Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
mit seinem Sprößling hereinkam. Sie hätten alles verderben können, doch sie gingen jeder in eine Toilettenkabine und verriegelten die Türen. Jeremy wußte sofort, daß dies ein Zeichen war. Tu's doch, sagte das Zeichen. Nimms dir, mach schon, los. Jeremy warf einen Blick auf den Mann am Urinbecken, schnappte sich das Feuerzeug, drehte sich um, ging hinaus, ohne sich die Hände abzutrocknen. Niemand verfolgte ihn.
    Das Feuerzeug fest in der rechten Faust, schlich er sich durch den Park auf der Suche nach dem perfekten brennbaren Material. Die Gier in ihm war jetzt so intensiv, daß sie wie Feuer brannte. Die Hitze breitete sich aus von seinem Schritt über den Bauch und den Rücken, dann war sie in seinen Händen und in den Beinen, die vor Erregung manchmal weich wie Gummi waren.
    Gier …
     
    Als er den letzten Schokoladenkeks vertilgt hatte, rollte Vassago die leere Tüte zusammen, verknotete sie außerdem noch zum kleinstmöglichen Päckchen und warf sie in die Abfalltüte neben der Kühltasche. Sauberkeit galt als eines der obersten Gebote in der Welt der Lebenden.
    Er verlor sich nur allzu gern in der Erinnerung an jene besondere Nacht vor acht Jahren, als er zwölf war und sich für immer verändert hatte. Doch jetzt war er müde und wollte schlafen. Vielleicht träumte er wieder von der Frau, die Lindsey hieß. Vielleicht hatte er auch wieder eine Vision, würde zu jemandem geführt, der zu der Frau gehörte. Denn irgendwie schien sie Teil seines Schicksals zu sein, er fühlte sich von Kräften zu ihr hingezogen, die er zwar nicht verstand, aber respektierte. Beim nächstenmal würde er nicht denselben Fehler machen wie mit Cooper. Die Gier würde ihn nicht wieder überwältigen und außer Kontrolle geraten lassen. Zuerst würde er Fragen stellen. Wenn er alle Antworten bekommen hatte, und erst dann, würde er das wunderbare Blut befreien und mit ihm eine weitere Seele, damit sie sich mit den unendlichen Scharen jenseits dieser scheußlichen Welt vereinte.
4
    Den Dienstag vormittag verbrachte Lindsey zu Hause in ihrem Atelier, um an einem Bild weiterzuarbeiten. Hatch würde Regina auf dem Weg nach North Tustin an der Schule absetzen. Er war mit einem Erbschaftsverwalter verabredet, der einige antike Wedgwood-Vasen zum Verkauf anbot. Nach dem Lunch hatte er einen Termin bei Dr. Nyebern, um mit ihm die Testergebnisse vom Samstag zu besprechen. Auf dem Heimweg würde er Regina abholen und wäre dann am späten Nachmittag zurück. Bis dahin wollte Lindsey auch mit dem Bild fertig sein, an dem sie seit Monaten arbeitete.
    So hatte sie es zumindest geplant, doch das Schicksal und ihre eigene Psychologie hatten sich gegen sie verschworen. Zunächst gab die Kaffeemaschine den Geist auf. Lindsey werkelte eine geschlagene Stunde an dem Gerät herum, bis sie den Schaden gefunden und behoben hatte. Sie war recht geschickt in solchen Dingen und führte kleinere Reparaturen gern selber aus. Allein der Gedanke, den Tag ohne einen kräftigen Schuß Koffein beginnen zu müssen, ließ sie erschauern. Natürlich wußte sie, daß Kaffee nicht gesund war, ebensowenig wie Batteriesäure oder Zyanid, die sie ja auch nicht trank. Das zeigte hinreichend, daß sie genug Standvermögen gesundheitsschädlichen Dingen gegenüber besaß!
    Endlich konnte Lindsey, mit einem Kaffeebecher und einer Thermoskanne bewaffnet, in ihr Atelier im zweiten Stock hinaufgehen. Durch die Nordfenster ihres Studios schien jetzt genau das richtige Licht für ihr Vorhaben herein. Jetzt hatte sie alles, was sie brauchte. Pinsel, Palette, Spachtel. Ihre Malfarben. Sie hatte ihren in der Höhe verstellbaren Hocker, ihre Staffelei und ihre Stereoanlage und stapelweise CDs von Garth Brooks, Glenn Miller und Van Halen. Offenbar boten sie die ideale Hintergrundmusik für eine Malerin, deren Malstil eine Mischung aus Neoklassizismus und Surrealismus darstellte. Was ihr jedoch fehlte, war auch nur ein Funken Interesse an ihrer Arbeit und die richtige Konzentration.
    Immer wieder wanderte ihr Blick von der Leinwand zu dem einen Fenster, in dessen oberer rechter Ecke sich eine schwarze Spinne zu schaffen machte. Sie mochte keine Spinnen, aber töten konnte sie sie auch nicht. Sie würde sie später mit einem Glas einfangen und nach draußen setzen. Die Spinne wanderte jetzt in die linke Fensterecke, doch die schien sie nicht sonderlich zu interessieren, also kehrte sie an ihren Ausgangspunkt zurück. Genüßlich bog und streckte sie ihre langen Beine und fand ein

Weitere Kostenlose Bücher