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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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erzeugt hatten, und damit die Bande familiärer Zuwendung und »Liebe« zu zerstören. Das Büchlein sagte weiter, daß man sich mit aller Macht dem ganzen Schwindel von Vorschriften, Geboten und edler Gesinnung widersetzen mußte, die andere angeblich zum Leben benötigten. Jeremy hatte sich diesen Rat zu eigen gemacht und sich damit seinen Platz in der Hölle verdient – bis sein Vater ihn unbedingt ins Leben zurückzerren mußte.
    Aber bald würde er wieder dort sein. Ein paar Morde noch, vor allem zwei ganz besondere, würden ihn wieder ins Reich der Finsternis und der Verdammten heimkehren lassen.
    Im Laufe des Tages wurde es in der Bodenkammer immer wärmer.
    Ein paar fette Fliegen summten in seinem dämmrigen Unterschlupf umher und verfingen sich hier und da in den verführerischen, doch klebrigen Netzen, die sich zwischen den Dachbalken spannten. Da kam Bewegung in die Spinnen.
    In der warmen Abgeschiedenheit fiel Vassago in einen tiefen, von heftigen Träumen erfüllten Schlaf. Feuer und Wasser, Klinge und Kugel.
     
    Hatch bückte sich neben der Garagenecke und öffnete die Klappe des Zeitschalters für die Gartenbeleuchtung. Er stellte die Automatik auf sechs Uhr morgens, damit das Licht auch während der Nacht brennen blieb.
    Er schloß die Klappe wieder, richtete sich auf und ließ den Blick über die Straße und die Nachbargärten streifen. Alles schien so friedlich und harmonisch. Die Dachziegel der Häuser hier wiesen ein einheitliches Hellbraun, Sandfarben und Beige auf und nicht den kräftigen Orangeton, der bei dem älteren kalifornischen Haustyp überwog. Cremeweiß oder in passenden Pastelltönen verputzte Hauswände harmonierten miteinander gemäß den an den Finanzierungszuschuß und die Hypothek gekoppelten Vorschriften von »Anstand, Sitte & Konvention«. Die grünen Rasenflächen waren sauber gemäht, die Blumenbeete gepflegt und die Bäume ordentlich beschnitten. Schwer zu glauben, daß eine scheußliche Gewalt jemals in eine so geordnete Welt eindringen könnte, und absolut unvorstellbar, daß ein übernatürliches Wesen diese Straßen begehen würde. Die Normalität dieser nachbarschaftlichen Gemeinde wirkte solide wie ein zinnenbewehrter Schutzwall. Ein Bollwerk gegen das Böse.
    Hatch kam nicht zum erstenmal der Gedanke, daß Lindsey und Regina hier sicher waren – wenn er nicht gewesen wäre. Sollte der Wahnsinn tatsächlich in seine Festung des Normalseins eingedrungen sein, hatte er ihn selbst hereingelassen. Vielleicht war er selber verrückt, vielleicht waren seine merkwürdigen Erlebnisse nichts weiter als Wahnvorstellungen, die Halluzinationen eines wirren Geistes. Hatch wäre jede Wette auf seinen gesunden Geisteszustand eingegangen – und wollte doch nicht ganz ausschließen, daß er diese Wette auch verlieren könnte. Egal, ob er nun verrückt war oder nicht, auf jeden Fall diente er als eine Art Verbindungsdraht, über den es, was immer es war, auf sie niedergehen würde. Vielleicht täten Lindsey und Regina gut daran, wegzufahren und einen gewissen Abstand zwischen sich und ihn zu legen, bis die Sache überstanden war.
    Sie wegzuschicken schien ein weiser und verantwortlicher Entschluß – nur daß tief in seinem Inneren eine leise Stimme Bedenken anmeldete. Hatch hegte den furchtbaren Verdacht oder war es mehr als nur ein Verdacht? –, daß der Killer es gar nicht auf ihn selber, sondern vielmehr auf Lindsey und Regina abgesehen hatte. Wenn Lindsey und Regina allein irgendwo hinfuhren, würde dieses mörderische Monster ihnen folgen, während Hatch zurückblieb und auf einen Showdown wartete, der nie stattfand.
    Na gut, dann mußten sie eben zusammenhalten. Wie eine Familie. Aufstieg und Fall des Hauses Harrison.
    Bevor er das Haus verließ, um Regina von der Schule abzuholen, ging Hatch noch einmal durch alle Räume und vergewisserte sich, daß ihre Festung keine Schwachstellen aufwies. Er entdeckte ein unverriegeltes Fenster in der Garage. Der Schnappriegel saß schon eine ganze Weile locker, und er hatte ihn längst reparieren wollen. Hatch holte sein Werkzeug und hantierte an dem Mechanismus, bis der Riegel wieder richtig zuschnappte.
    Wie er Lindsey schon gesagte hatte, glaubte er nicht, daß der Mann aus seinen Visionen heute nacht schon zuschlagen würde, vielleicht auch nicht in dieser Woche, in einem Monat oder später, aber er würde mit Sicherheit kommen. Selbst wenn dieser unliebsame Besuch noch Tage oder Wochen entfernt lag, war es ein beruhigendes

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