Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
Henry! «, rief Kyle zur Theke hinüber. »Zwei Cola mit Eiswürfeln. Danke! Und wie geht’s deiner Schwester, Dschungel-Girl? «
»Ganz gut. Aber bis es ihr wirklich gut geht, wird´s noch eine Weile dauern. Die Ärzte in dieser Klinik sind tatsächlich fabelhaft. Und ich glaube, sie kann sich besser auf ihre Genesung konzentrieren, wenn ich nicht dauernd bei ihr rumhänge. «
»Erstaunlich. Hast du das allein herausgefunden? «
»In Montana unterzog ich mich einer Psychotherapie«, gestand sie. »Was du in jener Nacht sagtest 一 dass es falsch war zu glauben, ich würde niemanden brauchen 一, damit hattest du Recht. « Er saß einfach nur da und schaute sie an, mit unergründlicher Miene, und sie wich seinem Blick nicht aus. »Aber dass ich dich veranlassen wollte, um mir irgendwas zu
beweisen
das stimmt. Ich habe mich selbst herausgefordert. Nicht dich.« Unsicher lachte sie. »Ich konnte meinen eigenen Instinkten nicht trauen. « Warum starrte er sie unentwegt an? Es war so verdammt schwierig, seine Gedanken zu lesen. »Bitte, würdest du endlich reden? «
»Nach meiner Meinung sollte man Verletzlichkeit nicht mit Abhängigkeit gleichsetzen. Lieben und geliebt zu werden -das gibt uns Kraft. Und diese Kraft wächst, wenn wir einander vertrauen 一 wenn wir einander erlauben, abwechselnd Heldentaten zu vollbringen. Wenn wir uns gemeinsam weiterentwickeln und stark sind, sobald der andere Hilfe braucht. Auf diese Weise schließt sich ein Kreis, Delanie. Aber du musst mir auf halbem Weg entgegenkommen. «
»Ich bin hier, nicht wahr? « Nach wie vor ungerührt, saß er ihr gegenüber, die Arme auf den Tisch gestutzt. Sie schluckte nervös.
»Warum? «, fragte er.
Weil ich von dir träume, ganz egal, ob ich schlafe oder wach bin. Weil ich jeden Tag vierundzwanzig Stunden lang an dich denke. Weil ich dich vermisse.
»Weil
du
hier bist. «
»Oh, in letzter Zeit war ich an vielen Orten. Ohne dich. Trinkst du darauf? «
Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Wieso machst du’s mir so schwer? «
Er trank seine Cola und stellte das Glas beiseite. Offenbar hielt er sein Schweigen für eine ausreichende Antwort.
»Warum? «, wisperte sie.
»Weil man nichts Kostbares auf die leichte Tour gewinnt. «
Für ein paar Sekunden schloss sie die Augen. Dann schaute sie ihn eindringlich an. »Ich mag dich, Kyle. «
Plötzlich wirkten seine Augen traurig. Aus welchem Grund? Hatte sie nicht soeben ausgesprochen, was er hören wollte?
»Du musst mich nicht retten, Delanie. In zwei Tagen fliege ich nach Hause. « Als er ihre Verwirrung bemerkte, fügte er in mildem Ton hinzu: »Da für Lauren gesorgt ist, befindest du dich wahrscheinlich gerade zwischen zwei familiären Krisen.
Mich
musst du nirgendwo rausholen, Dschungel Girl. Such dir ein anderes Betätigungsfeld. «
»Hast du mir nicht zugehört? «
»Doch«, erwiderte er kühl.
Irritiert runzelte sie die Stirn. »Zahlst du mir meine Lüge heim? «
»Welche Lüge war das? «
»Nun, ich sagte ich würde dich nicht lieben. «
»War das eine Lüge? «
»Hätte ich dir bloß vertraut… Aber als du mir deine Liebe erklärt hast, hatte ich Angst und wagte nicht, dir zu glauben. Hätte ich’s ernst genommen und eine Enttäuschung erlebt -das wäre unerträglich gewesen. Deshalb musste ich mich schützen. Bitte, Kyle! «, flehte sie, verzweifelt über sein beharrliches Schweigen. »Könnten wir woanders drüber reden? In meinem Hotel?«
»Vorerst möchte ich nicht mit dir allein sein. Hast du Lust auf einen Hamburger? «
»Um Himmels willen, warum willst du nicht mit mir allein sein? «
»Weil wir übereinander herfallen würden. Und wie gut wir uns im Bett verstehen, wissen wir schon. Ich nehme den Spezial-Hamburger, mit Pommes frites. Und noch eine Cola. Du auch, Delanie?«
Ungläubig beobachtete sie, wie er den Barkeeper heranwinkte und ihm seine Wünsche mitteilte. Beide Männer wandten sich erwartungsvoll zu ihr. »Für mich nichts, danke«, murmelte sie frostig.
Zum Teufel mit Kyle. Monatelang hatte sie sich mit ihren Emotionen und Ängsten herumgeschlagen, dann war sie um die halbe Welt geflogen, und er besaß nicht einmal so viel Anstand, vernünftig mit ihr zu sprechen. Wieder einmal verwandelte sich ihr Kummer in heißen Zorn.
Sie wartete, bis der Barkeeper außer Hörweite war bis das Gefühl nachließ, jemand hätte in ihren Magen geboxt. »Für dich ist alles nur ein Spiel gewesen, nicht wahr? Was du mir erzählt hast dass du mich lieben würdest,
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