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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dröhnende Schlagzeuge und kreischende Gitarren. Er liebte schrille Töne, Disharmonien und unmotivierte Rhythmusschwankungen. Ihn erregte Musik, die Visionen von Blut und Gewalt in ihm aufsteigen ließ.
    Die Szenerie hinter den großen Fenstern war für Vassago wegen ihrer Schönheit genauso unangenehm wie die Klaviermusik. Segelboote und Motorjachten lagen dichtgedrängt an den Privatdocks vor Anker. Sie waren festgezurrt, die Segel gerafft, die Motoren abgestellt, und schwankten nur leicht, denn der Hafen lag in einer geschützten Bucht, und der Sturm war nicht besonders heftig. Nur wenige der reichen Schiffseigner lebten an Bord, auch wenn manche Jachten sehr groß und komfortabel waren, und so schimmerte nur hinter vereinzelten Bullaugen Licht. Regen, hier und da durch die Hafenbeleuchtung wie in Quecksilber verwandelt, trommelte auf die Boote, perlte von der Politur ab, rann wie geschmolzenes Metall an den Masten hinab, über Deck und aus den Speigatts hinaus. Vassago konnte solche hübschen, harmonisch komponierten Postkartenidyllen nicht ausstehen, weil sie die Realität verfälschten, weil sie über den wahren Zustand der Welt hinwegtrogen. Ihn zog statt dessen visuelles Chaos an, bizarre, unheimliche, krankhafte Formen.
    Mit ihren Plüschsesseln und der gedämpften bernsteinfarbenen Beleuchtung war diese Bar für einen Jäger wie ihn viel zu friedlich. Diese Atmosphäre lullte seine mörderischen Instinkte ein.
    Er ließ seinen Blick über die Gäste schweifen, in der Hoffnung, ein für seine Sammlung geeignetes – und würdiges – Objekt zu finden. Wenn er etwas wirklich Prächtiges sah, das seine Sammlerleidenschaft weckte, würde nicht einmal diese alberne Atmosphäre seine Energie lähmen können.
    Einige Männer saßen an der Bar, aber sie waren für ihn uninteressant. Die drei männlichen Exemplare seiner Kollektion – das zweite, vierte und fünfte Exponat – hatte er ausgewählt, weil die Umstände es ihm erlaubt hatten, sie mühelos zu überwältigen, ohne gesehen zu werden. Es war ihm keineswegs zuwider, Männer zu ermorden, aber er bevorzugte Frauen. Junge Frauen. Er wollte sie erledigen, bevor sie neues Leben ausbrüten konnten.
    Die einzigen jungen Leute im Lokal waren vier Frauen in den Zwanzigern, die drei Tische von ihm entfernt, ebenfalls an der Fensterfront, saßen. Sie waren beschwipst und ein bißchen albern, steckten ihre Köpfe zusammen, als wollten sie klatschen, tuschelten, kicherten und brachen gelegentlich auch in schallendes Gelächter aus. Eine von ihnen war so bezaubernd, daß Vassagos Haß auf alles Schöne voll entbrannte. Sie hatte riesige schokoladenbraune Augen und eine rehartige Anmut. Er taufte sie »Bambi«. Ihr rabenschwarzes Haar war wellig und kurz geschnitten, so daß die untere Hälfte ihrer Ohren zu sehen war.
    Es waren ungewöhnliche Ohren, groß, aber hübsch geformt. Er dachte, daß es möglich sein müßte, etwas Interessantes mit ihnen anzustellen, und er beobachtete Bambi weiterhin, um zu entscheiden, ob sie seinen Anforderungen genügte.
    Sie redete mehr als ihre Freundinnen, und sie war die lauteste der Gruppe. Sie lachte auch am lautesten. Es hörte sich an wie Eselsgeschrei. Sie war außergewöhnlich attraktiv, aber ihr unaufhörliches Geschnatter und das aufdringliche Lachen verdarben alles. Kein Zweifel, sie hörte sich gerne selber reden.
    Es wäre eine beträchtliche Verbesserung, dachte er, wenn sie taub und stumm wäre.
    Von einer plötzlichen Inspiration erfaßt, setzte er sich aufrechter hin. Wenn er ihr die Ohren abschnitt, in den toten Mund stopfte und ihre Lippen zunähte, würde er den fatalen Makel ihrer Schönheit wunderbar symbolisieren. Die Vision war von solcher Einfachheit und gleichzeitig von so überwältigender Kraft, daß …
    »Eine Cola mit Rum«, sagte die Kellnerin, stellte ein Glas vor Vassago auf den Tisch und legte eine Papierserviette daneben. »Geht das auf Rechnung?«
    Er blickte auf und blinzelte verwirrt. Sie war eine stämmige Frau mittleren Alters mit kastanienbraunem Haar. Er konnte sie durch seine Sonnenbrille ganz deutlich sehen, hatte aber in seinem schöpferischen Fieber große Mühe, sie einzuordnen.
    »Rechnung?« sagte er schließlich. »Äh, nein. Danke, Madam, ich zahle bar.«
    Als er seine Brieftasche hervorzog, fühlte sie sich überhaupt nicht wie eine Brieftasche an, sondern wie eines von Bambis Ohren. Während sein Daumen über das glatte Leder glitt, glaubte er die kunstvollen Knorpelformationen der

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