Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Gelegenheit, auf eigenen rußen zu stehen, aus ihren eigenen Fehlern zu lernen. «
»Sie brauchen mich«, erwiderte sie und rückte von Kyle weg, so weit, wie es in dem beengten Zelt möglich war.
»Und warum sind deine Mutter und deine Schwester weggelaufen? «
»Ich liebe meine Familie. Und ich sorge für sie, so gut ich’s kann.«
»Sicher hast du noch andere Leute unter deine Fittiche genommen. Nicht nur deine Mutter und deine Schwester. Zähl sie doch mal auf. Das interessiert mich. «
»Warum gehst du nicht zum Teufel? «, fragte sie honigsüß. »Es sei denn, du hast auch noch in Psychologie promoviert.«
»Um dein Problem zu diagnostizieren, brauche ich keinen Doktortitel. Du bist ein Paradefall. Also? Wen gibt’s sonst noch? «
Unbehaglich rutschte sie auf der Segeltuchmatte umher »Mein Großvater und meine Tante wohnen bei mir. Seit Jahren leidet er an Alzheimer. Dafür kann er nicht. «
»Und deine Tante? Muss sie ein Glasauge oder ein Holzbein verkraften? «
»Ihre Scheidung hat sie schrecklich mitgenommen. «
»Wann ist das passiert? «
»Vor neun Jahren.«
»Dann warst du neunzehn, als sie zu dir gezogen ist. «
Statt zu antworten, zuckte Delanie die Achseln.
»Laufen
alle
deine Verwandten zu dir, wenn sie irgendwelche Schwierigkeiten haben? «
»Nicht jeder ist so stark und selbstständig. «
»Und zu wem gehst du, Delanie? Wer hilft dir und tröstet dich, wenn was schief läuft? «
»Ich sorge für mich selber. «
»Muss das großartig sein! Keinen Menschen zu brauchen und alle Probleme allein zu lösen … Aber glaub mir, Delanie, niemand ist eine Insel. «
»Hast du auch Philosophie studiert? O Mann, du bist ja ein Multitalent. Und was schlägst du mir vor? «, fragte sie in ruhigem Ton. »Soll ich mich in deine tröstlichen Arme werfen, weil ich sonst niemanden habe? Verdammt noch mal, ich komme sehr gut allein zurecht. Hast du’s noch immer nicht mitgekriegt? Heiliger Himmel, was willst du eigentlich von mir, Kyle? «
Seufzend rieb er sich das Kinn. »Ganz einfach du sollst instinktiv erkennen, dass ich dir niemals wehtun werde, und selbst mir vertrauen. Liebe ist kein Zeichen von Schwäche das müsstest du endlich lernen. «
»Gar nichts muss ich. Und ich vertraue dir. Das habe ich bereits erwähnt. «
»Scheiße! Du bist sauer auf mich 一 weil ich mich nach dem Wochenende in San Francisco nicht bei dir gemeldet habe. Verstehst du’s denn nicht? Kurz danach übernahm ich diese Mission, und die war viel komplizierter, als wir alle dachten. «
»Hättest du mir davon erzählt. Dann wäre ich nicht so enttäuscht gewesen …«
»Und was sollte ich dir sagen? Ich liebe dich, aber ich komme erst wieder in vier oder fünf Jahren zu dir. Sei so nett und warte auf mich. Dann reden wir über alles. « Stöhnend schüttelte er den Kopf. »Ich wäre ein Schatten in deiner sonnigen Welt gewesen. Offen gestanden ich wusste nicht, was ich dir nach dieser Aktion bieten könnte. Oder ob ich dir
überhaupt
etwas bieten könnte.«
Nun entstand eine lange Pause. Nur der prasselnde Regen und das Wasser, das von den Ästen in die Pfützen tropfte, durchbrachen die Stille.
»Ich hatte meine eigenen Schwierigkeiten, Kyle«, erklärte sie müde.
»Ja, das ist mir mittlerweile klar geworden. « Am liebsten hätte er die Zeit um vier Jahre zurückgedreht. Vielleicht wäre das Leben anders verlaufen…
Verdammt, wie sollte er an sie herankommen? Er spürte die Wärme ihres Körpers, roch den Duft ihrer Haut. Und trotzdem war sie so weit von ihm entfernt.
Sie brauchte sehr viel Liebe. Und sie musste endlich einsehen, dass es nicht nötig war, ewig stark zu sein. Entschlossen suchte er nach den richtigen Worten, um ihre emotionale Blindheit zu besiegen. Wenn man etwas Wertvolles erringen wollte, sollte man dafür kämpfen. Diese Lektion hatte er schon vor langer Zeit gelernt. Und Delanie ist den Dritten Weltkrieg wert, dachte er mit einem wehmütigen Lächeln. »Würdest du in den nächsten paar Stunden versuchen, deine Sturheit zu überwinden? «, fragte er leise. »Nur bis wir diese Lichtung verlassen. Könntest du so lang einfach der Mensch sein, der du in Wirklichkeit bist? «
»Klar. Was immer du willst. «
Kyle berührte ihre Wange. Warm. Und weich. »Das ist weder der passende Zeitpunkt noch der richtige Ort für tief schürfende Gespräche. Mit diesen nächsten Stunden sollten wir was Besseres anfangen. Und ich weiß auch, was. «
»Oh, tatsächlich?« Offensichtlich fiel es ihr
Weitere Kostenlose Bücher