte Jake verwundert.
»Nun, er erkannte, wozu sie fähig war«, erklärte Miriam. »Kate war fast sieben Jahre bei ihm, und als sie genug wusste,um auf Reisen zu gehen, war sie für ihre Zukunft tadellos gerüstet.«
»Isaac hat sie geliebt, nicht wahr?«
Miriam nickte. »O ja, ohne Zweifel. Er hat ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht – was ein großes Risiko bedeutete. Denn wenn er eine goj heiratete, würde man ihn in der Synagoge meiden.« Sie schaute auf ihre Hände. »Aber das war nicht der Grund, weshalb sie ihn abwies – nicht der eigentliche Grund. Sehen Sie, sie hat meinen Vater geliebt, und sie vertraute unerschütterlich darauf, dass sie ihn wiedersehen würde. Sie liebte Isaac als Freund, als Mentor, vielleicht auch als Ersatzvater – aber nicht als Ehemann.«
»Also fing sie an, die Minen zu bereisen?«
Miriam lächelte. »Sie hatte bald einen beachtlichen Ruf als Einkäuferin. Sie zog von Camp zu Camp und kaufte unmittelbar bei den Schürfern. Das war damals ungewöhnlich, denn die Prospektoren wanderten oft Hunderte von Meilen weit zu Fuß, um ihre Pakete mit Edelsteinen in den Städten zu verkaufen. Kate und Isaac erkannten, dass dies eine Menge Zeit und Energie erforderte und wenig Gewinn einbrachte – die Männer mussten die Minen lange Zeit brachliegen lassen –, und verlagerten das Geschäft deshalb in die Camps.«
»Aber das klingt nach einem riskanten Unternehmen«, sagte Jake. »Es waren gesetzlose Zeiten damals.«
»Darum hatte sie immer eine Pistole und ein geladenes Gewehr bei sich. Manchmal heuerte sie auch jemanden an, der sie begleitete, besonders wenn die Reise sehr erfolgreich gewesen war.« Miriam schwieg kurz. »Da hat sich nicht so viel geändert«, sagte sie dann. »Misstrauen, Habgier und Neid sind immer noch sehr verbreitet in den Minengemeinden im Outback. Ich kenne mindestens drei Einkäufer, die auch heute noch Waffen bei sich tragen.«
Jake nickte und lehnte sich zur anderen Seite des Sessels. Sie saßen jetzt seit über einer Stunde da und waren beide müde.
Eric stolzierte zur Tür herein, den Schwanz steil emporgerichtet, steif beinig vor Wichtigkeit. Er sprang auf die Armlehne von Miriams Sessel, beäugte sie nachdenklich und machte es sich dann auf ihrem Schoß bequem.
»Was sagt man dazu?«, knurrte Jake. »Das hat er noch nie getan. Anscheinend mag er Sie.«
Miriam streichelte das weiche Fell und fühlte, wie Eric schnurrte. »Ich kann nicht behaupten, dass ich Katzen besonders mag«, sagte sie lachend. »Vielleicht hat er mich deshalb als Sitzplatz ausgesucht.«
Jake verdrehte die Augen zur Decke und seufzte. »Wahrscheinlich.« Sein Blick wanderte von dem dösenden Kater zu dem Bild über dem Kamin. »Sie wollten mir noch erzählen, warum Ihnen dieses Bild so viel bedeutet.«
Miriam betrachtete die Sepiatöne, mit denen ihr Vater das außergewöhnliche Licht eingefangen hatte. »Es war sein letztes Geschenk für Kate«, sagte sie leise. »Er hat es ihr an dem Morgen geschenkt, an dem er verschwand.«
SIEBEN
L ouise saß neben Rafe in dem Taxi, das sie durch den Abendverkehr nach Fortitude Valley zum Flughafen
brachte. Sie wollte nicht nach dem Grund für seinen plötzlichen Sinneswandel fragen, denn er war in den letzten zwölf Stunden so liebevoll und freundlich zu ihr gewesen, dass es ihr ungehörig erschienen wäre. Dennoch wurde sie den Gedanken nicht los, dass irgendetwas geschehen sein musste, was ihn umgestimmt hatte.
Brisbane sah prachtvoll aus; die Glastürme glitzerten blau und grün unter dem
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