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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gerade vorbeischlenderten. Sie trugen weiße Bermudas und bunte Blusen und fanden sich selbst so unwiderstehlich, daß sie wirklich zum Kotzen waren, selbst wenn man nichts gegessen hatte und nur ein trockenes Würgen hervorbrachte.
    »Oder die alten Knacker da drüben«, sagte Tod und deutete auf ein älteres Ehepaar, das sich gerade ein Eis kaufte.
    »Nein, die nicht«, erklärte Jeremy. »Die sehen doch selber aus wie ausgekotzt.«
    Tod fand den Gedanken so göttlich, daß er sich fast an seinem Eis verschluckte. Manchmal war er halt schon in Ordnung.
    »Irgendwie komisch mit dem Eis«, meinte er, als er sich wieder beruhigt hatte.
    »Was ist komisch daran?« hakte Jeremy nach.
    »Eis wird aus Milch gemacht, die von Kühen kommt. Und die Schokolade machen sie aus Kakaobohnen. Aber wessen Eier müssen dran glauben für die Sauce?«
    Stimmte schon, manchmal war Tod schwer in Ordnung.
    Aber als sie gerade so schön am Lachen waren und in bester Stimmung, lehnte er sich über den Tisch und strich Jeremy leicht über das Haar. »Du und ich, Jer, wir gehen durch dick und dünn, bleiben ewig Freunde, bis wir abkratzen, okay?«
    Der meinte das wirklich. Hatte sich selbst reingelegt. Er war so gräßlich aufrichtig, daß Jeremy ihn zum Kotzen fand.
    Statt dessen fragte er: »Was kommt jetzt? Willst du mich auf den Mund küssen?«
    Tod ging nicht auf den feindseligen Ton seines Freundes ein und grinste ihn unbeeindruckt an.
    »Du kannst mich mal.«
    »Selber!«
    Sie kabbelten sich weiter den ganzen Weg bis zur nächsten Attraktion. Die ›Sumpfbestie‹ war nicht besonders aufregend und schlecht gemacht, doch immerhin für ein paar Witze gut. Tod tobte eine Weile ganz ausgelassen, und es war lustig, mit ihm zusammenzusein.
    Nach der ›Schlacht im Weltraum‹ fing Tod aber wieder an und nannte sie beide »die größten Astronauten-Asse«, was Jeremy irgendwie verlegen machte, weil es so albern und kindisch war. Zugleich ärgerte es ihn, weil es auf andere Weise gesagt nur wieder bedeutete »wir sind Kumpel, Kameraden, ewige Blutsbrüder«. Als sie den ›Skorpion‹ bestiegen und er aus der Halle zog, sagte Tod: »Ist ja gar nichts, ist doch bloß ein Sonntagsspaziergang für zwei Astronauten-Asse wie wir.« Beim Betreten der »Welt der Riesen« legte Tod Jeremy den Arm um die Schultern und meinte: »Die beiden Astronauten-Asse werden ja wohl noch mit einem dämlichen Riesen fertig oder?«
    Jeremy lag es auf der Zunge zu sagen, Hör zu, du Trottel, wir sind doch nur Freunde, weil dein Alter und meiner zufällig in der gleichen Branche arbeiten, deshalb hat man uns zusammengebracht. Ich hasse diesen Arm-um-die-Schulter-legen-Scheiß, also laß es gut sein.
    Wir wollen unseren Spaß haben und uns gut amüsieren, mehr nicht. In Ordnung?
     
    Selbstverständlich sagte er nichts dergleichen, weil die richtig guten Spieler im Leben nie zugaben, daß alles nur ein Spiel war. Wenn man die anderen Mitspieler merken ließ, daß man sich nicht um die Spielregeln scherte, ließen sie einen nicht mitspielen. Geh ins Gefängnis. Geh direkt ins Gefängnis. Geh nicht über Los. Eine Runde aussetzen.
    Gegen sieben Uhr abends, als sie genug Junkfood gefuttert hatten und vorbildlich hätten erbrechen können, wenn es darauf ankam, hatte Jeremy die Nase so voll von Tods Astronauten-Gequassel und seinen Freundschaftsbeweisen, daß er sehnlichst wünschte, es wäre schon zehn Uhr und Mrs. Ledderbeck würde mit ihrem Wagen auftauchen.
    Es geschah bei der Fahrt mit dem ›Tausendfüßler‹, als sie gerade durch einen pechschwarzen Tunnel schossen und Tod wieder von den Astronauten-Assen faselte. Das war einmal zuviel. Jeremy beschloß, ihn zu töten. Sowie ihm der Gedanke durch den Kopf schoß, wußte er, daß er seinen »besten Freund« umbringen mußte. Und es schien so richtig.
    Wenn das Leben ein Spiel war mit einem Buch von Zigtausenden von Regeln, konnte es ja überhaupt keinen Spaß machen – es sei denn, man fand Mittel und Wege, die Regeln zu brechen, und durfte trotzdem weiterspielen. Jedes Spiel war langweilig, wenn man sich an die Spielregeln hielt – Monopoly, Romme, Baseball. Schummelte man aber an den Schlagbasen, vertauschte man unbemerkt die Karten oder drehte den Würfel, wenn der Spielpartner nicht aufpaßte, bekam sogar ein lahmes Spiel einen gewissen Reiz. Den größten Nervenkitzel kriegte man aber nur im Spiel des Lebens, wenn man mit einem Mord davonkam.
    Der ›Tausendfüßler‹ hielt mit kreischenden Bremsen an der

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