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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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bist, viel zu nett, aber offenbar bist du nichts weiter als ein geiler Bock.«
    »Aber ein netter geiler Bock.«
    » Ich werde Nyebern anrufen, sobald wir im Laden sind«, erklärte Lindsey.
    Er fuhr den Hügel hinauf, an dem sich der Hauptteil der Stadt erstreckte, vorbei am alten Laguna Hotel. »Okay. Aber ich werde ihm mit absoluter Sicherheit nicht auf die Nase binden, daß ich plötzlich übersinnliche Wahrnehmungen habe. Er ist ein guter Mensch, aber er würde eine derartige Neuigkeit nicht für sich behalten können. Mein Gesicht würde in Null Komma nichts das Titelblatt des National Enquirer zieren. Außerdem glaube ich im Grunde nicht, daß ich tatsächlich telepathisch veranlagt bin. Zum Teufel! Ich weiß nicht, was ich bin – abgesehen von einem geilen Bock natürlich.«
    »Und was willst du ihm dann erzählen?«
    »Ich werde ihm gerade genug über die Träume sagen, daß er begreift, wie seltsam und beängstigend sie sind. Dann wird er schon die notwendigen Tests veranlassen. Reicht das?«
    »Es muß wohl reichen.«
     
    Im Grabesdunkel seines Verstecks lag Vassago zusammengerollt und nackt auf der schmutzigen Matratze. Er schlief fest und sah Sonnenlicht, Sand, das Meer und drei Mädchen in Bikinis, alles durch die Windschutzscheibe eines roten Wagens.
    Er träumte und wußte, daß er träumte, was ein seltsames Gefühl war. Er drehte sich auf die andere Seite.
    Er sah auch die dunkelhaarige, dunkeläugige Frau, von der er gestern geträumt hatte, als sie am Steuer des roten Autos gesessen hatte. Sie war ihm schon oft im Traum erschienen, einmal in einem Rollstuhl, als sie geweint und zugleich gelacht hatte.
    Er fand sie viel interessanter als die spärlich bekleideten Strandnixen, weil sie ungewöhnlich lebensvoll war. Sie strotzte geradezu von Lebensfreude. Durch den unbekannten Mann am Steuer wußte Vassago irgendwie, daß die Frau einmal mit dem Gedanken gespielt hatte, sich dem Tod auszuliefern, daß sie aber im kritischen Moment davor zurückgeschreckt war, sich selbst das Leben zu nehmen oder sich einfach in den Tod treiben zu lassen, und ein frühes Grab verschmäht hatte –
    … Wasser, er spürte eine Gruft aus Wasser, kalt und erstickend, der sie nur knapp entronnen war …
    – und seit diesem Erlebnis war sie energiegeladener, lebendiger, lebensfroher denn je. Sie hatte den Tod um sein Recht gebracht. Dem Teufel die Stirn geboten. Vassago haßte sie dafür, denn er hatte den Sinn des Lebens gefunden, als er sich in den Dienst des Todes stellte.
    Er versuchte, sich des Körpers des Mannes am Steuer zu bedienen, um sie zu berühren. Es klappte nicht. Das war nur ein Traum, und Träume waren unkontrollierbar. Wenn es ihm gelungen wäre, Hand an sie zu legen, hätte sie sehr schnell bereut, auf den relativ schmerzlosen Tod durch Ertrinken verzichtet zu haben, der ihr hätte zuteil werden können.

Fünftes Kapitel
1
    Als sie bei den Harrisons einzog, glaubte Regina fast, gestorben und in den Himmel gekommen zu sein – nur daß sie ein eigenes Bad hatte, und sie konnte sich nicht vorstellen, daß oben im Himmel jemand ein eigenes Bad hatte, weil im Himmel niemand ein Bad brauchte. Nicht daß im Himmel alle ständig Verstopfung oder so was Ähnliches hatten, und mit Sicherheit verrichteten sie ihre Geschäfte nicht einfach in der Öffentlichkeit, Gott bewahre (verzeih bitte, Gott!), denn kein vernünftiger Mensch würde in den Himmel kommen wollen, wenn man dort bei jedem Schritt aufpassen müßte, wohin man trat. Nein, es war einfach so, daß es im Himmel keine irdischen Bedürfnisse gab. Im Himmel hatte man ja nicht einmal einen Körper; man war wahrscheinlich nur so eine Kugel aus geistiger Energie, so eine Art Ballon, angefüllt mit strahlendem goldenen Gas, der zwischen den Engeln umherschwebte und Gott mit Lobgesängen pries – wenn man allerdings darüber nachdachte, mußten all diese strahlenden und singenden Ballons ein komischer Anblick sein, aber was Ausscheidungen betraf, so genügte es bestimmt, hin und wieder ein bißchen Gas abzulassen, das noch nicht einmal schlecht riechen würde, wahrscheinlich so ähnlich wie der wohlduftende Weihrauch in der Kirche oder wie ein Parfüm.
    An diesen ersten Tag im Hause der Harrisons, einen Spätnachmittag am Montag, dem 29. April, würde sie sich ihr Leben lang erinnern, weil sie so nett zu ihr waren. Sie erwähnten nicht einmal den wahren Grund, weshalb sie ihr die Wahl zwischen einem Schlafzimmer im ersten Stock und einem Arbeitszimmer im

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