Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
…« Langsam und geistesabwesend streichelte sie den Zopf. »Ob ich hineingehen konnte oder nicht, spielte keine Rolle. Natürlich warst du mir böse. Dazu hattest du auch allen Grund. Tut mir Leid, Kyle. Immer wieder habe ich dich und deinen Job gefährdet. Aber ich war so wütend. Dauernd hast du mir Vorschriften gemacht. Das hasse ich weil ich’s nicht gewöhnt bin. « Ihr reumütiges Lächeln brach ihm fast das Herz. »Und ich bin’s auch nicht gewöhnt, dass sich jemand um mich sorgt. «
Großer Gott. Nicht jetzt. Sicher, dieses Gespräch mussten sie führen. Bald. Aber nicht jetzt. Das war weder der richtige Zeitpunkt noch der geeignete Ort. Um sich alles von der Seele zu reden, brauchte er ein komfortables Ambiente auf neutralem Terrain. »Dann solltest du dich dran gewöhnen. Besonders angenehm war das Szenario auf dem Izquierdo nicht. Aber es hat seinen Zweck erfüllt. Mittlerweile bist du etwas vorsichtiger geworden. «
Ein paar Sekunden lang starrte sie vor sich hin. Unablässig prasselte der Regen auf das Zelt herab. Sein Rhythmus schien dem Herzschlag des Dschungels zu folgen. »Wenn ich meine Schwester gefunden habe, werde ich Isabella was antun«, erklärte sie in entschiedenem Ton. »Irgendwas von apokalyptischen Ausmaßen.«
»Ja, die Rache wäre süß«, bemerkte er und ignorierte ihre rebellische Miene. Die hatte sie aufgesetzt, sobald ihr klar geworden war, dass er ihre Vergeltungsmaßnahmen durchkreuzen würde. »Wenn mein Team hier eintrifft, wirst du dich nicht mehr in Isabella Monteros Nähe befinden. Keine Bange, ich werde mich um sie kümmern. «
In ihrem blassen Gesicht wirkten die Augen unnatürlich dunkel, und er sah, wie sie tief Luft holte 一 für den unvermeidlichen Protest. »Ich will’s ihr selber heimzahlen. «
»Glaub mir, ich verstehe deinen Rachedurst. Wenn’s irgendwie möglich ist, lasse ich Isabella in Geschenkpapier wickeln und dir überreichen. Aber morgen steht viel mehr auf dem Spiel als
deine
verdammten Wünsche. Was sie dir angetan hat, bedauere ich zutiefst. Trotzdem darfst du uns nicht zur Last fallen. «
»Hör mal …«
»Damit ist das Thema beendet«, unterbrach er sie. »Sag mir, wo ich dich finde, wenn das alles vorbei ist. «
Blitzschnell sprudelte die Adresse in Sacramento über ihre Lippen, und er wusste verdammt gut, was sie erwartete 一 dass er sie später nicht daran erinnern wurde. Mit schmalen Augen peilte sie ihn an. »Erzähl mir bloß nicht, du willst mich wiedersehen. «
»Warum nicht? Ich liebe dich. Nein, erzähl mir nicht noch einmal diesen Unsinn, du würdest mich nicht lieben. Natürlich liebst du mich. Aber du gibst es nicht zu. Dafür bist du viel zu stur. « Am liebsten wäre er aufgesprungen und draußen herumgelaufen. Aber er wollte verdammt sein, wenn er sich dem strömenden Regen aussetzte. Frustriert hörte er seine Backenzähne knirschen und spürte klebrigen Schweiß am Rücken.
»Weißt du was, Dschungel Girl? Ich glaube, jetzt habe ich dich durchschaut. Jedes Mal, wenn du meine Hilfe ablehnst und alles selber erledigen willst, forderst du mich heraus. Ich soll dir
beweisen
, dass du dich auf mich verlassen kannst. «
»Mach dich nicht lächerlich …«
»Ich soll dir
zeigen
, dass ich nicht weggehen werde 一 was immer auch geschehen mag. Und ich soll dich von meiner Liebe überzeugen. « Seine Augen verengten sich. »Habe ich nicht Recht, Delanie? « Er tastete nach seiner Schulter, um den Zopf nach hinten zu werfen. Aber der war verschwunden. Seufzend fuhr er fort: »Wann immer wir reden oder uns lieben oder uns nur anschauen, stellst du mich auf die Probe. Um zu sehen, wie schnell ich dich enttäuschen werde. «
»Offenbar weißt du nicht, wovon du redest! «, fauchte sie.
»Oh, doch, verdammt noch mal. Bisher hat dich jeder enttäuscht. Und deshalb distanzierst du dich von allen Leuten. Du bist ihre Richterin, verurteilst sie und bestimmst das Strafmaß. Natürlich versagen sie alle. Und sie bereiten dir keine unangenehmen Überraschungen, weil du regelmäßig schon vorher weißt, wozu ihre Aktivitäten führen. «
»Versuchst du zu analysieren, warum ich dich nicht liebe? « Wieder einmal hörte sie ihm zu, ohne den Sinn seiner Worte zu verstehen.
»Verdammt, Delanie, begreifst du denn nicht? Ich will dir klarmachen, dass du dich selber verletzt. Überleg doch, was du aus deiner Familie gemacht hast deinem Lebensinhalt! Mit deiner selbstlosen Hingabe entmachtest du deine Verwandten und gibst ihnen gar keine
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