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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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anvertrauen konnte. Die Bedienungen waren keine Teenager, und sie brachten einem das Essen an den Tisch, anstatt es über die Theke neben der Kasse zu schieben. Und bezahlen mußte man erst nach dem Essen!
    Wieder im Haus der Harrisons, packte Regina ihre Sachen aus, putzte sich die Zähne, zog einen Pyjama an, nahm ihre Beinschiene ab und legte sich ins Bett. Beide Harrisons kamen zu ihr, um ihr eine gute Nacht zu wünschen. Mr. Harrison setzte sich auf die Bettkante und meinte, daß ihr anfangs vielleicht alles seltsam und verwirrend vorkommen würde, daß sie sich hier aber bestimmt bald ganz zu Hause fühlen würde. Dann küßte er sie auf die Stirn und sagte: »Träume süß, Prinzessin.« Auch Mrs. Harrison setzte sich auf die Bettkante und erzählte, was sie in den nächsten Tagen zusammen unternehmen würden. Dann küßte sie Regina auf die Wange, sagte »Gute Nacht, Liebling« und schaltete die Deckenlampe aus, bevor sie das Zimmer verließ.
    Regina hatte noch nie einen Gutenachtkuß bekommen und deshalb nicht gewußt, wie sie darauf reagieren sollte. Einige der Nonnen drückten ein Kind manchmal zärtlich an sich, aber Küsse gab es nicht. Solange sich Regina zurückerinnern konnte, hatte ein Flackern der Lampen bedeutet, daß man innerhalb einer Viertelstunde im Bett sein mußte, und wenn die Lichter erloschen, hatte jedes Kind selbst dafür zu sorgen, daß es gut zugedeckt war. Jetzt war sie zweimal fürsorglich zugedeckt worden und hatte zwei Gutenachtküsse bekommen, alles an einem Abend, und sie war so überrascht gewesen, daß sie keinen von beiden geküßt hatte, was sie eigentlich hätte tun müssen, wie ihr nun verspätet einfiel.
    »Du verpfuschst aber auch wirklich alles, Reg«, sagte sie laut vor sich hin.
    In ihrem herrlichen Bett liegend, von den gemalten Rosen umrankt, konnte sich Regina lebhaft die Unterhaltung der Harrisons in ihrem Schlafzimmer vorstellen:
    Hat sie dir einen Gutenachtkuß gegeben?
    Nein, und dir?
    Nein. Vielleicht ist sie ein kalter Fisch.
    Vielleicht ist sie ein dämonisches Kind. Ja, wie das Kind in Das Omen.
    Weißt du, was mir Sorgen bereitet?
    Sie wird uns im Schlaf erdolchen.
    Wir sollten alle Küchenmesser verstecken. Am besten auch die Werkzeuge.
    Liegt deine Pistole noch in der Nachttischschublade?
    Ja, aber eine Pistole wird sie nicht aufhalten.
    Gott sei Dank haben wir ein Kruzifix.
    Wir werden abwechselnd schlafen.
    Und gleich morgen schicken wir sie ins Waisenhaus zurück.
    »Wie kann man nur solchen Mist bauen?« fragte sich Regina.
    »Scheiße!« Sie seufzte. »Tut mir leid, Gott.« Dann faltete sie die Hände zum Gebet und sagte leise: »Lieber Gott, wenn Du die Harrisons überzeugen kannst, mir noch eine Chance zu geben, werde ich nie wieder ›Scheiße‹ sagen und ein besserer Mensch werden.« Das schien ihr aus Gottes Sicht kein befriedigender Handel zu sein, deshalb fügte sie weitere Anreize hinzu: »Ich werde in der Schule weiterhin beste Noten haben, ich werde nie wieder Gelee ins Weihwasserbecken werfen, und ich werde ernsthaft in Betracht ziehen, Nonne zu werden.« Immer noch nicht gut genug. »Und ich werde Bohnen essen.« Das müßte genügen. Gott war wahrscheinlich mächtig stolz auf Seine Bohnen. Schließlich hatte Er alle möglichen Sorten erschaffen. Ihre Abneigung gegen Bohnen – gegen alle Arten von Bohnen – war im Himmel zweifellos negativ aufgefallen und im Großen Buch der Gottesbeleidigungen eingetragen worden: Regina, gegenwärtig zehn Jahre alt, ist der Ansicht, daß Gott einen schweren Fehler gemacht hat, als Er die Bohnen erschuf. Sie gähnte. Sie glaubte, daß es jetzt um ihre Chancen bei den Harrisons und um ihre Beziehung zu Gott besser bestellt war, obwohl sie über ihren zukünftigen Speiseplan nicht besonders glücklich war. Trotzdem schlief sie ein.
2
    Während Lindsey sich im Bad das Gesicht wusch, die Zähne putzte und die Haare bürstete, saß Hatch mit der Zeitung im Bett. Er las zuerst den Wissenschaftsteil, weil dort heutzutage die wirklich wichtigen Neuigkeiten standen. Dann überflog er das Feuilleton und las seine Lieblings-Comicstrips, bevor er sich endlich mit den ersten Seiten der Zeitung beschäftigte, wo die neuesten Heldentaten der Politiker so erschreckend und komisch wie immer waren. Auf Seite 3 entdeckte er den Artikel über Bin Cooper, den Bierfahrer, dessen Lastwagen an jenem schicksalhaften Abend im März die verschneite Bergstraße blockiert hatte.
    Wenige Tage nach seiner Wiederbelebung hatte Hatch

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