Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Hintergrund der Bar und wünschte inbrünstig, Kyle würde endlich hereinkommen.
Vier Monate und drei Tage. Wer hatte gedacht, dass sie den Mann so schmerzlich vermissen würde?
An diesem frühen Nachmittag war die Bar gut besetzt, größtenteils mit Hafenarbeitern und spärlich bekleideten Frauen, die Delanie für Prostituierte hielt. Eine hübsche Rothaarige saß allein in einer Ecke, trank ein Mineralwasser und schien auf jemanden zu warten. An der Theke beugten sich zwei Jungs in Jeans und T-Shirts, offenbar Touristen, über Stadtpläne und Reiseführer. Zwei StauerTypen ließen Delanie nicht aus den Augen, seit sie das Lokal vor zwei Stunden betreten hatte. Sie nahm eine kleine Spraydose aus ihrer Handtasche und hielt sie unter dem Tisch fest.
In den Gestank verfaulter Bodenbretter mischte sich der Geruch von Teer, Salzwasser, billigem Fusel und noch billigerem Parfüm. Sie musste den Verstand verloren haben. Warum war sie hier, in dieser Bar, in Rio de Janeiro? Schon auf der Reise von Montana nach Brasilien hatte sie ihren Entschluss tausend Mal bereut.
Der Kamikaze-Taxifahrer hatte sie in halsbrecherischem Tempo durch die Slums und verwahrloste schmale Straßen zur Last Chance Bar im Hafenviertel kutschiert und mit quietschenden Reifen davor gebremst. Doch die Sehnsucht nach Kyle war stärker als die Angst vor allen Gefahren, die ihr drohen mochten.
Last Chance die letzte Chance. Wie passend. Nicht zum ersten Mal überlegte sie, ob Darius gelogen und sie um die halbe Welt geschickt hatte, um sie loszuwerden. Der Verdacht lag nahe, denn der Mann, den sie Dares Behauptung zufolge in dieser Kneipe treffen sollte, war nicht da.
Der Barkeeper trat an ihren Tisch und ergriff die Kaffeetasse, die sie in der letzten Stunde geleert hatte. »Wollen Sie Miete zahlen, Señorita? «
Hastig zog sie zwanzig Dollar aus dem »Bestechungsfach« ihrer Geldbörse und gab sie ihm. »Ich nehme eine Flasche 一 was man hier so trinkt. «
Ein anzügliches Grinsen entblößte mehrere Goldkronen unter einem buschigen schwarzen Schnurrbart. Dann schlurfte der Mann hinter die Theke zurück. Ein Seemann stand von seinem Tisch auf, flüsterte seinem Saufkumpan etwas zu und wankte zu Delanie. Unsanft packte er ihren Arm.
»He!« Als er sie auf die Beine zerrte, glitt die Handtasche von ihrem Schoß.
»Wie viel? «, lallte er und blies ihr damit seine Bierfahne ins Gesicht.
»Lassen Sie mich los! « Sie drückte auf die Spraydose, und das Tränengas zischte in die Richtung seiner Kehle. Verdammt, sie musste weiter nach oben zielen. »Ich bin keine …«
Plötzlich stand die Rothaarige neben ihrem Ellbogen. Ebenso wütend wie Delanie sich fühlte, umklammerte sie den Bizeps des Betrunkenen und attackierte ihn mit einem portugiesischen Wortschwall. Ganz langsam verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, während sie seinen Arm streichelte und ihn zur Tür führte.
Delanie sank auf ihren Stuhl zurück, sah die beiden draußen im Sonnenschein verschwinden und dankte ihrem unvermuteten Schutzengel. Welch ein Glück, dass der Rotschopf sein Terrain so vehement verteidigte … Der Barkeeper brachte ihr ein Glas voller Fingerabdrücke und eine staubige Flasche, knallte beides auf den Tisch und kehrte zu seinen anderen Gasten zurück, ohne ihr das sicher beträchtliche Wechselgeld auszuhändigen.
Tapfer ignorierte sie den grauen Wurm, der sich auf dem Boden des Glases ringelte, goss Schnaps hinein und hielt es mit beiden Händen fest, als müsste sie sich ans liebe Leben klammern.
Darius hatte ihr erklärt, Kyle würde diese Bar jeden Nachmittag um drei besuchen. Seit zwei Uhr saß sie hier, falls er früher kommen sollte. Jetzt war es zehn nach vier. Wo zum Teufel steckte er? Ihr Körper und ihre Seele sehnten ihn ungeduldig herbei.
Wie sehr ihn ihr Entschluss verletzt hatte, mit Lauren nach Montana zu fliegen, wusste sie. Und wie schmerzlich sie selbst darunter litt, wusste nur Gott. Jeder Tag hatte die Wunde in ihrem Herzen vertieft. Nun war sie um die halbe Welt gereist, um alles wieder gutzumachen.
Lauren würde vollends genesen. Etwas anderes würde Dare gar nicht erlauben. Widerstrebend hatte er Delanie in einer kleinen Hütte auf der Ranch einquartiert, wo ein Trainingscamp der T-FLAC lag. Von dort konnte sie die Klinik zu Fuß erreichen. Während der letzten vier Monate hatte sie alle Ärzte, Krankenpfleger und -pflegerinnen und Psychiater kennen gelernt. Mit der Betreuung ihrer Schwester war sie hoch zufrieden.
Halb und
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