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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Gerüchen und Klängen einer anderen Zeit, und eine Parade von vertrauten und geliebten Gesichtern zog
     an ihr vorbei. Die meisten davon gab es längst nicht mehr. Sie rutschte rastlos im Sessel hin und her und wünschte, sie hätte eine Decke, die sie sich um die Schultern legen könnte. Der Drache des Schmerzes schlief, aber die Nacht war kalt, und ein Frösteln beschlich sie, wie sie es auch vor all den Jahren verspürt hatte. Es war die Kälte des Winters – der Geheimnisse – eines unerklärlichen Verlustes.
    »Es war das, was die Aborigines in jener entlegenen Gegend ›Three Dog Night‹ nannten – so kalt, dass man drei Hunde brauchte, um sich daran zu wärmen. Aber ich fror, obwohl die Tiere sich um meine Füße und an meinen Rücken schmiegten. Ich lag da und starrte in die Dunkelheit. Das Schnarchen meines Vaters drang aus den Tiefen seiner Wolldecken, und unsere Atemluft bildete eine Eisschicht auf der dünnen Zeltleinwand. Ich kuschelte mich dicht an die gestreifte Hündin, die im Schlaf leise kläffte und zuckte, und meine Gedanken schweiften umher, während ich auf den ersten Schimmer des Morgengrauens wartete: Dann würde ich auch dieses bisschen Komfort aufgeben und dem Wintermorgen im Outback entgegentreten müssen. Bei aller kindlichen Freude darüber, dass ich erst ein paar Wochen zuvor das stattliche Alter von zwölf Jahren erreicht hatte, war ich doch alt genug, um zu akzeptieren, dass ich keine Geschenke oder besonderen Zuwendungen bekam.«
    Miriam lächelte; die Erinnerungen waren so klar und deutlich, dass die Gegenwart beinahe unwirklich erschien. »Das Geld war knapp wie immer, denn obwohl Dad und Paddy bis zur Erschöpfung unter Tage schufteten, hatten sie immer noch nichts Nennenswertes gefunden, und jetzt waren unsere Vorräte auf den letzten Sack Mehl und den letzten Beutel Tee zusammengeschrumpft.«
    »Das muss hart gewesen sein«, sagte Jake. »Eine Erfahrung, die für ein Kind von heute wahrscheinlich schwer vorstellbar ist.«
    Miriam lachte. »Zweifellos würde man in einem solchen Fall heutzutage Sozialarbeiter hinzuziehen. Wir alle sind zu verweichlicht, zu sehr abhängig von Almosen und der Unterstützung durch einen Wohlfahrtsstaat.« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe mein Leben mit all den Strapazen mit einem Gleichmut hingenommen, der durch Erfahrung geschult war, ich kannte ja auch nichts anderes. Dad würde schon noch ein Vermögen machen. Er brauchte nur ein bisschen Glück. Den Gedanken, dass das Glück uns verlassen haben könnte, habe ich nie zugelassen; stattdessen hab ich mir immer vorzustellen versucht, wie es sein müsste, in einem Federbett zu schlafen wie Kate. Wie ich Kate um dieses Messingbett und die Samtdecke beneidet habe! Ich dachte mir: Sie muss wirklich sehr reich sein, wenn sie so herrliche Dinge besitzt.«
    »Das war sie wahrscheinlich auch«, mutmaßte Jake. »Die Einkäufer sind meist die Einzigen, die im Minengeschäft wirklich Geld verdienen.«
    »Aber ich war ein Kind. Was wusste ich schon? Was mich viel mehr interessierte, waren meine Gefühle für Kate und die unübersehbare Zuneigung zwischen Dad und ihr. Ich hatte bemerkt, dass Dad seit ihrer Ankunft wieder mehr auf sein Äußeres achtete. Er hatte sich den Bart gestutzt und die Haaregeschnitten, er wusch sich öfter, und er hielt immer mindestens ein sauberes Hemd für den Fall bereit, dass wir Kate in ihrem Zelt besuchten.« Miriam lächelte. »Er nahm mich bei diesen Besuchen nicht immer mit. Dachte wohl, ich hätte keine Ahnung, wie lange er abends bei Kate war, wenn er mich schlafend glaubte. Aber im Camp gab es nur wenig Privatsphäre, und ich hätte taubstumm und blind sein müssen, um nicht zu merken, was zwischen ihnen vorging.«
    Sie nagte an ihrer Lippe, als sie sich daran erinnerte, dass sie sich gefragt hatte, wie es wohl sein würde, Kate als Mutter zu haben, denn ihr war bald klar geworden, dass diese Möglichkeit bestand. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass es Spaß machen würde, durch das Outback zu reisen und in allen Camps willkommen geheißen zu werden oder eine Stadt zu sehen, die so geschäftig und glanzvoll war, wie Sydney es nach Kates Beschreibung sein musste. Sie selbst hatte ja noch nie eine Großstadt gesehen und war auch noch nicht am Meer gewesen, und deshalb war sie neugierig.
    Miriam verlor sich in ihren Erinnerungen und durchlebte noch einmal jene kostbaren Stunden der Unschuld und der Jugend. Aber beides hatte nicht genügt, um sie vor dem zu schützen,

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