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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das zu glauben, wissen Sie? Das Blue Skies ist eine Absteige für Ganoven und billige Nutten, nicht für Geschäftsleute mit ihren Sekretärinnen.«
    »Vielleicht macht es ihn an, das Mädchen wie eine Hure zu behandeln und es in diesem Drecksloch zu ficken. Wer weiß? Es gibt schließlich alles mögliche. Wie auch immer, Sie sind jedenfalls nicht Kirkaby. Ich kenne seine Stimme. Er hört sich überhaupt nicht an wie Sie. Und er ist auch nicht so jung. Außerdem ist er ein Schwächling. Er hätte mich nie so fertig machen können wie Sie.«
    Der Junge schwieg eine Weile. Blickte auf Redlow hinunter. Dann begann er im Zimmer auf und ab zu laufen. Im Dunkeln. Ohne zu zögern, ohne gegen ein Möbelstück zu stoßen. Wie eine rastlose Katze, nur daß seine Augen nicht leuchteten.
    Schließlich sagte er: »Sie wollen also sagen, Sir, daß das alles nur ein großer Irrtum ist?«
    Redlow wußte, daß seine einzige Überlebenschance darin bestand, den Jungen von seiner Lüge zu überzeugen: daß ein Kerl namens Kirkaby eine Schwäche für seine Sekretärin hatte und die verbitterte Ehefrau Beweise für den Seitensprung haben wollte, um sich scheiden zu lassen. Er wußte nur noch nicht, welchen Ton er anschlagen sollte, um seine Geschichte zu verkaufen. Bei den meisten Leuten hatte er ein untrügliches Gespür, wie man sie einwickeln konnte, so daß sie selbst die unwahrscheinlichsten Geschichten für bare Münze hielten. Aber der Junge war anders; er dachte und reagierte nicht wie normale Menschen.
    Redlow entschied sich für die grobe Masche. »Hör zu, du Arschloch, ich wünschte, ich wüßte, wer du bist, oder zumindest, wie du aussiehst, denn dann würde ich dir deinen verdammten Schädel einschlagen, sobald wir diese Komödie beendet haben.«
    Der Junge schwieg wieder eine Weile, dachte offenbar nach.
    Schließlich sagte er: »Okay, ich glaube Ihnen.«
    Redlow sackte vor Erleichterung in sich zusammen, aber in dieser Position hatte er nur noch größere Schmerzen, deshalb spannte er seine Muskeln an und setzte sich wieder möglichst aufrecht hin.
    »Es ist jammerschade, aber Sie sind für meine Sammlung einfach nicht geeignet«, sagte der Junge.
    »Sammlung?«
    »Sie haben nicht genug Leben in sich.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?« fragte Redlow.
    »Sie sind total ausgebrannt.«
    Die Unterhaltung nahm eine Wendung, die Redlow nicht verstand, und das beunruhigte ihn.
    »Entschuldigen Sie, Sir, ich will Sie nicht kränken, aber Sie sind für diese Art Arbeit allmählich viel zu alt.«
    Wem sagst du das? dachte Redlow. Ihm fiel ein, daß er nur ein einziges Mal an seinen Fesseln gezerrt hatte. Noch vor wenigen Jahren hätte er unauffällig immer wieder die Muskeln angespannt und versucht, auf diese Weise die Knoten zu lockern. Jetzt saß er völlig passiv da.
    »Sie sind ein muskulöser Mann, aber ein bißchen schlaff geworden, haben einen Bauch und sind langsam und schwerfällig. Ihrem Führerschein habe ich entnommen, daß Sie vierundfünfzig sind, und das sieht man Ihnen auch an. Warum geben Sie den Job nicht auf?«
    »Er ist das einzige, was ich habe«, sagte Redlow und war über seine Antwort selbst überrascht. Eigentlich hatte er sagen wollen: Das ist das einzige, was ich kann.
    »Ja, Sir, das sehe ich«, sagte der Junge. »Sie sind zweimal geschieden, haben keine Kinder, und zur Zeit lebt keine Frau mit Ihnen in diesem Haus. Wahrscheinlich leben Sie seit Jahren ohne eine Frau im Haus. Tut mir leid, aber ich habe herumgeschnüffelt, während Sie bewußtlos waren, obwohl ich weiß, daß man so etwas nicht tun darf. Entschuldigen Sie bitte. Aber ich wollte Näheres über Sie erfahren, um verstehen zu können, warum Sie diesen Job machen.«
    Redlow sagte nichts, weil er nicht begreifen konnte, worauf das alles hinauslaufen sollte. Er befürchtete, ein falsches Wort zu sagen und den Jungen damit in Rage zu bringen. Der Mistkerl war wahnsinnig, und bei einem Verrückten wußte man nie, welche Kleinigkeit zu einem totalen Kurzschluß führen konnte. Im Laufe der Jahre war der Junge einige Male analysiert worden, und nun schien er seinerseits Redlow analysieren zu wollen, aus irgendwelchen Gründen, die er höchstwahrscheinlich selbst nicht erklären konnte. Vielleicht war es das Beste, ihn einfach reden zu lassen, damit er sich auf diese Weise abreagierte.
    »Ist es das Geld, Mr. Redlow?«
    »Sie meinen, ob ich welches verdiene?«
    »Genau das meine ich, Sir.«
    »Ich verdiene ganz ordentlich.«
    »Sie fahren aber

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