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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hatte Angst vor dem Anblick, der sich ihm bieten würde.
    Ich würde Lindsey doch nie etwas zuleide tun, niemals, dachte er verzweifelt.
    Aber er erinnerte sich nur allzu gut daran, daß er in der vergangenen Nacht für kurze Zeit nicht er selbst gewesen war.
    Sein Ärger auf Cooper hatte eine Tür geöffnet, durch die ein Monster aus der Finsternis in ihn eingedrungen war.
    Zitternd drückte er auf den Schalter. Im Lampenschein sah er, daß Lindsey unverletzt war, daß sie – lieblich wie immer – mit friedlichem Lächeln schlief.
    Grenzenlos erleichtert schaltete er das Licht aus – und dann fiel ihm Regina ein. Wieder überkam ihn jene schreckliche Angst.
    Lächerlich. Er würde Regina genauso wenig etwas zuleide tun wie seiner Frau. Sie war ein wehrloses Kind.
    Er zitterte wie Espenlaub.
    Er schlüpfte aus dem Bett, ohne Lindsey zu wecken, zog seinen Bademantel an und verließ leise das Zimmer.
    Barfuß ging er den Korridor entlang, wo durch zwei Oberlichter der Morgen seinen Einzug hielt. Seine Schritte wurden immer langsamer, als er sich Reginas Zimmer näherte. Seine Befürchtungen wogen so schwer wie Bleigewichte.
    Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild des bemalten Mahagonibettes auf, mit Blut bespritzt, die Bettwäsche rot, blutgetränkt. Aus unerfindlichen Gründen hatte er die Vorstellung, daß das zerschmetterte Gesicht des Kindes mit Glassplittern übersät sein würde. Diese unheimliche Einzelheit überzeugte ihn vollends davon, daß er während seines Blackout etwas Unvorstellbares getan hatte.
    Als er leise die Tür öffnete, sah er, daß Regina genauso friedlich schlief wie Lindsey, in der gleichen Stellung wie nachts, als Lindsey und er vor dem Zubettgehen nach ihr gesehen hatten. Kein Blut. Kein zerbrochenes Glas.
    Er schluckte schwer, schloß die Tür und ging bis zum ersten Oberlicht. Durch die getönte Scheibe blickte er in einen Himmel von undefinierbarer Farbe empor, so als würde dort in großen Lettern plötzlich eine Erklärung stehen.
    Keine Lettern am Himmel. Keine Erleuchtung. Er blieb verwirrt und angsterfüllt.
    Zumindest waren Lindsey und Regina unverletzt. Die dunkle Macht, mit der er während der Nacht in Kontakt gekommen war, hatte ihnen nichts zuleide getan.
    Ihm fiel ein alter Vampirfilm ein, in dem ein asketisch aussehender Priester eine junge Frau warnte, daß die Untoten ihr Haus nur betreten könnten, wenn sie sie dazu einlud – daß sie aber sehr schlau und wahre Überredungskünstler seien und sogar vorsichtige Menschen dazu verführen könnten, diese tödliche Einladung auszusprechen.
    Zwischen Hatch und dem Psychopathen, der die blonde Punkerin namens Lisa umgebracht hatte, bestand irgendeine Verbindung. Dadurch, daß es ihm nicht gelungen war, seinen Ärger über William Cooper zu unterdrücken, hatte er diese Verbindung noch gestärkt. Sein Zorn war der Schlüssel, der die Tür öffnete. Wenn er seinem Zorn nachgab, sprach er eine Einladung aus, ähnlich jener, vor der der Priester im Film die junge Frau gewarnt hatte. Hatch konnte nicht erklären, woher er das wußte, aber er wußte, daß es sich so verhielt, er wußte es. Er wünschte bei Gott, daß er es auch verstehen könnte.
    Er kam sich verloren vor.
    Klein und ohnmächtig und voller Angst.
    Und obwohl Lindsey und Regina diese Nacht unbeschadet überstanden hatten, spürte er stärker denn je, daß sie in großer Gefahr schwebten, daß diese Gefahr von Tag zu Tag wuchs. Von Stunde zu Stunde.
3
    Am 30. April wusch Vassago sich vor Tagesanbruch im Freien mit Wasser aus der Flasche und Flüssigseife. Beim ersten Morgenlicht hatte er sich bereits in die tiefsten Tiefen seines Verstecks zurückgezogen. Er lag auf seiner Matratze, starrte auf den Fahrstuhlschacht und delektierte sich an Schokoladenwaffeln und Limonade. Danach verzehrte er noch ein paar Päckchen Kekse.
    Ein Mord verschaffte ihm jedesmal eine immense Befriedigung, denn mit jedem tödlichen Schlag wurden ungeheuere innere Spannungen freigesetzt. Noch entscheidender war aber, daß jeder Mord, jeder Akt des Tötens, eine Auflehnung gegen alles bedeutete, was in irgendeiner Form geehrt und als heilig erachtet wurde. Gesetze, Vorschriften, Regeln und vor allem jener penible Verhaltenskodex, den die Lebenden anwandten und der sie glauben ließ, daß das Leben kostbar und von tiefem Sinn erfüllt sei. Das Leben war banal und wertlos. Nur das sinnliche Empfinden zählte und die rasche Befriedigung aller Gelüste, was nur die wirklich Starken und

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