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Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)

Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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an. Kümmerte er sich überhaupt nicht mehr um sie? Schon vor einer Meile hätte sie in ein Schlangennest geraten können, und es wäre ihm gar nicht aufgefallen.
    Fast blindlings stapfte sie weiter. Aus der Stunde, die er ihr versprochen hatte, waren zwei geworden, als sie die kleine Lichtung endlich erreichten. An einer Seite wurde sie von drei mächtigen Bäumen begrenzt, die dicht beisammen standen, an der anderen von einem riesigen Felsblock.
    »Da sind wir«, verkündete Kyle. »Endlich daheim. Leg doch …«
    Noch ehe er die Bitte beendet hatte, schüttete sie ihm den Inhalt des Proviantbeutels vor die Füße und breitete eine Segeltuchdecke auf dem unebenen Dschungelboden aus. Kyle warf ihr einen prüfenden Blick zu, den sie ausdruckslos erwiderte. Dann glättete sie mit einer Stiefelspitze eine Ecke der Matte und ließ die Uzi darauf fallen. Aus unerklärlichen Gründen fühlte sie sich schrecklich frustriert -und irgendwie einsam. O Gott, sie war völlig erschöpft.
    Kraftlos lehnte sie sich an einen Baumstamm - zu müde, um herauszufinden, ob irgendetwas Ekliges daran emporkroch. Das gefährliche Dickicht des Dschungels schien naher zu rücken.
    In Kyles gebräunten Oberarmen spannten sich die Muskeln an, während er das dunkelgrüne Zelt mit den Metallstäben errichtete. Für zwei Personen, die nicht miteinander redeten, war es viel zu klein.
    Ihr Herz pochte unregelmäßig und viel zu schnell. Nur mühsam sog sie die stickige Luft ein fast greifbares, lebendes, atmendes grünes Wesen in ihre brennenden Lungen.
    Und dann begann es zu regnen. Sie hatte es satt, ihre geplagten Knochen zu spüren, den unablässigen Schmerz in ihrem Bein, und sie wollte nicht mehr stark und widerstandsfähig und tapfer sein.
    Wie gern wurde sie in einem kühlen Zimmer auf ein weiches Bett sinken und zehn Jahre lang schlafen … Dann würde sie aufwachen und zehn Stunden unter einer kalten Dusche verbringen.
    Erst
danach
würde sie wieder die alte unverwüstliche Delanie sein.
    Die Kleidung klebte an ihrer schweißnassen Haut, ihre Augen fühlten sich sandig an, und ihr Herz schien zu schrumpfen wie eine dieser Puppen aus Dörrobst, die sie ihrer Schwester einmal auf einem Jahrmarkt gekauft hatte.
    Natürlich liebe ich ihn nicht, redete sie sich ein, und ihr Blick folgte einem Käfer, der ein Blatt fünfmal so groß wie er selber über die Segeltuchplane schleppte. Sie wischte einen dicken Regentropfen von ihrer Nasenspitze. Noch einen 一 und noch einen.
    »Lass deine Tasche draußen stehen und kriech ins Zelt, ich trage das ganze Zeug rein. Hier!« Delanie fing den schweren Matchbeutel auf, den er ihr zuwarf. »Da sind ein paar medizinische Vorräte arm. Schau’s dir an. Sobald wir uns häuslich niedergelassen haben, koche ich Kaffee und was zu essen. Und danach müssen wir schlafen. «
    Trotz seines Befehls nahm sie ihre Tasche mit ins Zelt und schüttelte den Inhalt auf den Boden. Dann schleuderte sie das stinkende Ding zwischen die Bäume, so weit weg wie möglich.
    »Moment mal 一 zeig mir das. «
    »Meinst du das da? « Delanie reichte ihm das kleine Transistorradio. »Leider funktioniert, nicht. «
    »Doch. Ein Glück, dass du das alles mitgeschleppt hast! Dank deiner Sturheit kann ich jetzt mein Team alarmieren. «
    »Oh, ich mache mich sehr gern nützlich. « Delanie kroch endgültig ins winzige dunkle Zelt, streckte sich auf dem Rücken aus und legte einen Arm über ihre Augen. Während sie sich zu entspannen suchte, lauschte sie Kyles Stimme, die irgendwas ins Radio murmelte, und dachte erbost an das unvollendete Gespräch.
    In stetigem, irgendwie tröstlichem Rhythmus trommelte der Regen auf das Segeltuch.
    Als Kyle seinen großen, breitschultrigen Körper ganz ins Zelt zwängte, setzte sie sich sofort auf und zog die Beine an. Nun herrschte eine unangenehme, druckende Atmosphäre in diesem beengten Raum. Obwohl es um die Mittagsstunde taghell sein müsste, breitete sich nächtliches Dunkel aus. »Hast du deine Leute erreicht? «
    »Ja.«
    Delanie stützte ihre Arme auf die Knie und vergrub den Kopf darin. Solange sie Kyle und sich selbst weismachen konnte, er würde ihr nichts bedeuten, drohte ihr keine Gefahr Die Liebe hatte ihre Mutter bewogen, sich jahrelang an einen verheirateten Mann zu klammern und ihm zwei Kinder zu schenken. Niemals hatte sie einen Feiertag, einen Geburtstag oder ein Wochenende mit ihm verbracht. Und jetzt suchte ihre Mutter ihn immer noch in jedem neuen Liebhaber über zehn Jahre,

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