Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
der geheimnisvollen grünen Tümpel, die man überall in den Nischen und Mulden des schwarzbraunen Höhenzugs fand, und sie hörtedas Quietschen der Winden, die die Eimer aus den Schächten zogen, das gleichförmige Stampfen der Pferde und Maultiere und das Rumpeln der Wagen auf dem Schotter.
    Sie erinnerte sich, wie beeindruckt sie von dem Ausblick gewesen war, der sich auf dem Gipfel des Höhenzugs geboten hatte: eine gewaltige Ebene, die sich in alle Himmelsrichtungen endlos zum Horizont erstreckte, gesprenkelt von Bäumen und Büschen, die Schlangen und Kängurus und Myriaden von bunten Vögeln beherbergten. Und über all das spannte sich ein ungeheurer Himmel. Tagsüber gebleicht von der Hitze der Sonne, verwandelte er sich nachts in einen Vorhang aus schwarzem Samt, übersät von so vielen Sternen, dass sie sie nicht hatte zählen können.
    Jake wartete auf die Fortsetzung der Geschichte, und als sie es merkte, lächelte sie ihn an. »Der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses im Alter kann einem ziemlich auf die Nerven gehen«, sagte sie. »Aber der eigentliche Fluch besteht darin, dass man sich so klar an die Vergangenheit erinnert. Das macht einem allzu deutlich bewusst, wie viele Jahre vergangen sind.«
    Sie sammelte sich und fuhr mit ihrer Erzählung fort. »Mein Vater hatte mir erzählt, dass Kate mich als Baby versorgt hatte, aber ich erinnere mich natürlich erst seit diesem Tag an sie. Und ich hatte sie sofort gern. Ihr Gesicht lud dazu ein, sich mit ihr anzufreunden. Es strahlte eine Wärme aus, die mich auf der Stelle anzog.« Miriam lachte leise bei der Erinnerung daran. »Sie begrabschte und küsste mich nicht, wie es manche Frauen in den Camps taten, sondern sie nahm mich sanft bei der Hand, führte mich zu einem Stuhl und gab mir einen Becher Tee.«
    »Sie müssen doch eine Menge Fragen gehabt haben«, sagte Jake.
    Sie schüttelte den Kopf. »Damals trichterte man Kindern ein, dass man sie kaum sehen und auf keinen Fall hören durfte.Deshalb war ich ganz zufrieden damit, einfach dazusitzen und zuzuhören, wie mein Vater und Kate sich unterhielten. Ich habe immer festgestellt, dass man sehr viel mehr erfährt, wenn man einfach nur still und aufmerksam ist, statt alle mit Fragen zu überschütten.«
    Jake zog eine Braue hoch, aber er war klug genug, sich jedes Kommentars zu enthalten.
    Miriam erzählte weiter. »Es war faszinierend, Kate zuzuhören. Sie war so weit umhergereist und hatte viel mehr gesehen als Dad und ich. Und es war faszinierend, ihr zuzusehen, wie sie ihre Hände benutzte, um irgendetwas zu untermalen, und wie ihre Augen Angst und Schrecken, aber auch Fröhlichkeit spiegelten. Sie war eine großartige Erzählerin.«
    »Aber ich wette, sie war eher zurückhaltend, wenn es um ihr Gewerbe ging.« In Jakes Blick lag die Andeutung eines Lächelns. »Das war ja wohl kein geeignetes Thema für Kinderohren.«
    Sie sah ihn verständnislos an. Dann ging ihr ein Licht auf, und sie lachte, bis sie Seitenstiche bekam. Als sie ihre Fassung wiedergefunden und sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte, klärte sie ihn auf. »Kate war keine Hure«, prustete sie. »Sie bereiste die Minen aus einem ganz anderen Grund.«
    »Na, da bin ich gespannt.« Jake verschränkte die Arme und sah sie herausfordernd an. »Vermutlich werden Sie mir jetzt erzählen, dass sie eine Prospektorin war?«
    Miriam schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Kichern. »Nah dran, aber nicht nah genug.« Sie räusperte sich und nahm sich dann wieder zusammen. »In Port Philip buchte sie eine Passage nach Sydney. Dort arbeitete sie als Haushälterin bei einem reichen Juden. Isaac Levinsky handelte mit Edelsteinen. Er war den russischen Pogromen entkommen und hatte dabei seine ganze Familie verloren. Er war mit einem Auswandererschiffaus Deutschland nach Australien gekommen und hatte dort sein Glück gemacht wie so viele.«
    Miriam knipste die Lampe neben sich an und betrachtete die Lichtreflexe in dem Cognacschwenker. »Isaac war einsam. Er war tief religiös und verbrachte den Sabbat und die meisten Abende in der Synagoge oder studierte den Talmud. Er war ein angesehener Schriftgelehrter. Als Kate ihre Stellung bei ihm antrat, musste sie zunächst die Gebräuche eines jüdischen Haushalts kennen lernen. Und davon gab es viele: Fleisch musste von Fisch und Milchprodukten getrennt werden, man musste spezielle Messer benutzen und durfte bestimmte Gerichte nicht servieren.«
    »Das ist ein Minenfeld«, sagte Jake. »Mein

Weitere Kostenlose Bücher