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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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keinen großen Wagen und tragen keine teuren Anzüge.«
    »Ich bin kein Angeber«, sagte Redlow.
    »Es liegt mir fern, Sie beleidigen zu wollen, Sir, aber das Haus hier ist nichts Besonderes.«
    »Vielleicht nicht, aber es ist jedenfalls keine Hypothek mehr drauf.«
    Der Junge stand jetzt dicht vor ihm und beugte sich bei jeder Frage weiter vor, so als könnte er Redlow in dem lichtlosen Raum genau sehen und wollte sich kein nervöses Zucken seines Gesichts entgehen lassen, während er sein Verhör anstellte. Unheimlich! Sogar im Dunkeln spürte Redlow, daß der Junge sich immer tiefer über ihn beugte, tiefer, tiefer …
    »Keine Hypothek«, sagte er nachdenklich. »Ist das der Grund, weshalb Sie leben? Nur um sagen zu können, daß Sie eine Hypothek für eine solche Bruchbude abbezahlt haben?«
    Redlow hätte das dumme Arschloch am liebsten zum Teufel gewünscht, aber er war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob die grobe Masche wirklich eine gute Idee war.
    »Ist das alles, Sir? Ist das für Sie der Sinn des Lebens? Finden Sie es deshalb so kostbar, klammern Sie sich deshalb so daran fest? Liegt euch Liebhabern des Lebens deshalb soviel an einem möglichst langen Leben – nur um einen armseligen Haufen Besitz anzusammeln und dann als angeblicher Gewinner abtreten zu können? Es tut mir leid, Sir, aber ich kann das einfach nicht verstehen. Ich kann es beim besten Willen nicht verstehen.«
    Das Herz des Detektivs schlug viel zu laut. Es klopfte schmerzhaft gegen seine gequetschten Rippen. Er hatte sein Herz seit vielen Jahren nicht gut behandelt: zu viele Hamburger, zu viele Zigaretten, zuviel Bier und Bourbon. Was bezweckte der Junge eigentlich – ihn zu Tode zu ängstigen?
    »Ich könnte mir vorstellen, daß Sie einige Klienten haben, die bar bezahlen, damit keine schriftlichen Belege für die Aufträge existieren. Ist das eine vernünftige Annahme, Sir?«
    Redlow räusperte sich und versuchte, seine Stimme nicht allzu ängstlich klingen zu lassen. »Ja, klar. Das kommt vor.«
    »Und es gehört wohl auch zum Spiel, möglichst viel von diesem Geld am Finanzamt vorbeizuschmuggeln. Das heißt, daß dieses Geld nie auf einer Bank landet, habe ich recht?«
    Der Junge beugte sich jetzt so tief über ihn, daß der Detektiv seinen Atem roch. Er hätte einen üblen sauren Gestank erwartet, aber der Atem roch süß, nach Schokolade, als hätte der Bursche im Dunkeln Süßigkeiten genascht.
    »Ich könnte mir also gut vorstellen, daß Sie irgendwo hier im Haus ein hübsches Sümmchen versteckt haben. Stimmt das, Sir?« Ein warmer Hoffnungsschimmer milderte die eisigen Schauer, die Redlow in den letzten Minuten durchlaufen hatten. Wenn es dem Jungen um Geld ging, war die Lage nicht hoffnungslos. Diese Motivation konnte er verstehen. Vielleicht würde er diesen Abend doch noch überleben.
    »Ja«, bestätigte der Detektiv. »Es ist Geld im Haus. Nehmen Sie es und gehen Sie. In der Küche steht ein Mülleimer. Nehmen Sie den Plastikbeutel heraus. Darunter liegt eine braune Papiertüte mit Bargeld.«
    Etwas Kaltes und Rauhes berührte die rechte Wange des Detektivs, und er zuckte davor zurück.
    »Eine Zange«, erklärte der Junge und klemmte ein Stückchen Fleisch ein.
    »Was machen Sie?«
    Der Junge drückte die Zange zusammen.
    Redlow schrie vor Schmerz auf. »Warten Sie, warten Sie, hören Sie auf, Scheiße, bitte aufhören, nein!«
    Der Junge entfernte die Zange. »Es tut mir leid, Sir, aber ich möchte nur, daß Sie verstehen, daß ich nicht gerade glücklich sein werde, wenn ich im Mülleimer kein Geld finde. Wenn Sie mich in diesem Punkt belogen haben, könnte ich auf die Idee kommen, daß Sie mich auch sonst belogen haben.«
    »Es ist da«, beteuerte Redlow hastig.
    »Es ist nicht nett zu lügen, Sir. Es ist nicht gut. Gute Menschen lügen nicht. Das wird einem doch beigebracht, nicht wahr, Sir?«
    »Schauen Sie doch nach. Sie werden ja sehen, daß ich nicht gelogen habe«, sagte Redlow verzweifelt.
    Der Junge verließ das Wohnzimmer. Seine leisen Schritte auf den Küchenfliesen hallten durchs Haus. Dann ein lautes Scheppern, als er den Abfallbeutel aus dem Mülleimer zog.
    Der Schweiß brach Redlow aus allen Poren, als er den Jungen durch das pechschwarze Haus zurückkommen hörte. Im Wohnzimmer hob sich seine Silhouette dann vom hellgrauen Rechteck eines Fensters ab.
    »Wie kommt es, daß Sie im Dunkeln sehen können?« fragte der Detektiv und stellte bestürzt fest, daß in seiner Stimme leichte Hysterie

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