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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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den Wagen aus der Parklücke steuerte, sagte er: »Ich möchte wetten, wenn du eine Nonne mit einem Schwergewichtschampion – egal ob Muhammad Ali oder sonstwer – zusammen in einen Boxring steckst, schlägt sie ihn in der ersten Runde k. o.«
    Regina konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Ganz bestimmt«, fuhr er fort. »Nur Superman würde den Kampf mit einer abgebrühten Nonne überstehen. Batman? Vergiß es. Selbst jede Durchschnitts-Nonne könnte den Boden mit ihm polieren – oder Suppe machen aus der ganzen Horde von Ninja-Turtles.«
    »Sie meinen es ja gut«, steuerte Regina bei. Das waren schon fünf Worte an einem Stück, aber es klang irgendwie doof. Am besten sagte sie gar nichts mehr, ihr fehlte einfach die Übung im Umgang mit Vätern.
    »Die Nonnen?« fragte er. »Natürlich meinen sie es nur gut. Sonst wären sie ja keine Nonnen. Dann wären sie vielleicht Mafia-Killer, internationale Terroristen oder Kongreßabgeordnete.«
    Er schien es überhaupt nicht eilig zu haben, nach Hause zu kommen, denn er fuhr in gemütlichem Tempo, als machten sie einen Ausflug. Sie konnte nicht wissen, ob das generell sein Fahrstil war, aber sie nahm an, daß er vielleicht absichtlich bummelte, um länger mit ihr allein zu sein. Richtig süß. Sie mußte schlucken und merkte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Das war ja großartig. Selbst ein Kuhfladen hätte sich schlauer angestellt als sie, und jetzt brach sie auch noch in Tränen aus, was ihre Freundschaft garantiert so richtig besiegeln würde. Bestimmt wünschte sich jeder Adoptivvater nichts sehnlicher als einen stummen und emotional unausgewogenen Krüppel. Das war doch gerade der letzte Schrei. Na ja, und wenn sie erst mal heulte, mischten auch die Nebenhöhlen noch mit, und ihre Rotznase würde laufen wie verrückt. Das machte sie dann ja noch reizvoller. Er würde den Gedanken an eine gemütliche Autofahrt schnell wieder aufgeben und so nach Hause jagen, daß er schon eine Meile vorher auf die Bremse treten müßte, um nicht durch die Garagenwand zu schießen. (Lieber Gott, hilf mir. Du mußt doch gemerkt haben, daß ich ›Kuhfladen‹ und nicht ›Kuhscheiße‹ gedacht habe, also hab doch ein wenig Erbarmen.) Sie plauderten über dies und jenes. Genaugenommen plauderte er, und Regina steuerte hin und wieder ein Grunzen bei, als sei sie ein Tier aus dem Zoo. Doch bald stellte sie zu ihrem Erstaunen fest, daß sie in vollständigen Sätzen redete – und das schon seit ein paar Minuten – und daß sie sich in seiner Nähe wohl fühlte.
    Er wollte wissen, was sie einmal machen wollte, wenn sie groß war. Und sie laberte ihm die Ohren voll mit ihrem Ding über Leute, die tatsächlich Geld mit dem Schreiben von Büchern verdienten, die sie gerne las, und daß sie selber bereits vor zwei Jahren angefangen hatte, ihre eigenen Geschichten zu schreiben. Noch ein bißchen holperig, bekannte sie offen, aber sie würde daran arbeiten. Für ihre zehn Jahre war sie schon recht gescheit, ein wirklich helles Köpfchen, nur konnte sie nicht erwarten, so bald schon Erfolg zu haben. Mit achtzehn vielleicht oder günstigstenfalls mit sechzehn. Wann hatte Mr. Christopher Pike seine ersten Geschichten veröffentlicht? Mit siebzehn? Achtzehn? Vielleicht war er auch schon zwanzig gewesen, älter aber auf keinen Fall. So also sah das Ziel aus, das Regina anstrebte – mit zwanzig ein zweiter Mr. Christopher Pike zu sein. Sie besaß ein ganzes Notizbuch voller Ideen für Geschichten, darunter auch einige recht brauchbare, wenn man die unsagbar albernen ausnahm, wie die Geschichte vom intelligenten Schwein aus dem Weltall. Sie war eine ganze Weile hell begeistert davon gewesen, bis ihr aufging, wie dämlich sie im Grunde war. Als sie in die Einfahrt ihres Hauses in Laguna Niguel einbogen, redete sie immer noch vom Bücherschreiben, und er schien tatsächlich zuzuhören.
    Vielleicht würde es ihr doch gelingen, den richtigen Dreh mit dieser Familie zu finden.
     
    Vassago träumte vom Feuer. Das Klicken des Feuerzeugs im Dunkeln. Das Schnarren, mit dem das Zündrad am Zündstein rieb. Ein Funke. Das weiße Sommerkleid eines jungen Mädchens, in Feuer erblüht. Das Spukhaus in lodernden Flammen. Lautes Geschrei, als die gruselige Dunkelheit vom gierigen Züngeln des flammendroten Lichts aufgezehrt wurde. Tod Ledderbeck lag tot in der Höhle des ›Tausendfüßlers‹, und das Haus der Plastikgerippe und Gummidämonen war plötzlich von realem Terror und dem beißenden

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