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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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merkte Tod vielleicht gerade, daß da noch ein Zug angerast kam …
    … wieder talwärts und dann in die Zielgerade.
    Sobald er wieder ruhigeren Boden unter sich verspürte, trat Jeremy den Rückzug an und versuchte, sich ein Bein nach dem anderen unter der Sicherheitsstange hindurch auf seinen Platz zu zwängen. Am Ende des finsteren Tunnels lag die letzte Schwingtür. Sie führte in die hell erleuchtete Haupthöhle, in den Bahnhof mit dem Aufsichtspersonal, das ihn beim »Achterbahn-Surfen« erwischen würde.
    Er arbeitete fieberhaft, um sich durch den schmalen Raum zwischen der Rückenlehne und der Stange durchzuwinden. Eigentlich nicht allzu schwierig. Es war einfacher, sich von außen unter der Stange durch auf den Sitz zu zwängen als umgekehrt. Geschafft.
    Sie passierten die Schwingtür – wummm – und ratterten in gemächlichem Tempo auf die Ausstiegsplattform zu. Die Leute standen dichtgedrängt und blickten dem herannahenden Zug entgegen. Jeremy rechnete jeden Augenblick damit, daß sie mit dem Finger auf ihn zeigen und »Mörder« rufen würden.
    Gerade als der Zug an der Rampe ausrollte und zum Halt kam, fingen überall rote Warnlampen an zu blinken. Aus den Lautsprechern hoch oben in den künstlichen Felsformationen ertönte die blecherne Stimme eines Computers: »Der Zug mußte eine Notbremsung machen. Die Fahrgäste werden gebeten, auf ihren Plätzen zu bleiben …«
    Sobald sich die automatische Verriegelung der Sicherheitsstange gelöst hatte, erhob sich Jeremy von seinem Platz und sprang auf den Bahnsteig.
    »… die Fahrgäste werden gebeten, auf ihren Plätzen zu bleiben, bis das Aufsichtspersonal eintrifft und sie aus dem Tunnel führt …«
    Die Männer von der technischen Aufsicht blickten einander ratlos an.
    »… die Fahrgäste werden gebeten, auf ihren Plätzen zu bleiben …«
    Jeremy wandte sich zu der Tunnelöffnung um, aus der sie eben erst gekommen waren. Der nächste Zug schob sich durch die Schwingtür.
    »… die anderen Fahrgäste werden gebeten, Ruhe zu bewahren und sich zu den Ausgängen zu begeben …«
    Der einlaufende Zug rollte nicht in der gewohnten Art heran, er ruckte und ruckelte und drohte, aus den Schienen zu springen.
    Dann sah Jeremy, was die Vorderräder blockierte und den ersten Wagen fast zum Entgleisen brachte. Andere Fahrgäste mußten es auch entdeckt haben, denn plötzlich brachen sie in Schreie aus, die nichts mit dem fröhlichen Gekreisch und Gejohle eines Jahrmarktvergnügens gemein hatten. Dies waren Schreie des Entsetzens und des Grauens.
    »… die Fahrgäste werden gebeten …«
    Mit einem letzten Rucken und Zucken kam der Zug weit vor der Plattform zum Stehen. Da hing etwas am Kopf des grausamen Insekts, das den ersten Wagen schmückte, hatte sich in seinem gezahnten Unterkiefer verfangen. Es war der spärliche Rest vom guten alten Astronauten-As. Würde einen appetitlichen Happen für so eine monströse Wanze bieten.
    »… alle Fahrgäste werden gebeten, Ruhe zu bewahren und sich zu den Ausgängen zu begeben …«
    »Schau nicht hin, Junge«, sagte ein Aufsichtsbeamter mitfühlend zu Jeremy und drehte ihn von dem grausamen Spektakel weg. »Mach um Gottes willen, daß du wegkommst.«
    Das Aufsichtspersonal hatte den Schock soweit überwunden, daß es die Leute zu den Ausgängen dirigieren konnte. Jeremy barst schier vor Aufregung, doch als ihm bewußt wurde, wie dämlich er vor sich hingrinste und daß er viel zu freudig erregt war, um den trauernden Freund überzeugend zu spielen, schloß er sich den anderen an, die panikartig zum Ausgang drängten.
    Draußen glitzerte unbekümmert die weihnachtliche Festbeleuchtung, die Laserstrahlen schossen unverändert in den dunklen Nachthimmel, und Neon-Regenbogen standen links und rechts am Himmelrand. Tausende von Besuchern gingen ihrem Vergnügen nach, ahnungslos, daß der Tod mitten unter ihnen weilte. Da machte Jeremy, daß er wegkam. Er rannte los, drängte und quetschte sich durch die Menschenmenge, wich manchem Beinahzusammenstoß aus und wußte eigentlich gar nicht, wohin er rannte. Irgend etwas trieb ihn weiter, bis er genug Abstand zwischen sich und Tod Ledderbecks zerfetzten Körper gelegt hatte.
    Schließlich machte er an dem künstlichen See halt, auf dem Hovercraft-Zubringer emsig zwischen der Mars-Insel und dem Anleger hin- und hersurrten. Er kam sich selber wie auf dem Mars oder einem anderen fremden Stern vor, wo die Schwerkraft geringer schien als auf der Erde. Er befand sich in einem

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