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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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finstere Leere, die Hatch erst jetzt bemerkte. Dann glitt ein weiterer Wagen an ihm vorüber (rattatat, rattatatat), und zu seiner großen Bestürzung sah er Lindsey an einem der Fenster sitzen und mit verlorenem Gesichtsausdruck auf den Bahnsteig blicken. Hatch rief nach ihr –, »Lindsey!« –, aber sie hörte und sah ihn nicht, sie schien in Trance zu sein, und so begann er wieder zu rennen und versuchte aufzuspringen (rattatat, rattatatat). »Lindsey!« schrie er. Seine Hand war nur wenige Zentimeter vom Türgriff entfernt … Plötzlich verschwanden Stufen und Türgriff, und der Zug war kein Zug mehr. Mit dem unheimlichen fließenden Übergang aller Veränderungen in allen Träumen war es mit einem Male eine Achterbahn in einem Vergnügungspark, die zu einer halsbrecherischen Fahrt startete (rattatat, rattatatat). Hatch erreichte das Ende der Plattform, ohne daß es ihm gelungen war, in Lindseys Wagen zu springen, und sie sauste davon, den ersten steilen Berg der langen wellenartigen Bahn hinauf. Dann schoß auch der letzte Wagen an ihm vorbei, dicht hinter Lindseys. Nur ein einziger Fahrgast saß darin. Der Mann in Schwarz, um den sich Schatten scharten wie Raben um einen Friedhofszaun, saß mit gesenktem Kopf da, das Gesicht hinter dichtem Haar verborgen, das nach vorne fiel wie eine Mönchskapuze (rattatat, rattatatat). Hatch brüllte Lindsey eine Warnung zu, sie solle sich umschauen und auf der Hut sein vor dem, was da hinter ihr saß, sie solle vorsichtig sein und sich gut festhalten, sich um Gottes willen gut festhalten! Die raupenförmige Wagenkette erreichte den Berggipfel, hing dort einen Moment, so als wäre die Zeit stehengeblieben, und raste, begleitet von Kreischen und Schreien, auf der anderen Seite in die Tiefe.
     
    Ramona Perez, die Nachtschwester im fünften Stock, zu deren Station Zimmer 518 gehörte, stand neben dem Bett und beobachtete ihren Patienten. Sie war besorgt, wußte aber nicht so recht, ob sie Dr. Nyebern rufen sollte.
    Wie das EKG anzeigte, war Harrisons Puls hochgradig schwankend. Größtenteils bewegte er sich im beruhigenden Rahmen von siebzig bis achtzig Schlägen pro Minute. Doch dazwischen beschleunigte er sich abrupt auf hundertvierzig. Andererseits gab es aber keine Anzeichen für ernsthafte Arrhythmie.
    Sein Blutdruck wurde von dem beschleunigten Herzschlag beeinflußt, aber die Gefahr eines Schlaganfalls oder einer Gehirnblutung infolge heftiger Schwankungen der Hypertension bestand offenbar nicht, weil der systolische Druck nie bedrohlich hoch war.
    Er schwitzte stark, und die Ringe um seine Augen waren so dunkel, als hätte ein Maskenbildner ihn geschminkt. Er schauderte trotz der warmen Decken. Die Finger seiner linken Hand, die wegen der Tropfinfusion nicht zugedeckt war, zuckten gelegentlich, allerdings nicht stark genug, um die Nadel dicht unterhalb der Ellbogenbeuge zu gefährden.
    Er flüsterte immer wieder den Namen seiner Frau, manchmal sehr eindringlich: »Lindsey … Lindsey … Lindsey, nein! «
    Harrison träumte offensichtlich, und Erlebnisse in einem Alptraum konnten genauso starke physiologische Reaktionen hervorrufen wie reale Ereignisse.
    Ramona beschloß, daß der beschleunigte Herzschlag nur das Resultat der Alpträume des armen Mannes war, nicht aber ein Hinweis auf kardiovaskuläre Instabilität. Er war nicht in Gefahr. Trotzdem blieb sie an seinem Bett stehen und beobachtete ihn aufmerksam.
17
    Vassago saß an einem Tisch am Fenster, mit Blick auf den Hafen. Er war erst seit fünf Minuten in der Bar, vermutete aber schon, daß dies kein gutes Jagdrevier war. Die ganze Atmosphäre war ungeeignet. Er bedauerte, daß er einen Drink bestellt hatte.
    An Montagabenden gab es keine Tanzmusik, aber in einer Ecke spielte ein Pianist. Er gab weder eine Neuauflage von Songs aus den 30er und 40er Jahren zum besten noch die gemäßigten Arrangements von einprägsamem Rock 'n' Roll, die so oft die Gehirne regelmäßiger Bargäste umnebeln. Aber er spielte die nicht minder verächtlichen einförmigen Melodien von »New Age«-Titeln, komponiert für all jene, denen auch noch dahinplätschernde Kaufhausmusik intellektuell zu anspruchsvoll war.
    Vassago bevorzugte Musik mit einem harten Rhythmus, schnell und drängend, die seine Nerven aufpeitschte. Seit er im Grenzland lebte, konnte er die meiste Musik nicht genießen, weil ihre ordentlichen Strukturen ihn irritierten. Er mochte nur atonale, unmelodische, grelle Musik. Ihm gefielen abrupte Tonartwechsel,

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