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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Verzweiflung, die Jeremy überraschte. Vielleicht verstand Tod doch, worum es im Leben ging, daß es lediglich ein brutales Spiel war, bei dem jeder Spieler es nur darauf anlegte, als Sieger daraus hervorzugehen, und das hatte den guten Tod wohl ganz aus der Fassung gebracht. Er war in Panik und klammerte sich an den letzten Strohhalm, an seinen Begriff von Freundschaft. Spielte man das Spiel mit einem oder zwei Partnern, ging es um den Rest der Welt gegen dein kleines Team, das ließ sich ertragen. Besser als die ganze Welt gegen dich ganz allein. Tod Ledderbeck und sein alter Kumpel Jeremy gegen den Rest der Welt war irgendwie romantisch und voller Abenteuer, aber Tod Ledderbeck allein auf sich gestellt, da bekam er Hosenflattern.
    Tod hockte niedergeschlagen hinter der Sicherheitsstange, dann beschloß er zu handeln. Mit dem Mut der Verzweiflung zwängte er sich unter der Stange durch.
    »Beeil dich doch«, rief Jeremy ihm zu. »Wir sind gleich oben.«
    Tod hatte sich endlich nach draußen geschlängelt und hangelte mit den Füßen nach der Stütze, auf der Jeremy bereits stand. Sein Fuß verfing sich, und er wäre beinahe aus dem Wagen gefallen.
    Jeremy packte ihn und hielt ihn fest. Hier war nicht die geeignete Stelle, wo Tod stürzen sollte. Der Zug fuhr viel zu langsam. Tod würde sich höchstens ein paar Schrammen und blaue Flecken einhandeln.
    So standen sie nun Seite an Seite vor der Sicherheitsstange, die Füße breitbeinig auf den Wagenboden gestemmt, preßten sich mit dem Rücken an die Stange, der sie soeben entronnen waren, umklammerten sie von hinten und grinsten einander an, als der Zug die Steigung genommen hatte und oben angekommen war.
    Durch eine Schwingtür ging es in den nächsten finsteren Tunnel. Die Strecke verlief lange genug geradeaus, um die Spannung der Fahrgäste genüßlich zu steigern. Vor-freuuuuuu-de. Als Jeremy es kaum noch aushallen konnte, schoß der erste Wagen talwärts, und die Leute darin kreischten in der Dunkelheit. Gleich darauf folgte der zweite Wagen, der dritte, der vierte und fünfte – »Astronauten-Asse!« grölten Jeremy und Tod wie aus einer Kehle.
    – und der letzte Wagen des Zugs donnerte mit ungeheuerem Tempo hinter den anderen in die Tiefe. Der Wind fuhr ihnen um die Ohren und ließ ihre Haare nach hinten wehen. Dann kam eine atemberaubende Rechtskurve, als sie am wenigsten erwartet wurde, eine kleine Steigung, wieder eine Rechtskurve auf geneigter Strecke, daß sich die Wagen in die Seite legten, schneller, immer schneller, dann wieder ein Stück geradeaus und erneut eine Steigung, doch bei ihrem Tempo nahmen sie die wie im Flug und stiegen noch höher, wurden jetzt etwas langsamer, langsamer, je näher sie der Spitze kamen. Vor-freuuuuu-de. Dann waren sie über den Grat und rasten hinunter, rasten, rasten in diese unendliche Tiefe, daß Jeremy meinte, sein Magen würde ihm aus dem Körper gerissen. Er wußte, was jetzt kam, dennoch war er atemlos vor Spannung. Der Zug fuhr jetzt einen riesigen Looping, schoß über Kopf durch das Rund. Jeremy stemmte die Füße in den Wagenboden und hielt die Sicherheitsstange umklammert, als sei er daran festgeschweißt. Er hatte das Gefühl, gleich würde er aus dem Wagen getragen und auf die Schienen geschmettert. Natürlich wußte er rein verstandesmäßig, daß die Zentrifugalkraft ihn da halten würde, wo er doch eigentlich nicht hingehörte, aber das war nicht wichtig: Was man fühlte, hatte immer größere Bedeutung als das, was man wußte, das Gefühl zählte mehr als der Verstand. Dann war der Looping zu Ende, der Zug donnerte wieder durch eine Schwingtür in einen hellen Tunnel und nutzte sein rasantes Tempo für die nächste Steigung, die nächsten Talfahrten und scharfen Kurven.
    Jeremy sah Tod an.
    Das gute alte Astronauten-As war ein wenig blaß um die Nase. »Keine Loopings mehr«, brüllte Tod in das Rattern des Zuges. »Das Schlimmste haben wir hinter uns.«
    Jeremy brach in hämisches Lachen aus. Das Schlimmste liegt noch vor dir, du Blödmann. Und für mich kommt das Beste erst – Vor-freuuu-de.
    Tod lachte ebenfalls, aber bestimmt aus anderen Gründen.
    Nachdem sie die zweite Steigung genommen hatten, passierte der Zug eine dritte Schwingtür und tauchte erneut in eine pechschwarze Finsternis ein. Jeremy war jetzt besonders erregt, weil er wußte, daß Tod Ledderbeck soeben das letzte Mal in seinem Leben Licht gesehen hatte. Der Zug neigte sich nach rechts und links, sauste hinauf, donnerte hinunter

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