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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verwirrt die Hügel.
    »… in die Dunkelheit …«
    »Du meinst, er hat ein unterirdisches Versteck?«
    »… kühle, kühle Stille …«
    Hatch saß eine Weile da und starrte die Kreuzung an, während einige Autos vorbeifuhren. Er war am Ende der Fährte angelangt. Hier war der Mörder nicht. Das wußte er, aber er wußte auch nicht, wohin der Mann verschwunden war. Er hatte keine Visionen mehr – aber seltsamerweise hatte er plötzlich den süßen Geschmack von Schokoladenwaffeln auf der Zunge, so intensiv, als hätte er gerade in eine hineingebissen.
9
    In Laguna Beach verzehrten sie ein spätes Frühstück aus Bratkartoffeln, Eiern mit Schinken und gebuttertem Toast. Seit seinem Tod und seiner Auferweckung machte sich Hatch um Dinge wie den Cholesterinspiegel oder die Langzeitwirkung von passivem Rauchen keine Gedanken mehr. Er vermutete, daß ihm solche kleinen Risiken eines Tages wieder groß vorkommen würden, daß er sich dann wieder vorzugsweise von Obst und Gemüse ernähren, über Raucher schimpfen und eine gute Flasche Wein mit einer Mischung aus Freude und schlechtem Gewissen öffnen würde, weil er an die schädlichen Folgen des Alkoholkonsums dachte. Im Augenblick freute er sich seines Lebens aber noch viel zu sehr, als daß ihn übertriebene Sorgen um seine Gesundheit quälen konnten – und aus diesem Grunde war er auch fest entschlossen, sich von seinen Träumen und dem Tod der Blondine nicht verrückt machen zu lassen.
    Essen übte eine natürliche beruhigende Wirkung aus. Jeder Bissen Eigelb verminderte seine Nervosität.
    »Okay«, sagte Lindsey, die sich ihrem Frühstück mit weniger herzhaftem Appetit als Hatch widmete, »nehmen wir einmal an, daß es doch zu irgendwelchen Gehirnschäden gekommen ist. Zu so leichten, daß sie bei keinem Test erfaßt werden konnten. Nicht stark genug, um Lähmungen, Sprachstörungen oder so was in der Art zu bewirken. Durch einen schier unglaublichen Glücksfall, mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Milliarde, hatte dieser Gehirnschaden in Wirklichkeit keine negativen Folgen, sondern segensreiche. Vielleicht sind in der Gehirnmasse neue Verbindungen entstanden, die dir übersinnliche Kräfte verleihen.«
    »Quatsch!«
    »Warum?«
    »Ich habe keine übersinnlichen Kräfte.«
    »Wie willst du es sonst nennen?«
    »Und selbst wenn ich solche Kräfte hätte, würde ich sie nicht gerade als segensreich bezeichnen.«
    Weil die Frühstückszeit eigentlich schon vorbei war, herrschte im Restaurant nicht allzuviel Betrieb. Alle Nachbartische waren leer. Sie konnten also über die Ereignisse dieses Morgens sprechen, ohne befürchten zu müssen, daß jemand zuhörte. Trotzdem schaute sich Hatch ständig mißtrauisch um.
    Unmittelbar nach seiner Wiederbelebung hatten Medienleute das Orange County General belagert, und in den ersten Tagen nach seiner Entlassung hatten Reporter buchstäblich vor seiner Tür kampiert. Schließlich war er länger als jeder andere Mensch tot gewesen, wodurch ihm wesentlich mehr als die fünfzehn Minuten Publicity zustanden, die nach Ansicht von Andy Warhol im ruhmbesessenen Amerika bald das Schicksal jedes einzelnen sein würden. Er hatte nichts geleistet, was diesen Ruhm gerechtfertigt hätte. Er wollte ihn gar nicht. Er hatte den Tod nicht aus eigener Kraft besiegt. Lindsey, Nyebern und das Wiederbelebungsteam hatten ihn zurückgeholt. Er war eine Privatperson, der es vollkommen genügte, bei den besseren Antiquitätenhändlern Respekt zu genießen, die seinen Laden kannten und manchmal mit ihm Geschäfte machten. Und er wäre auch zufrieden gewesen, wenn nur Lindsey ihn respektiert hätte, wenn er nur in ihren Augen berühmt gewesen wäre, und nur deshalb, weil er ein guter Ehemann war. Durch seine beharrliche Weigerung, Interviews zu geben, hatte er die Presseleute schließlich davon überzeugt, daß es vernünftiger war, ihn in Ruhe zu lassen und statt dessen Jagd auf ein soeben zur Welt gekommenes zweiköpfiges Kalb – oder irgend etwas Vergleichbares – zu machen, das sich für eine Schlagzeile oder eine Meldung zwischen zwei Deo-Werbespots in Radio oder Fernsehen eignete.
    Wenn jetzt bekannt würde, daß er aus dem Totenreich die wundersame Gabe mitgebracht hatte, Kontakt mit dem Geist eines psychopathischen Killers aufzunehmen, würden erneut ganze Scharen von Reportern über ihn herfallen. Schon der Gedanke war einfach unerträglich. Sogar ein Schwarm Mörderbienen – oder auch ein Trupp bettelnder Hare-Krishna-Jünger

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